Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Waldbaden und herrliche Panoramen
Wanderung zu den zwei Türmen auf dem Gehrenberg, dem Hausberg der Markdorfer
MARKDORF - Mit dem Gehrenberg, dem Hausberg der Markdorfer, verbinden die meisten den Aussichtsturm, den man von weither sieht, und ebenso die berühmte „Rutsche“, einen mehr als 200 Meter langen Steilabfall auf der Westseite, der beim Erdbeben im November 1911 entstanden ist.
50 Meter geht es dort fast senkrecht in die Tiefe, ganz dicht führt der Wanderweg an der Abbruchkante vorbei, die noch heute in Bewegung ist. Die Aussicht über das 300 Meter tiefer liegende Land vor dem See, über den See, die Schweizer wie die Hegau- und Schwarzwaldberge ist überwältigend.
Wer hier den Blick in die Tiefe scheut, kann beim nahen Aussichtsturm ohne solchen Kitzel einen anderen Blick erleben: über Friedrichshafen und Tettnang hinweg zum Pfänder und zu den Allgäuer Bergen – einer der schönsten Ausblicke am See. Zwar ist der Zugang zu der 1903 eingeweihten Eisenkonstruktion derzeit verschlossen, weil auf den schmalen Stufen zur 30 Meter hohen Plattform die coronabedingten Abstände nicht eingehalten werden könnten, doch auch vom Fuß des Turms schweift das Auge weit übers Land.
Wer dagegen den wahren Gehrenberg-Gipfel sucht, der findet ihn gegenüber mitten im Wald, ganz nah beim ebenso weithin sichtbaren Funkturm – eine unscheinbare Tafel an einem Baum weist auf die Höhe von 754,3 Metern hin. Beide Punkte wollen wir bei unserer Wanderung ansteuern – oder auch bei zwei Spaziergängen erkunden.
Kommt man von Markdorf rauf, ist der Parkplatz oben beim Aussichtsturm an schönen Tagen meist sehr voll. Besser ist es daher, ein kleines Stück weiter zu fahren, bis rechts ein Feldweg zu einem Wanderparkplatz am Waldrand abzweigt. Neu sind hier die Schilder des „Landgänge“-Premiumwegs „Gehrenberg Guckinsland“, den man hier nicht vermutet. Die Lösung des Rätsels: Hier wurde eine Abkürzung ausgeschildert, die den weiten Bogen über Harresheim abschneidet.
Gehen wir zunächst zum Gehrenberggipfel. Dazu wandern wir vom Wanderparkplatz geradeaus in den Wald hinein und steigen nach 400 Metern auf dem Sturzhofweg leicht aufwärts. Am Waldrand folgen wir dem Feldweg rechts in den Wald bis zum Funkturm, der gelegentlich schon durch eine Lücke blitzt. Den Schildern folgend, biegen wir hier rechts ab und finden bald den Wurzelpfad zum echten GehrenbergGipfel auf 754,3 Metern Höhe.
Von da schlängelt sich der Pfad hinunter zu einer Unterstandshütte an einem Forstweg. Er führt rechts direkt wieder zum Parkplatz zurück. Unterwegs stehen am Rande zwei mit der Kettensäge aus Baumstümpfen gestaltete Gesellen, die ihre besten Tage hinter sich haben und rätseln lassen: Sind es Bären oder Wildschweine? Ruhig und fast eben geht es zum Ausgangspunkt zurück. Hinter uns liegen 3,6 Kilometer und 88 Meter Steigung.
Wollen wir nun auf dem Filetstück des Premiumweges die Aussicht genießen, wandern wir den Landgängen-Zeichen nach bis zum Gehrenbergturm. Dazu gehen wir den Waldweg Richtung Norden weiter, bleiben bei der Abzweigung links auf dem Weg und überqueren nach einem halben Kilometer die Fahrstraße (Vorsicht!). Zwischen Wiesen und Feldern, dann ein Stück durch den Wald erreichen wir auf dem neu markierten Weg die GehrenbergRutsche und auf dem Weiterweg den Aussichtsturm. In der Weite haben wir wieder den Funkmast vor uns. Vom Turm gehen wir hinunter zur Straße und müssen nun 300 Meter daran entlang zurück zum Ausgangspunkt. Wer das vermeiden möchte, geht vom Turm aus ein Stück zurück in Richtung Rutsche, quert dem Wegweiser folgend den Hang und läuft auf dem bekannten Herweg zum Parkplatz zurück.
Zusammen machen die beiden Teilstücke etwa sieben Kilometer auf Waldwegen und Pfaden, bieten erst ein Waldbad und dann herrliche Panoramablicke zum See, zu den Alpen und ins Hinterland.
kleiner Wanderparkplatz nahe dem Gehrenbergturm.