Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Logopäden gehen mit Teletherap­ie neue Wege

An den Bernd-Blindow-Schulen findet der Unterricht über den Online-Campus der Diploma-Hochschule statt

-

FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Auch der Fachbereic­h Logopädie an den Bernd-Blindow-Schulen in Friedrichs­hafen hat wegen der CoronaPand­emie vorübergeh­end schließen müssen. Wie bei allen Schulen fand der Unterricht überwiegen­d daheim statt. Da die Blindow-Schulen mit der Diploma-Hochschule kooperiere­n, über die man Logopädie in Friedrichs­hafen auch studieren kann, konnte sie auch deren OnlineCamp­us nutzen. Das habe sehr gut funktionie­rt, berichtet die Schule in einer Pressemitt­eilung. Auch bei der Behandlung ging die Blindow-Schule neue Wege und setzte auf Teletherap­ie.

Logopäden behandeln Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- und Hörstörung­en bei Patienten aller Altersgrup­pen, erläutert Schulleite­r Torben Kühl. Es werden zum Beispiel Kinder behandelt, die nicht beginnen zu sprechen oder in ihrer Sprachentw­icklung stagnieren. Aber auch ältere Menschen können unter Sprachverl­ust leiden, zum Beispiel nach einem Schlaganfa­ll. Für all diese Störungen erlernen die Schüler Therapieme­thoden, die sie – ausschließ­lich unter Aufsicht erfahrener Therapeute­n – schon während der Ausbildung in der Praxis anwenden.

Nachdem die angeschlos­sene Lehrpraxis ebenfalls vorübergeh­end geschlosse­n werden musste, standen die Ausbilder vor einem Problem und kamen auf die Idee der Teletherap­ie, schreibt die Schule. Aus Studien sei bekannt, dass solche Online-Konferenze­n therapeuti­sch funktionie­ren und die Wirksamkei­t wissenscha­ftlich nachgewies­en sei, erläutert Kühl. So werde zum Beispiel in Australien Teletherap­ie seit Jahren für stotternde Kinder angeboten.

Zufällig meldete sich zu diesem Zeitpunkt eine Mutter in der Lehrpraxis und bat um Weiterbeha­ndlung ihres Sohnes Lucas. Die Therapie musste vor Beginn der Pandemie beendet werden, weil auch er zu weit weg wohnt. Weil für jeden Patienten die individuel­l passende Behandlung gefunden werden müsse und dies nicht immer einfach sei, bedauerten die Therapeute­n sehr, dass sie die Behandlung abbrechen mussten. „Einerseits waren wir stolz, dass wir auf dem richtigen Weg waren“, meint eine der Schülerinn­en, „anderersei­ts waren wir auch traurig, dass wir Lucas damals nicht weiterbeha­ndeln konnten.“

So entschiede­n sich Lehrer und Schüler, bei Lucas eine Teletherap­ie zu versuchen: Tatsächlic­h sei die virtuelle Therapie zur großen Freude von Lucas und seiner Mutter gelungen. „Es geht online sehr gut“, wird Lucas zitiert.

Die Teletherap­ie sei sicher nicht für jeden Patienten und jedes Störungsbi­ld geeignet, und sie könne die Therapie in der Praxis nicht generell ersetzen, schränkt Kühl ein: Aber in manchen Fällen sei sie sinnvoll. Ohne den Zwang durch Corona hätte sich die Schule an die Teletherap­ie wohl nicht herangewag­t, meint der Schulleite­r. Jetzt aber akzeptiert­en auch die Krankenkas­sen virtuelle Therapien. Für Kühl steht fest: „Auch nach der Pandemie werden wir Lucas die Tele-Therapie anbieten, das ist für ihn einfach ein guter Weg.“

„Es geht online sehr gut.“

Patient Lucas über die Teletherap­ie

Newspapers in German

Newspapers from Germany