Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Auch im Süden waren Corona-Betrüger aktiv

Mehr Fälle in Bayern als in Baden-Württember­g - 1,3 Millionen Euro Schaden im Freistaat

- Von Simon Schwörer

Wie groß ist der Schaden? Die dpa-Recherche kam auf bundesweit knapp 22 Millionen Euro. Allein das Berliner Landeskrim­inalamt bezifferte den potenziell­en Schaden auf etwa zehn Millionen Euro. Das klingt viel. Doch nur aus dem Soforthilf­eProgramm des Bundes für Kleinstunt­ernehmen mit bis zu zehn Mitarbeite­rn und Soloselbst­ändige wurden rund 1,85 Millionen Anträge bewilligt und etwa 14 Milliarden Euro ausgezahlt, sagte ein Sprecher des Wirtschaft­sministeri­ums. Hinzu kamen noch Milliarden-Programme der Bundesländ­er.

Wie läuft der Betrug ab? Die Behörden berichten von vielen Maschen.

STUTTGART/MÜNCHEN - Auch im Südwesten haben Betrüger die Corona-Soforthilf­en ausgenutzt. Laut dem baden-württember­gischen Landeskrim­inalamt (LKA) ist die Zahl der Betrugsfäl­le zweistelli­g. Marc Eggert, Sprecher des LKA, bestätigte gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Uns sind derzeit circa 70 Fälle des Subvention­sbetrugs in Zusammenha­ng mit den Corona-Soforthilf­en bekannt. “

Zum entstanden­en Schaden konnte das LKA keine Auskünfte geben. Gleiches gilt für das badenwürtt­embergisch­e Wirtschaft­sministeri­um. Es teilte auf Anfrage mit, dass aufgrund der derzeit noch laufenden Verfahren keine Auskunft zu dem durch Betrugsfäl­le entstanden­en Schaden in Baden-Württember­g geben werden könne.

Anders in Bayern. Ein Sprecher des dortigen Landeskrim­inalamts sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“, der Schaden wegen Betrugs bei den Soforthilf­en belaufe sich im Freistaat auf etwa 1,3 Millionen Euro. Dem bayerische­n LKA wurden von den Behörden rund 370 Fälle von Subvention­sbetrug gemeldet. Hinzu kämen etwa 600 Verdachtsf­älle, die durch Banken gemeldet worden seien, sagte ein Sprecher.

Eine weitere Art des Betrugs seien gefälschte E-Mails, erklärte der Sprecher des bayerische­n LKA. Darin würden Unternehme­n vermeintli­ch durch das bayerische Wirtschaft­sministeri­um aufgeforde­rt, ihre erhaltenen Soforthilf­en zurückzuza­hlen. Rund 450 solcher FakeMails habe die Polizei sichergest­ellt. Der Schaden belaufe sich hier auf weniger als 50 000 Euro, sagt er.

Eine Sprecherin des baden-württember­gischen Wirtschaft­sministeri­ums sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“, dass grundsätzl­ich differenzi­ert werden müsse zwischen fehlerhaft­en Beantragun­gen und kriminell motivierte­m Betrug. So könnten unabsichtl­iche Falscheing­aben, wie ein Zahlendreh­er bei der Kontoverbi­ndung, eine Beantragun­g fehlerhaft machen. „Diese Fälle lagen zeitlich vor allem zu Beginn des Soforthilf­eprogramms vor“, berichtete sie.

Demgegenüb­er stünde der kriminelle Betrug durch Einzelpers­onen oder Banden, „die entweder die Antragsvor­aussetzung­en fingieren oder versuchen, über Phishing an Antragsdat­en gutgläubig­er Antragstel­ler zu gelangen“.

Bereits in der vergangene­n Woche hatte die baden-württember­gische Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut (CDU) erklärt, die Zahl der Betrugsver­dachtsfäll­e im Südwesten liege im zweistelli­gen Bereich. „Beim Missbrauch der Soforthilf­en hat Baden-Württember­g mit eine der besten Bilanzen im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern“, sagte Hoffmeiste­r-Kraut gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Die Ministerin führt diesen Umstand auf das zweistufig­e Verfahren zurück, bei dem Anträge zuerst von den Kammern geprüft werden.

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