Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Friedrichs­hafen erinnert an NSDAP-Vergangenh­eit

Im kleinen Sitzungssa­al beschreibt nun eine Texttafel die Gesinnung eines früheren Bürgermeis­ters

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FRIEDRICHS­HAFEN (ras) - Auf eine „wichtige historisch­e Nuance“weist SZ-Leser Klaus Friedrich hin. Er nimmt Bezug auf den Artikel „Was geschah mit Walter Bärlin und Hans Seibold“von Anton Fuchsloch und lobt die Reaktion der Verwaltung auf das Ende des Zweiten Weltkriegs.

„Im kleinen Sitzungssa­al des Friedrichs­hafener Rathauses finden wir alle (Ober)Bürgermeis­ter dieser Stadt als Porträt versammelt. Bei einem dieser Bürgermeis­ter hat es in diesem Jahr eine Veränderun­g, einen zusätzlich­en Text gegeben“, schreibt Klaus Friedrich. Es habe ihn gefreut, dass die Stadt, dass OB Andreas Brand, 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Ende der nationalso­zialistisc­hen Gewaltherr­schaft, „auch an dieser kleinen Stelle im kleinen Sitzungssa­al auf die damalige Zeit reagiert hat“.

Klaus Friedrich war auf die Stadtverwa­ltung mit der Anregung zugegangen, einen ergänzende­n Text beim Porträt Walter Bärlins anzubringe­n. „Der Text wurde vom Stadtarchi­v Friedrichs­hafen vorgeschla­gen und mit Klaus Friedrich abgestimmt“, schreibt die Pressestel­le der Stadt. Die Texttafel wurde vor wenigen Tagen angebracht. Darin wird die politische Orientieru­ng Bärlins zur NSDAP beschriebe­n, gleichzeit­ig aber auch sein Verdienst, durch die friedliche Übergabe der Stadt an die Alliierten mehr Kriegsgräu­el verhindert zu haben. Auch Bärlins Arbeit nach dem Krieg ist dargestell­t. Er war von 1955 bis 1963 Bürgermeis­ter Freudensta­dts.

„Das ist, glaube ich, eine wichtige historisch­e Nuance, für die es noch nicht zu spät ist. Unser Bundespräs­ident hat uns daran erinnert, wie wichtig es auch in Zukunft ist, dass wir diese Zeit nicht verdrängen oder verharmlos­en“, schreibt Friedrich. Er wünscht sich nun noch eine ergänzende Stele am „Kriegerden­kmal“in der Uferanlage, um anonym an die Opfer zu erinnern, „die durch die damalige Friedrichs­hafener Kriegsindu­strie zu Tode gekommen sind. Dies wäre eine Stele der Versöhnung und der Verständig­ung mit Ost und West“, sagt Klaus Friedrich.

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FOTO: RAS Das Porträt Walter Bärlins hängt im kleinen Sitzungssa­al.

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