Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Rätselraten um Entlassung von OSK-Geschäftsführer
Sebastian Wolf musste vorzeitig seinen Hut nehmen – Was dahintersteckt
RAVENSBURG (vin/fh) - Obwohl sein Vertrag noch bis 2023 laufen sollte, ist OSK-Geschäftsführer Sebastian Wolf am Wochenende von seiner Aufgabe mit sofortiger Wirkung entbunden worden. Der Aufsichtsrat des kommunalen Klinikverbundes, der zu 95 Prozent in Trägerschaft des Kreises und zu fünf Prozent der Stadt Ravensburg gehört, hat sich offenbar am Freitag endgültig entschieden, sich von Wolf zu trennen. Hauptgrund soll nach SZInformationen nicht die finanzielle Lage der Oberschwabenklinik sein, sondern der Kommunikationsstil des 48-Jährigen. Er wird dafür verantwortlich gemacht, dass Finanzdirektor Jörg Hempel und der Medizinische Direktor und stellvertretende Geschäftsführer Jan-Ove Faust im Frühjahr kurz hintereinander gekündigt haben.
„Wenn es nach den Zahlen ginge, müsste man die Hälfte aller Krankenhaus-Geschäftsführer in Deutschland abschießen“, sagte ein Insider der „Schwäbischen Zeitung“. Zwar ist das Jahresergebnis der OSK von 2019 wohl offenbar nicht berauschend – die Rede ist von mehr als 4 Millionen Euro Defizit – die OSK hatte aber schon schlimmere Finanzlöcher zu stopfen in den vergangenen zehn Jahren. „An den Zahlen lag es nicht“, bestätigte ein Aufsichtsratsmitglied der „Schwäbischen Zeitung“. „Im Gegenteil: Das Unternehmen ist auf gutem Kurs.“
Das sei gerade dem jetzt geschassten Geschäftsführer zu verdanken. Als seine Vorgängerin, Elizabeth Harrison, 2011 ging, war die Finanzlage viel prekärer. 2012 drohte sogar die Insolvenz wegen eines zweistelligen Millionendefizits. Dass die OSK trotz schwieriger Rahmenbedingungen so erfolgreich saniert wurde, galt allgemein als Wolfs Verdienst. Es gelang ihm sogar, mit den Gewerkschaften Verdi und Marburger
Bund einen Zukunftstarifvertrag auszuhandeln, der einen Gehaltsverzicht der Belegschaft beziehungsweise Mehrarbeit der Ärzte für einen begrenzten Zeitraum von einigen Jahren vorsah, um dann zurückzukehren zum normalen Tarifvertrag. Gleichzeitig stellte Wolf Hunderte von Ausgaben auf den Prüfstand, schloss die stark defizitären OSKStandorte Leutkirch und Isny, und der Landkreis verzichtete jahrelang auf Mietzahlungen für die Gebäude in seinem Besitz. Zwischenmenschlich galt Wolf manchen allerdings als schwierig. Der Geschäftsführer, der sowohl in Medizin als auch Betriebswirtschaftslehre promoviert hat, soll sehr fordernd gewesen sein und konnte wohl auch ungehalten werden, wenn etwas nicht so lief, wie er es wollte. „Als Hempel und Faust so kurz hintereinander kündigten, haben wir natürlich nachgefragt, was da los ist“, sagt das Aufsichtsratsmitglied, das namentlich nicht genannt werden will, weil solche Dinge eigentlich vertraulich sind. Was die Mitglieder des Aufsichtsrates auch irritiert habe, seien Briefe gewesen, die Wolf jedem einzelnen persönlich geschrieben habe. „Da gab es ein Kommunikationsproblem, das sich zum Zerwürfnis aufbaute.“Wobei manche Mitglieder des Gremiums Wolf bis zum Ende gestützt hätten.
Dazu gehörte dem Vernehmen nach allerdings nicht Landrat und Aufsichtsratsvorsitzender Harald Sievers. Er soll sich von Beginn an stärker als sein Vorgänger Kurt Widmaier in die Belange des Klinikverbundes eingemischt haben, die beiden Männer harmonierten nicht gut. Die Gerüchte um Wolfs bevorstehende Absetzung nahmen zu, nachdem er nicht an der Nachbesetzung der Stelle von Jan-Ove Fausts Nachfolger Oliver Adolph beteiligt worden war.
Wolf und Sievers waren am Montag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch Hempel und Faust haben sich bislang nicht öffentlich zu ihren Kündigungen geäußert.
Auch Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp gab sich auf Anfrage sehr bedeckt: „Ich möchte diese Entscheidung eigentlich nicht kommentieren. Das ist eine Entscheidung des Aufsichtsrates, wir als Gesellschafter akzeptieren die Zuständigkeit des Gremiums.“
Jeder Mensch trägt stets einen Keim in sich, der seine Originalität ausmacht, jedes Individuum hat seine Geschichte. (August Strindberg , 1849 bis 1912, schwedischer Schriftsteller)
Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt. (Mahatma Gandhi, 1869 bis 1948, indischer Pazifist)
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Zum ersten Mal in der Geschichte hängt das physische Überleben der Menschheit von einer radikalen Veränderung des Herzens ab. (Erich Fromm, 1900 bis 1980, Philosoph und Sozialpsychologe)
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