Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Lästig, aber unverzichtbar
Eines vorweg: Das Stück Stoff mit den zwei Gummibändchen ist lästig. Es behindert beim Atmen, verkleinert das Sichtfeld und stört die Kommunikation. Nachvollziehen können das all diejenigen, die mehrere Stunden täglich mit Maske arbeiten müssen. Zum Beispiel Händler. Zum Beispiel Friseure. Und alle anderen, die von Gesetzes wegen angehalten sind, das Gesicht zu verhüllen.
Berechtigt latenter Widerwille zum Boykott? Nein. Darf über einen angemessenen Umgang mit der Maskenpflicht diskutiert werden? Fraglos. Viele Einzelhändler beklagen Käuferschwund in ihren Geschäften und führen das unter anderem auf die Maskenpflicht zurück. So würden gezielte Einkäufe in den Läden getätigt, Wohlfühl- und Gelegenheitsanschaffungen mit längeren Verweildauern dagegen tendieren gegen ein Minimum. Inwiefern dieser Eindruck valide ist, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht verlässlich sagen. Entsprechende Untersuchungen scheinen den Eindruck allerdings zu untermauern.
Für eine Abschaffung spricht, dass von rund elf Millionen BadenWürttembergern aktuell nur wenig mehr als 500 an einer Covid-19-Erkrankung laborieren. Damit stellt etwa jeder 22 000. eine mögliche Infektionsquelle dar, die Dunkelziffer nicht miteingerechnet. Zahlen, die nicht allzu bedrohlich wirken.
Gleichwohl hat die Einführung der Maskenpflicht maßgeblich dazu beigetragen, dass Händler und Friseure wieder arbeiten dürfen. Und dass Deutschland gemessen an den Infektionszahlen so glimpflich durch die Krise gekommen ist, kommt auch nicht von ungefähr.
Klar ist: Masken fangen einen Teil der virusbelasteten Tröpfchen und Aerosole der ausgeatmeten Luft ab und schützen damit die anderen. Solange nicht klar ist, wer zur Virusverbreitung in welchem Umfang beiträgt, wer Superspreader ist und wer möglicherweise ohne Symptome aufzuweisen andere ansteckt, so lange sind Schutzmasken ein probates Mittel bei der Pandemiebekämpfung und dürfen als unverzichtbar erachtet werden.