Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
DFB führt Gehaltsobergrenze ein
Deutscher Fußball-Bund begrenzt Einnahmen der Spitzenfunktionäre und will Vertrauen zurückgewinnen
FRANKFURT (SID/dpa) - Bei einer Viertelmillion ist der Deckel drauf. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat durch die Festlegung einer moderaten Gehaltsobergrenze für die Bosse ein deutliches Zeichen in der Raffzahn-Diskussion gesetzt und sein angekratztes Image aufpoliert. Die Regelung sieht für Präsident Fritz Keller als Spitzenverdiener eine jährliche Brutto-Aufwandsentschädigung in Höhe von 246 000 Euro vor. Mehr Geld ist für keinen Topfunktionär drin. Das hat der neu eingerichtete Vergütungsausschuss beschlossen.
„Die Einsetzung eines Vergütungsund Beratungsausschusses war eine der zentralen Bedingungen für meine Kandidatur als DFB-Präsident. Ich bin sehr froh, dass dieses Gremium nun für alle nachvollziehbare, transparente Regelungen gefunden hat“, sagte Keller: „Es muss heute selbstverständlich sein, auch finanziell transparent zu sein. Die wichtige Arbeit des Vergütungs- und Beratungsausschusses ist eine von vielen Maßnahmen, um verloren gegangene Glaubwürdigkeit und Vertrauen in die Institutionen des Fußballs zurückzugewinnen.“
Schatzmeister Stephan Osnabrügge erhält 166 800 Euro. Vizepräsident Rainer Koch (Regional- und Landesverbände) bekommt 144.000 Euro, Vizepräsident Peter Peters (Liga) 78 000 Euro. Für DFL-Boss Christian Seifert soll es 63 600 Euro geben. Die Honorare für die Mitglieder des Präsidialausschusses gelten rückwirkend ab Oktober 2019 bis 2022. Aufgrund der Corona-Krise verzichten die Angehörigen des Gremiums freiwillig auf zehn Prozent der Entschädigung für den Zeitraum der Kurzarbeit beim DFB. Die weiteren stimmberechtigten Mitglieder des DFB-Präsidiums erhalten eine jährliche Aufwandsentschädigung in Höhe von 51 600 Euro. Für Präsidiumsmitglieder, die zugleich Mitglied in Gremien des Weltverbands FIFA oder der Europäischen Fußball-Union (UEFA) sind und von dort Zuwendungen erhalten, gilt eine Deckelung von insgesamt 246 000 Euro pro Jahr – diese Regelung betrifft derzeit Koch, der im Exekutivkomitee der UEFA sitzt. Übersteigt die Gesamtvergütung diesen Betrag, wird die DFB-Aufwandsentschädigung gekürzt. So soll verhindert werden, dass finanzielle Anreize die Motivation für die Übernahme eines Postens in den internationalen Gremien sind.
Der DFB kann sich seine Finanzreform trotz der Corona-Krise leisten. Im Wirtschaftsjahr 2019 hat der
Verband einen Ertrag von 405,2 Millionen Euro erwirtschaftet. Dem gegenüber standen Ausgaben in Höhe von 385,7 Millionen. Damit ergab sich ein Gewinn von 19,5 Millionen Euro nach Steuern. Das Eigenkapital stieg auf 169,6 Millionen. Die Rücklagen beliefen sich am 31. Dezember 2019 auf 139 Millionen Euro. Für das laufende Jahr rechnet der DFB aufgrund der Krise mit einem Minus von 16 Millionen Euro.
„Der DFB wird mit blauen Flecken, aber gesund aus diesem Jahr herausgehen“, verkündete Schatzmeister Stephan Osnabrügge bei der Vorstellung der Bilanz 2019. Selbst wenn der im September geplante Neustart der Nationalmannschaft und die Durchführung des DFB-Pokals 2020/21 durch eine mögliche zweite Welle der Coronavirus-Pandemie verhindert werden sollten und die Verluste dadurch deutlich höher ausfallen würden, wäre „die Liquidität des DFB uneingeschränkt gegeben“, betonte Osnabrügge. Auch die Talentförderung und die Unterstützung der 21 Landesverbände, die 2019 insgesamt 19 Millionen Euro vom DFB erhielten, sollen konsequent fortgeführt werden. „Es sind keine Einschränkungen wegen Corona geplant“, sagte Osnabrügge. Weil die Auswirkungen der Pandemie bis zum Jahresende derzeit aber nicht abschließend eingeschätzt werden können, sei jedoch „extreme Sparsamkeit das Gebot der Stunde“.
Sollte der geplante Spielbetrieb der DFB-Auswahl und im Pokal noch lahmgelegt werden, wäre dies für Osnabrügge „der Super-Gau. Dann wären wir zwar nicht insolvent, müssten aber alle Rücklagen aufbrauchen. Der Risikospeicher wäre leer.“