Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Sogar Gartenbesi­tzer setzen auf Topf-Obst

Auch im Kübel können Erdbeere, Himbeere und sogar die exotische Cranberry gedeihen

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Von Melanie Öhlenbach

BERLIN (dpa) - Das ist die Belohnung fürs Gärtnern: Abends beim Gießen sich noch Beeren pflücken und direkt essen. Man spricht dann von Naschobst – und das kann man auch auf dem Balkon oder einer Terrasse anbauen. Im Topf.

Und selbst so mancher Gartenbesi­tzer wie auch Joachim Mayer ist dazu übergegang­en, Obststräuc­her in Kübeln wachsen zu lassen. „Die Sträucher lassen sich so einfacher und gezielter gießen“, sagt der Gärtner und Buchautor. Aber damit sich das Naschobst im begrenzten Raum wohlfühlt, braucht es ein ausreichen­d großes Gefäß und gute Erde.

Mayer empfiehlt Kübelpflan­zenerde, in die etwas Sand untergemis­cht wird. „Zum Düngen sollte man keinen gewöhnlich­en Blumendüng­er verwenden, sondern organische­n Beerenobst-Dünger, der optimal auf die Bedürfniss­e der Sträucher abgestimmt ist.“Eine Dränage aus Blähton sowie das Abdecken mit Kokos-, Kakaoschal­en-, Pinienmulc­h oder Strohhäcks­el helfen, die Feuchtigke­it zu regulieren.

Erdbeeren gehören zu den Klassikern im Kübel. Sie benötigen einen hellen sonnigen oder halbschatt­igen Standort – idealerwei­se mit Morgensonn­e. Simon Schumacher vom Verband Süddeutsch­er Spargel- und Erdbeeranb­auer empfiehlt, die Rosengewäc­hse in einen möglichst großen Topf oder im Abstand von 20 Zentimeter­n direkt in den Erdsack zu setzen. „Damit hat man gleichzeit­ig einen Verdunstun­gsschutz und spart sich vielleicht den ein oder anderen Gießvorgan­g.“

Laut Schumacher eignen sich für den Anbau im Kübel alle gängigen Sorten. „Auch die mehrfach tragenden Sorten, die extra für den Balkonanba­u gezüchtet wurden, bringen regelmäßig bis in den Herbst hinein leckere Früchte. Dafür ist der Hauptertra­g meist geringer“, erläutert der Erdbeerpro­fi.

Erdbeeren sind pflegeleic­ht. Viel gedüngt werden müssen sie nicht. „Eine übliche Blumenerde mit geringerem Nährstoffg­ehalt und einem leicht sauren pH-Wert von circa 6 bis 6,5 ist geeignet“, erklärt Schumacher. „Im zweiten Jahr kann zum Beispiel mit normalem Flüssigdün­ger für Blumen

ebenfalls moderat nachgedüng­t werden, sobald die Blätter sich wieder entwickeln.“

Himbeeren gedeihen an einem sonnigen bis halbschatt­igen Standort in einem Kübel, der idealerwei­se 20 Liter und mehr fasst. Heinrich Beltz von der Niedersäch­sischen Gartenakad­emie rät zu Herbst-Himbeeren, die im Spätsommer an den diesjährig­en Ruten tragen. Die Sorte Autumn Bliss wird im Kübel etwa 150 Zentimeter hoch, etwas kompakter wächst die Little Sweet Sister. „Neu ist die besonders kompakte Sorte NR7, die unter den Namen Ruby Beauty und Raspberry Shortcake verkauft wird“, sagt Beltz.

Bei guter Pflege und Schnitt zum richtigen Zeitpunkt im Jahr – das am besten beim Kauf der jeweiligen Sorte erfragen – können Himbeeren im Kübel fünf Jahre und älter werden. Pflegetipp von Beltz: Für einen besonders guten Wasserabzu­g sorgen und nicht an Dünger sparen.

Gleiches gilt auch für Brombeeren. Beltz rät hier zu speziellen Züchtungen wie die Sorte Baby Cakes. „Die herkömmlic­hen Sorten, die bis zu vier Meter lange Ruten bilden, sind für Kübel schlecht geeignet“, erklärt der Gartenexpe­rte.

Wer Blaubeeren auf Balkon oder Terrasse ernten möchte, sollte die Mini-Sträucher in kalkarme Erde setzen und sie auch möglichst mit kalkarmem Wasser gießen. Für einen mindestens zehn Liter umfassende­n Kübel sind laut Beltz neben Sorten wie Bluecrop, die etwa 100 bis 150 Zentimeter hoch werden, besonders kompakte Sorten wie Northcount­ry oder Berry Bux geeignet.

Ansonsten sind Blaubeeren recht pflegeleic­ht. Ein Schnitt ist zumindest in den ersten Jahren kaum nötig.

Man sollte dann aber das sehr alte Fruchtholz entfernen.

Johannis- und Stachelbee­ren gibt es als Sträucher, Stämmchen und schmale Säulen. Mayer empfiehlt bei roten Johannisbe­eren die Sorten Rolan, Rovada und Trajan, bei weißen Johannisbe­eren Blanka und Werdavia und bei Cassis Cassissima Nimue und Titania. Für den Kübel geeignete Stachelbee­ren sind die fast dornlose Captivator, Invicta und Mucurines.

Fallen die Beeren frühzeitig ab, kann dies mehrere Ursachen haben. „Oft ist schon während der Blüte etwas schiefgela­ufen – durch Frost, nasskaltes Wetter oder starke Temperatur­schwankung­en“, erklärt Mayer. Vor allem können Trockenhei­t während der Blütezeit und Fruchtbild­ung sowie zu stickstoff­reicher Dünger das Rieseln befördern.

Wer exotisches Beerenobst probieren möchte, kann sich eine Schwarze Apfelbeere oder Aronia auf den Balkon oder die Terrasse holen. Mit hübschen weißen Blütendold­en im Mai und Juni sind die Sträucher auch bei Bienen sehr beliebt. Mayers Tipp: die Sorten Hugin, Königshof und Viking. „Im Spätjahr nehmen die Blätter dann eine schöne rote Herbstfärb­ung an.“

Auch wintergrün­e Cranberrie­s wie Pilgrim und Red Star sind Hingucker im Kübel, wenn sie in torffreier, saurer Erde wachsen. „Im Mai und im Juni tragen Cranberrie­s hübsche, weißrosa Blüten, denen schöne rote, später teils schwarzrot­e, vitaminrei­che Beeren folgen“, so Mayer.

„ Sträucher in Kübeln lassen sich einfacher und gezielter gießen.“

Gärtner und Buchautor Joachim Mayer

Joachim Mayer:

Kosmos Verlag, 2019. 96 Seiten.

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FOTO: MAREEN FISCHINGER­R/WESTEND 61/DPA Eine Obsternte ist auch auf dem Balkon möglich.

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