Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Warum das Landratsamt keine Corona-Tests veranlasst
Anzeichen für eine Covid-19-Infektion im Kindergarten St. Columban gibt es offenbar weiterhin nicht
FRIEDRICHSHAFEN - Einen Tag, nachdem die Katholische Gesamtkirchengemeinde beschlossen hat, aufgrund einer starken Häufung von Fiebererkrankungen den Kindergarten St. Columban für zwei Tage zu schließen, gibt es nach wie vor keine konkreten Hinweise auf eine Covid-19Infektion. Viele Menschen fragen sich allerdings, warum das Gesundheitsamt des Bodenseekreises keine Corona-Tests bei den 40 fiebernden Kindern veranlasst hat. Die Ausführungen aus dem Landratsamt dazu sind, gelinde gesagt, etwas sperrig.
Gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“weist Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts, erneut darauf hin, dass die Entscheidung über einen Test im Ermessen des jeweiligen Haus- oder Kinderarztes liege. Grundsätzlich sei es möglich, „dass alle Patienten mit Erkältungssymptomen eine Testung erhalten können“, schreibt Schwarz in seiner Stellungnahme. Vom Gesundheitsamt angeordnete Tests sollen aber nur bei steigenden Erkrankungszahlen erfolgen – „zum einen zum Schutz vulnerabler Gruppen, aber auch, um eventuell einen Herd ausfindig zu machen im Rahmen eines diffusen
Infektionsgeschehens“, wie es in dem Schreiben heißt.
Im Fall der 40 fiebernden Kinder im Kindergarten St. Columban waren die Voraussetzungen für behördlich veranlasste Tests aus Sicht des Gesundheitsamtes offenbar nicht gegeben – weil Meldungen über gehäufte Fälle von Fieber bei Kindern und Kleinkindern aktuell nicht ungewöhnlich sind, es aber keine steigenden Covid-19-Fallzahlen im Bodenseekreis gibt. „Derzeitig wird auf Bundes- und Länderebene das Überschreiten einer Sieben-Tages-Inzidenz von 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern diskutiert“, teilt der Sprecher des Landratsamts dazu mit. Das heißt, dass das Gesundheitsamt im Zweifelsfall erst dann Tests anordnen würde, wenn die Zahl der Neuinfektionen bereits über dieser Grenze liegt.
Und so überrascht es auch nicht, dass es im bisherigen Verlauf der Pandemie im Bodenseekreis laut Schwarz noch keinen einzigen vom Gesundheitsamt angeordneten Test gab. „Reihentestungen in Pflegeeinrichtungen sind primär durch die jeweiligen Träger und deren medizinische Betreuung veranlasst worden. Das Gesundheitsamt hat hierbei beraten und praktisch unterstützt“, teilt der Pressesprecher dazu mit. Wie viele Menschen im Bodenseekreis bislang insgesamt getestet worden sind, ist im Landratsamt nicht bekannt, weil die auswertenden Labore, so Schwarz, aufgrund datenschutzrechtlicher Bestimmungen nur die positiven Testergebnisse übermitteln, nicht aber die negativen.
Wie viele der erkrankten Kinder aus dem Kindergarten St. Columban von ihren Ärzten mittlerweile auf Covid-19 getestet worden sind, ließ sich am Dienstag nicht in Erfahrung bringen. Wie Ulrike Weiß, Leiterin des Katholischen Verwaltungszentrums,
ANZEIGE gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“mitteilte, haben sich zwischenzeitlich aber auch bislang symptomlose Mitarbeiterinnen des Kindergartens aus eigener Initiative testen lassen. Ergebnisse sind Weiß bis zum späten Dienstagnachmittag noch nicht gemeldet worden. Der Elternbeirat des Kindergartens wollte gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“zunächst keine Stellungnahme abgeben.
Auffälligkeiten in anderen Kindergärten in Friedrichshafen gab es am Dienstag laut Auskunft aus dem Rathaus weiterhin nicht. Die Stadtverwaltung
hat nach eigener Auskunft per E-Mail alle Leitungen der städtischen Kindertagesstätten, die Träger der nichtstädtischen Einrichtungen und die Schulleitungen gebeten, gehäufte Krankmeldungen sofort zu melden. Sollte es in einer Kita Auffälligkeiten geben, werde man gemeinsam mit dem Gesundheitsamt abwägen und entscheiden, welche Maßnahmen im konkreten Fall sinnvoll sind. „Das kann je nach Lage von vorsorglicher Quarantäne einzelner Gruppen bis hin zur Schließung von Einrichtungen gehen“, heißt es in der Stellungnahme aus dem Rathaus.