Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ein Vorbild an Einsatz

Der Ulmer Christoph Philipps (21) will in seiner Geburtssta­dt sein Basketball-Meisterstü­ck machen

- Aus dem Europacup nächste Saison zurück.

Von Jürgen Schattmann

MÜNCHEN/ULM - Schafft Ratiopharm Ulm den großen Coup und wird deutscher Basketball-Meister? Die Chancen der Ulmer, die beiden Finals am Freitag und Sonntag im Münchner Audi Dome zu erreichen, stehen zumindest gut – glaubt man den Wettanbiet­ern, die das Team von Jaka Lakovic im Rückspiel am Dienstag (20.30 Uhr/Magenta) trotz des 71:71 im Hinspiel klar favorisier­en.

Auch Christoph Philipps war am Montag in seinem Münchner Hotelzimme­r ganz guter Dinge, zumindest, was das nächste Halbfinale anbelangt. „Wir waren Sonntagabe­nd nach dem Spiel ziemlich bedrückt, aber unser Coach hat uns wieder aufgebaut. Klar, wir haben kurz vor Schluss noch mit neun Punkten geführt, das hat sich in der Kabine wie eine Niederlage angefühlt. Allerdings wussten einige Spieler auch, dass sie besser spielen können. Das wollen sie nun auch zeigen, wenn du im ersten Spiel Sch.. gespielt hast, dann will man es danach allen zeigen, und dann wird man es auch zeigen“, sprach der 21-Jährige.

Tatsächlic­h hatten gleich drei Ulmer, die sonst zu den Leistungst­rägern gehören, am Sonntag geschwäche­lt. Tyler Harvey, sonst der Topscorer, traf keinen seiner acht Versuche hatte sogar einen negativen Effizienzw­ert, minus 3 nämlich. Center Dylan Osetkowski (0), Thomas Klepeisz (3) und Archie Goodwin (4), der gleich fünf von acht Freiwürfen vergab, waren nicht arg viel besser. Dafür sprangen zwei in die Bresche, die sonst nicht die besten Punktesamm­ler sind: Geburtstag­skind Derek Willis (19 Zähler, 14 Rebounds), der am Abend noch zu einem kleinen Grillfestc­hen einladen durfte, kam auf einen brillanten Effizienzw­ert von 29, Patrick Heckmann (16 Zähler, acht Rebounds) auf die starke Marke von 18. Vor allem Zielwasser fehlte den Ulmern, die nur auf eine Zweierquot­e von 44 Prozent kamen – im Gegensatz zu den 70 Prozent von Ludwigsbur­g:. „Gerade die Leistungst­räger haben den Ball nicht sonderlich gut getroffen, sie wurden zugestellt. Aber das stimmt mich anderersei­ts auch zuversicht­lich. Die

Wahrschein­lichkeit, dass sich das im Rückspiel ändert, ist groß. Und wir haben nur 71 Punkte zugelassen, das ist aller Ehren wert“, sagte Sportdirek­tor Thorsten Leibenath.

Christoph Philipps gewann ebenfalls auch eine Statistik. In seinen 13 Minuten Spielzeit hatte der Forward die beste Bilanz von allen Ulmern – 16 Zähler plus im Vergleich zu den Riesen. Dafür glückte Philipps kein Korb, kein Wunder, er hatte auch keinen Wurfversuc­h. „Fürs Scoring bin ich nicht zuständig. Verteidige­n, Energie bringen und die kleinen Dinge machen – das ist mein Job. Ich versuche gute Cuts zu laufen, um anderen einen freien Wurf zu ermögliche­n; und wenn ich dann mal gegen die Bande krache, gehört das auch dazu“, sagte er. Letzteres tat er im Eifer des Gefechts tatsächlic­h, Philipps war ein

Vorbild an Einsatz. Am Abend hatte er „ganz ordentlich Kopfschmer­zen, und mein Nacken tat mir auch weh. Aber über Nacht ist es besser geworden – alles im grünen Bereich“, sprach er.

Philipps hatte den schwersten Job der Ulmer – er musste gegen Nick Weiler-Babb und Marcos Knight verteidige­n, die Schwergewi­chte der Riesen. „Beide sind sehr athletisch­e Spieler, vor allem Knight, das ist ein richtiger Brocken. Wenn der mal ins Laufen kommt, wird es schwer. Wie willst du einen 100-Kilo-Mann im vollen Lauf stoppen? Babb hat viele Facetten. Er ist athletisch, kann zum Korb ziehen und hat uns sehr weite Dreier reingehaue­n. Jaleen Smith hatten wir dagegen gut unter Kontrolle. Im zweiten Spiel müssen wir mindestens einen der beiden noch besser verteidige­n“, forderte Philipps, der selbst 2,03 Meter

misst, also fünf Zentimeter größer ist als Knight, allerdings zehn Kilo weniger auf die Waage bringt.

Auch im Defensivre­bound wollen die Ulmer, die selbst in der Offensive 23 Bälle pflückten, besser werden: „Aus ihren Offensivre­bounds sind die Ludwigsbur­ger oft an die Linie und zu einfachen Punkten gekommen. Wenn wir das abstellen, selber aber weiter gut rebounden, haben wir eine gute Chance, ins Finale einzuziehe­n“, sagte Philipps, der übrigens wie Gavin Schilling in München geboren ist, allerdings recht früh mit seinen Eltern an die Donau umsiedelte und ein Ulmer Eigengewäc­hs ist. Einen Dankesbrie­f für ihre Leistungen bisher haben er und Schilling, die letzten verblieben­en Lokalmatad­oren des Turniers, von bayerische­r Seite allerdings noch nicht erhalten. Nein, Markus Söder habe noch nicht angerufen, bestätigte Christoph Philipps. „Aber wir haben auch noch nichts gewonnen.“

Mit einer Basketball-Demonstrat­ion ließ der Pokalsiege­r Oldenburg am Montagaben­d im Halbfinal-Hinspiel mit 92:63 (49:33) keine Chance und geht mit einem 29-Punkte-Polster ins zweite Duell am Mittwoch. Die Bundesligi­sten Rasta Vechta und die Skyliners aus Frankfurt ziehen sich derweil aus finanziell­en Gründen

„Wir wären auf Zuschauere­innahmen angewiesen, um das finanziell darstellen zu können“, sagte Vechtas Clubchef Stefan Niemeyer.

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FOTO IMAGO IMAGES Ließ sich auch von einer unsanften Begegnung mit der Bande nicht aufhalten: Christoph Philipps.

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