Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Irrwege im Tettnanger Wald“
Zur Mehrheitsentscheidung des Kressbronner Gemeinderats, die Fahrradstraße zwischen Gießenbrück und Tettnang nicht zu befürworten, und zur Berichterstattung in der SZ erreichte uns folgende Leserzuschrift: Angesichts der knappen Entscheidung des Kressbronner Gemeinderats, eine Fahrradstraße nicht zu befürworten, sollte man jetzt ausschließlich in die Zukunft blicken und die vorgebrachten Argumente schnell vergessen.
Also, einige Jahre später: Der Rat ist neu gewählt. Einige verdiente Gemeinderäte haben es nicht mehr ins Gremium geschafft. Man beschließt, diesen Ehemaligen ein Andenken zu setzen, welches über die reine Ehrenbürgerwürde hinausgeht. Auf Vorschlag der Grünen werden beliebte Radwege im Tettnanger Wald nach ihnen benannt: Dem nördlich von Gießenbrück von der B 467-alt nach Westen abzweigenden Waldweg wird der Name „Stefan-Fehringer-Gedächtnis-Schnellradweg“verliehen. Damit sollen die Verdienste des Genannten für Ausbau und Erforschung eines sicheren, ganzjährig befahrbaren Radnetzes im Tettnanger Wald gewürdigt werden.
Der dann nach etwa 1,5 km rechts abzweigende Weg Richtung Tettnang bekommt den Namen „KarlBentele-Glaubensradweg“. Damit wird der Glaube des Genannten an die stets rücksichtsvolle Fahrweise der Autofahrer geehrt, was Fahrradstraßen generell überflüssig macht. Am Ortsrand von Tettnang angekommen, endet der Radweg plötzlich. Als eine Retourkutsche auf die seinerzeitige Ablehnung der Fahrradstraße durch den Kressbronner Rat haben sich die Tettnanger geweigert, den Waldweg an ihr Radwegenetz anzuschließen. Sie empfanden die Entscheidung als Affront, liegen doch nur 300 Meter auf Kressbronner Gemarkung und der Rest auf Tettnanger Gebiet.
Der Parkplatz für das Strandbad wird ein weiteres Mal mitten im Landschaftsschutzgebiet erweitert. Der Grund sind die Hinterländler, die mangels sicherer und schneller Radwege lieber mit dem Auto kommen. Das Landratsamt lehnt überraschend Erklärungstafeln zu den Namen der beiden Radwaldwege ab, da dies bei Radlern zu Irritationen führen könne. Nur bei großen Persönlichkeiten der Zeitgeschichte können Ausnahmen gemacht werden.
Kressbronn