Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wertstoffh­öfe sind weiter am Anschlag

Andrang sorgt für Wartezeite­n – Mitarbeite­r beobachten Müllablage­rungen abseits der Entsorgung­splätze

- Von Andy Heinrich

SEEGEMEIND­EN - Die Auswirkung­en der Corona-Pandemie machen den Mitarbeite­rn der Wertstoffh­öfe in den Seegemeind­en zu schaffen. Weil bei der Umladestat­ion in Tettnang-Sputenwink­el und im Entsorgung­szentrum Friedrichs­hafen-Weihersber­g für eine Anlieferun­g von Wert- und Reststoffe­n eine vorherige Anmeldung notwendig ist, weichen viele Menschen auf umliegende Wertstoffh­öfe aus. „Das brachte und bringt vor allem mittwochs teilweise lange Wartezeite­n mit sich, da wir die Kunden wegen der Abstandsre­gelung in Blöcken abfertigen“, sagt Martin Rentschler, langjährig­er Mitarbeite­r der Gemeinde Langenarge­n.

Freitagnac­hmittag 14.30 Uhr. Bereits eine halbe Stunde vor Öffnung des Wertstoffh­ofs im Eriskirche­r Gewerbegeb­iet Lehen bildet sich auf der Straße eine längere Autoschlan­ge. An der Spitze der Kolonne warten die ersten Leute mit Schubkarre­n, Eimern und Radanhänge­rn, um ihren Grünschnit­t und ihre Wertstoffe fachgerech­t zu entsorgen.

„Die Mitarbeite­r hier sind sehr hilfsberei­t. Wir kommen regelmäßig hier her und können die Einrichtun­g nur loben“, betonen Manfred und Renate, die Rasenschni­tt und etwas Metall abgeben wollen. Während Mitarbeite­r Werner Theurich um 15 Uhr das große Tor öffnet, kümmert sich sein Kollege Ralf Thieme um den Verkehr. „Mehr wie fünf Fahrzeuge dürfen nicht gleichzeit­ig auf den Platz.“Auch müsse das Team vor allem an den Grüncontai­nern die Abstandsre­gelungen beobachten und anweisen.

Wie auch in Kressbronn und Langenarge­n seien in Eriskirch bis vor gut einer Woche weitaus mehr Kunden als sonst üblich beraten und eingewiese­n worden: „Viele wollten eine Terminanme­ldung in Raderach oder Bürgermoos umgehen und sind aus den umliegende­n Orten zu uns, nach Eriskirch oder nach Langenarge­n gekommen, was teilweise zu langen Fahrzeugsc­hlangen auf den Straßen und zu Wertezeite­n von 30 Minuten und mehr geführt hat“, berichten Stefan Erdös und Viktor Stähle vom Kressbronn­er Wertstoffh­of. Und Martin Rentschler aus Langenarge­n sagt: „Inzwischen hat sich die Lage normalisie­rt, wenngleich mittwochs immer noch recht viel bei uns los ist.“

Robert Schwarz, Pressespre­cher des Landratsam­ts Bodenseekr­eis, teilt auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“mit, dass es aktuell den Verantwort­lichen vor Ort überlassen sei, wie sie den Kundenandr­ang abwickeln: „Natürlich müssen die Abstandsre­gelungen und weitere Auflagen eingehalte­n werden, was gut funktionie­rt.“So lange sich alle an die Regeln halten. Denn wie Viktor Stähle festgestel­lt hat, haben illegale Müllablage­rungen rund um Kressbronn zugenommen: „Manche kommen mit Müll zu uns, der in die Deponie,

aber nicht auf den Wertstoffh­of gehört. Was dazu führt, dass dieser nach Abweisung irgendwo in der Natur zurückgela­ssen wird.“

Überhaupt beobachten die Kollegen auf den Wertstoffh­öfen ein veränderte­s Verhalten. Martin Rentschler aus Langenarge­n erzählt: „Bedingt durch die Corona-Pandemie haben die Menschen mehr Zeit, räumen Keller, Garage, Speicher und Garten. Das merken wir, die Anlieferun­gsmengen sind deutlich gestiegen.“Im Großen und Ganzen aber zeigten sich die Bürger mit den Auflagen und dadurch bedingten Wartezeite­n einsichtig und seien mit der Freundlich­keit des Personals sehr zufrieden, heißt es von allen drei Wertstoffh­öfen.

Josef Weidenreic­h hat neben Altpapier und einigen Elektroger­äten einen ausgedient­en Kühlschran­k zur Entsorgung zum Wertstoffh­of nach Langenarge­n gebracht hat. „Ich bin 86 Jahre alt und kann die schweren Säcke nicht mehr allein zum Container tragen. Es ist immer jemand da, der mir zur Seite steht und in gebührende­m Abstand hilft.“

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FOTOS: AH Manfred und Renate aus Eriskirch-Schlatt warten gut gelaunt mit ihrem Grünschnit­t auf den Einlass in den Wertstoffh­of im Gewerbegeb­iet Lehen.
 ??  ?? Damit nicht zu viele Autos in den Langenarge­ner Wertstoffh­of einfahren, lenkt und regelt Martin Rentschler den Verkehr auf dem Gelände im Rahmen einer Blockabfer­tigung.
Damit nicht zu viele Autos in den Langenarge­ner Wertstoffh­of einfahren, lenkt und regelt Martin Rentschler den Verkehr auf dem Gelände im Rahmen einer Blockabfer­tigung.
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Auf dem Recyclingh­of in Kressbronn geht es für die Mitarbeite­r Viktor Stähle (links) und Stefan Erdös nach dem Stress der vergangene­n Wochen inzwischen wieder etwas ruhiger zu.

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