Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Graf-Zeppelin-Jugendherberge wieder geöffnet
Brit und Carlo Donati sind das neue Herbergsleiter-Ehepaar – „Übers Wochenende ein wenig entspannen“
FRIEDRICHSHAFEN - Viele Jugendherbergen öffnen in diesen Tagen und Wochen wieder. Am vergangenen Freitag ist jetzt auch der Startschuss für die Wiedereröffnung der Graf-Zeppelin-Jugendherberge in Friedrichshafen gefallen. Mit den Buchungszahlen und dem Verlauf des ersten Wochenendes zeigte sich das neue Herbergsleiter-Ehepaar Brit und Carlo Donati sehr zufrieden. „Alle Leute haben sich vorbildlich an die Abstandsregelungen und Hygienevorschriften gehalten – und beim Auschecken gabs viel Lob für die Organisation“, sagt Carlo Donati. Er leitete zuvor mit seiner Ehefrau eine Jugendherberge in Fellbach.
Zu den ersten Gästen zählten Hanna und Frank Keul und ihre beiden Söhne Jasper (vier) und Joshua (zwei), die am Freitagnachmittag aus Balingen anreisten. „Wir wollen einfach rauskommen und uns übers Wochenende ein wenig entspannen“, sind sich die beiden Eltern einig. „In Jugendherbergen fühlen wir uns prima aufgehoben. Hier geht’s locker zu, und die Kinder finden meist auch gleich Freunde.“
Bei einer Bettenzahl von 237 in 70 Zimmern mit einer Belegungskapazität von jeweils zwei bis sechs Personen dürfen derzeit nur die 35 Zimmer mit eigener Dusche/WC belegt werden, wie Carlo Donati erklärt. Die maximal mögliche Auslastung liegt demnach bei unter 50 Prozent.
Schulklassen sind momentan nicht zugelassen, auch keine größeren Gruppen – Familien und Kleingruppen hingegen schon. So waren am Wochenende unter anderem auch eine katholische Jugendgruppe und eine kleine Sportgruppe unter den Gästen. Darüber hinaus sind in der Graf-Zeppelin-Jugendherberge auch Sprachseminare und andere ähnliche Veranstaltungen möglich.
Normalerweise sei man in Jugendherbergen bei der Verköstigung der Gäste auf Büffetbetrieb „gepolt“, betont der Herbergsleiter. Das sei bei den derzeitigen Auflagen aber nicht möglich. Das jeweils gewünschte Essen werde deshalb vom Personal auf
Tabletts zusammengestellt. Das Angebot der Jugendherbergen richtet sich – wie der Name schon sagt – in erster Linie an junge Menschen. Grundsätzlich stehen sie aber allen Altersklassen offen.
Wer hier übernachten will, muss allerdings Mitglied im Deutschen Jugendherbergswerk oder einem ausländischen Jugendherbergsverband sein. Dafür müssen Jugendliche oder junge Erwachsene bis einschließlich 26 Jahren sieben Euro pro Jahr zahlen, danach 22,50 Euro. Der gleiche
Beitragssatz gilt auch für ganze Familien.
Während der dreimonatigen Komplettschließung aller Jugendherbergen habe man allein in BadenWürttemberg ein Minus von 6,3 Millionen Euro eingefahren, berichtet Pia Bah, Abteilungsleiterin Marketing und Vertrieb im baden-württembergischen Landesverband des Deutschen Jugendherbergswerks. Man warte noch auf die Gelder der Pandemieversicherung und könne durch die Zuschüsse des Landes und die Aussicht auf eine Landesbürgschaft erst einmal etwas durchatmen. Mit verringertem Personaleinsatz und Kurzarbeit versuche man nun, der neuen Situation Rechnung zu tragen. „Viele Prozesse müssen bei der Wiedereröffnung überdacht oder neu entwickelt werden“, sagt Pia Bah. Gemeinsam mit Professorin Barbara Gärtner, Fachärztin für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie am Universitätsklinikum des Saarlands, sei auch ein bundesweites Hygienekonzept erarbeitet worden, um die ohnehin schon hohen Hygienestandards in Jugendherbergen weiter zu optimieren. Allerdings erforderten die gesetzlichen Corona-Auflagen einen erhöhten Arbeitsaufwand, insbesondere in der Küche und im Bereich der Reinigung – und das bei einer deutlich geringeren Belegung, betont Pia Bah. „Normalerweise wird die Übernachtungskapazität der Jugendherbergen zu 40 Prozent von Schulklassen gedeckt“, sagt Bah. „Das fällt im Augenblick noch ganz weg.“