Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lebenslang für Stoß von Aussichtsplattform
LONDON (AFP) - Ein Jugendlicher, der vor knapp einem Jahr einen Sechsjährigen von einer Aussichtsplattform des Londoner Museums Tate Modern gestoßen und schwer verletzt hatte, ist zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Mindestens 15 Jahre müsse der heute 18-jährige autistische Täter Jonty Bravery im Gefängnis bleiben, befand Richterin Maura McGowan. Zur Begründung wies sie unter anderem darauf hin, dass Bravery die Tat lange vorher geplant hatte. Er sei eine „Gefahr für die Öffentlichkeit“und werde dies bleiben, sagte die Richterin. Sein Opfer werde nie mehr zu seinem alten Leben zurückkehren können.
Die Tat hatte für Erschütterung gesorgt. Der damals 17-jährige Bravery hatte am 4. August sein sechsjähriges französisches Opfer von der Aussichtsplattform im zehnten Stock des Tate Modern gestoßen. Der Junge überlebte, weil ein Vordach auf Höhe des fünften Stockwerks seinen Sturz abbremste. Er erlitt Brüche an Wirbelsäule, Beinen und Armen sowie eine schwere Hirnverletzung. Laut Staatsanwältin Deanna Heer sitzt er im Rollstuhl und benötigt noch mindestens bis August 2022 Rund-umdie-Uhr-Betreuung. Ob er vollständig genesen wird, sei ungewiss.
Bravery, der die Tat gestanden hatte, leidet unter einer Form von Autismus und einer Persönlichkeitsstörung. Er lebte zum Tatzeitpunkt in einer Einrichtung für betreutes Wohnen. Britischen Medien zufolge soll er schon Monate vor seiner Tat Mordpläne geschmiedet und Pflegekräften davon berichtet haben. Die Staatsanwältin hatte Bravery eine „Gefühlskälte“attestiert, die nicht typisch für Autismus sei, sondern für einen Psychopathen. Er habe die Folgen seiner Tat vollauf verstanden und genügend Selbstkontrolle besessen, um davon abzusehen. Laut der Staatsanwältin hatte der Jugendliche nach der Tat gelächelt und gelacht und dann gesagt: „Ja, ich bin verrückt ... Ich kann nichts dafür. Die sozialen Dienste sind schuld.“