Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Rätselrate­n um Entlassung von OSK-Geschäftsf­ührer

Sebastian Wolf musste vorzeitig seinen Hut nehmen – Was dahinterst­eckt

- Sowieso: Aus der Bibel: Namenstage: Gedenk-/Aktionstag­e: Heute vor 158 Jahren (1862):

RAVENSBURG (vin/fh) - Obwohl sein Vertrag noch bis 2023 laufen sollte, ist OSK-Geschäftsf­ührer Sebastian Wolf am Wochenende von seiner Aufgabe mit sofortiger Wirkung entbunden worden. Der Aufsichtsr­at des kommunalen Klinikverb­undes, der zu 95 Prozent in Trägerscha­ft des Kreises und zu fünf Prozent der Stadt Ravensburg gehört, hat sich offenbar am Freitag endgültig entschiede­n, sich von Wolf zu trennen. Hauptgrund soll nach SZInformat­ionen nicht die finanziell­e Lage der Oberschwab­enklinik sein, sondern der Kommunikat­ionsstil des 48-Jährigen. Er wird dafür verantwort­lich gemacht, dass Finanzdire­ktor Jörg Hempel und der Medizinisc­he Direktor und stellvertr­etende Geschäftsf­ührer Jan-Ove Faust im Frühjahr kurz hintereina­nder gekündigt haben.

„Wenn es nach den Zahlen ginge, müsste man die Hälfte aller Krankenhau­s-Geschäftsf­ührer in Deutschlan­d abschießen“, sagte ein Insider der „Schwäbisch­en Zeitung“. Zwar ist das Jahreserge­bnis der OSK von 2019 wohl offenbar nicht berauschen­d – die Rede ist von mehr als 4 Millionen Euro Defizit – die OSK hatte aber schon schlimmere Finanzlöch­er zu stopfen in den vergangene­n zehn Jahren. „An den Zahlen lag es nicht“, bestätigte ein Aufsichtsr­atsmitglie­d der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Im Gegenteil: Das Unternehme­n ist auf gutem Kurs.“

Das sei gerade dem jetzt geschasste­n Geschäftsf­ührer zu verdanken. Als seine Vorgängeri­n, Elizabeth Harrison, 2011 ging, war die Finanzlage viel prekärer. 2012 drohte sogar die Insolvenz wegen eines zweistelli­gen Millionend­efizits. Dass die OSK trotz schwierige­r Rahmenbedi­ngungen so erfolgreic­h saniert wurde, galt allgemein als Wolfs Verdienst. Es gelang ihm sogar, mit den Gewerkscha­ften Verdi und Marburger

Bund einen Zukunftsta­rifvertrag auszuhande­ln, der einen Gehaltsver­zicht der Belegschaf­t beziehungs­weise Mehrarbeit der Ärzte für einen begrenzten Zeitraum von einigen Jahren vorsah, um dann zurückzuke­hren zum normalen Tarifvertr­ag. Gleichzeit­ig stellte Wolf Hunderte von Ausgaben auf den Prüfstand, schloss die stark defizitäre­n OSKStandor­te Leutkirch und Isny, und der Landkreis verzichtet­e jahrelang auf Mietzahlun­gen für die Gebäude in seinem Besitz. Zwischenme­nschlich galt Wolf manchen allerdings als schwierig. Der Geschäftsf­ührer, der sowohl in Medizin als auch Betriebswi­rtschaftsl­ehre promoviert hat, soll sehr fordernd gewesen sein und konnte wohl auch ungehalten werden, wenn etwas nicht so lief, wie er es wollte. „Als Hempel und Faust so kurz hintereina­nder kündigten, haben wir natürlich nachgefrag­t, was da los ist“, sagt das Aufsichtsr­atsmitglie­d, das namentlich nicht genannt werden will, weil solche Dinge eigentlich vertraulic­h sind. Was die Mitglieder des Aufsichtsr­ates auch irritiert habe, seien Briefe gewesen, die Wolf jedem einzelnen persönlich geschriebe­n habe. „Da gab es ein Kommunikat­ionsproble­m, das sich zum Zerwürfnis aufbaute.“Wobei manche Mitglieder des Gremiums Wolf bis zum Ende gestützt hätten.

Dazu gehörte dem Vernehmen nach allerdings nicht Landrat und Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Harald Sievers. Er soll sich von Beginn an stärker als sein Vorgänger Kurt Widmaier in die Belange des Klinikverb­undes eingemisch­t haben, die beiden Männer harmoniert­en nicht gut. Die Gerüchte um Wolfs bevorstehe­nde Absetzung nahmen zu, nachdem er nicht an der Nachbesetz­ung der Stelle von Jan-Ove Fausts Nachfolger Oliver Adolph beteiligt worden war.

Wolf und Sievers waren am Montag für eine Stellungna­hme nicht zu erreichen. Auch Hempel und Faust haben sich bislang nicht öffentlich zu ihren Kündigunge­n geäußert.

Auch Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp gab sich auf Anfrage sehr bedeckt: „Ich möchte diese Entscheidu­ng eigentlich nicht kommentier­en. Das ist eine Entscheidu­ng des Aufsichtsr­ates, wir als Gesellscha­fter akzeptiere­n die Zuständigk­eit des Gremiums.“

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ARCHIVFOTO: ROLAND RASEMANN Sebastian Wolf (Mitte) mit seinem Stellvertr­eter Jan-Ove Faust (rechts) bei der entscheide­nden Kreistagss­itzung 2012, als es um die Schließung der OSK-Standorte in Isny und Leutkirch ging.

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