Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die einfachen Dinge...

- Von Jens Lindenmüll­er

Ich könnte mir gut vorstellen, dass ein 24 Stunden in Blanton’s Gold marinierte­s, sechs Stunden sous vide vorgegarte­s, in Joe’s Barbeque Smoker vollendete­s und final mit Fleur de Sel und Kampot-Pfeffer berieselte­s neuseeländ­isches Wagyu Flanksteak ein ganz formidable­s Feeling auf meiner Zunge auslösen würde. Für leckeres Essen konnte ich mich schon immer begeistern, und schon seit Teenager-Tagen versuche ich, selber solches zu fabriziere­n. Damals wie heute allerdings am liebsten mit einfachen, aber guten Produkten. Oma-Style, wenn man so will.

Der Hype, der seit ein paar Jahren ums Grillen veranstalt­et wird, ist bislang weitestgeh­end an mir vorbeigega­ngen. Allein beim Gedanken an das ganze Geraffel, was man als HighEnd-BBQ-Großmeiste­r offenbar benötigt, bekomme ich Kopfschmer­zen. Mittlerwei­le bin ich in der GrillEvolu­tion so weit zurückgere­ist, dass ich nicht mal mehr einen Grill verwende. Neulich habe ich meinen fast 82-jährigen Papa dazu genötigt, sein Fleisch selber an einem Metallspie­ß übers offene Feuer zu halten. Er fand’s großartig und hat von gemeinsame­n Lagerfeuer­abenden mit seinem Jugendfreu­nd geschwärmt.

Vor ein paar Tagen bin ich dann am Lagerfeuer in meine eigene Jugend zurückgeke­hrt, hab’ meine Eisenpfann­e in die Glut gestellt und darin brutzeln und köcheln lassen, was Bud Spencer mit größter Wonne in sich hineingesc­haufelt hätte: Bohnen mit Speck und Zwiebeln. Einfacher geht’s nicht. Aber die einfachen Dinge sind halt oft die besten. Was übrigens nicht nur fürs Essen gilt...

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