Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Liebe Ignoranz
Den Stinkefinger parat
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Fast reflexartig sind sie nach den Ereignissen von Stuttgart wieder da, die Forderungen nach mehr Respekt vor der Polizei und den Helfern der „Blaulichtfamilie“. Fakt ist nach meiner Meinung, dass es anscheinend in unserer Bevölkerung Gruppierungen gibt, die bereits den Stinkefinger parat haben, wenn sie einen Vertreter unseres Staates in Uniform sehen. Hier gilt es anzusetzen und diese Unbelehrbaren mit aller Konsequenz des Rechtsstaates zur Ordnung zu bringen. Allerdings ist hier auch die Justiz in der Pflicht. Solange solche Straftäter am nächsten Tag den Beamten an gleicher Stelle wieder auslachen, muss man Hochachtung vor den Polizeibeamten haben, wenn sie bei diesem Beruf bleiben.
Tettnang
Verstehen vieles nicht mehr
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Was bewegt eigentlich Jugendliche, die gewissermaßen noch in der persönlichen Entwicklung sind und denen bis jetzt jegliche Lebenserfahrung fehlt, und Menschen aus Hass und reiner Zerstörungswut einen solchen immensen Schaden anrichten? Ist es die „große Freiheit“, tun und machen zu können, zu was man gerade Lust hat? Wir, die ältere Generation, verstehen vieles nicht mehr und sind schockiert.
Dann immer das Geschwafel der Politiker: „Wir verurteilen diese Taten auf das Schärfste.“Dann lasst doch endlich Taten folgen, indem endlich strengere Gesetze als Abschreckung für solche Untaten vereinbart werden. Die Zeit wäre reif dazu – und honoriert auch endlich unsere Ordnungshüter dementsprechend, die ihren Kopf hinhalten müssen.
Wilhelmsdorf
Ein fatales Szenario
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Fälle wie Stuttgart oder Hamburg, so verschieden sie auch sein mögen, haben gezeigt, wie hasserfüllt und gewaltbereit Teile der jüngeren Generationen inzwischen agieren. Wenn dann auch noch von politischer Seite pauschale Vorwürfe wie Rechtslastigkeit, mangelnde Haltung oder Rassismus gegenüber Polizei und Bundeswehr in den Raum gestellt und von bestimmten Medien bereitwillig übernommen werden, dann ergibt die Mixtur das fatale Szenario einer in sich gespaltenen, von Verfall gekennzeichneten Gesellschaft.
Ehingen
Zur Glosse „Kein Mohren mehr und keine Möhre“(20.6.):
Ob man die lange Tradition der Namensgebung „Mohren“und der dazugehörigen stereotypischen Silhouette als erhaltungswürdig oder nicht sehen will, mag womöglich streitbar sein. Zumal, wenn man solche Umstände als eine Art Mahnmal für deren grauenhafte Herkunft aus Zeiten der kolonialen Sklaverei sehen würde, sowie auch für damit verbundene Völkermorde und für den rassistischen Gebrauch des Begriffs in den darauffolgenden Jahrhunderten. Jedenfalls scheint der Begriff de facto als solches wohl kaum in Erscheinung zu treten, wenn auf der Titelseite einer Zeitung dessen Tragweite ins Lächerliche gezogen wird. Wie sollte es auch anders sein zu einer Zeit, in der die Nachfahren der damals malträtierten Menschen noch immer für gleiche Rechte kämpfen müssen und wie in meinem Bekanntenkreis mehrmals jährlich in teils absurdesten Situationen von der Polizei kontrolliert werden, wie beispielsweise beim Frühsport. Und nebenbei bemerkt leben wir noch heute in einer westlichen Welt, die die damalige Ausbeutung ferner Länder im Grunde nicht abgeschafft hat, sondern in der perfiden Form eines modernen Kapitalismus fortsetzt. Man denkt nicht gerne an die bisweilen blutige Herkunft unserer Rohstoffe beim täglichen Tritt aufs Gaspedal, beim stündlichen Blick aufs Smartphone. Und genauso denkt wohl keiner daran, wieviel Negatives ein Begriff in sich tragen kann beim Spaziergang in der Mohrenstraße. Oder beim Verfassen eines Zeitungskommentars darüber.
Achberg
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