Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

ADFC ist gegen Teilfreiga­be der B 31-neu

Radler kritisiere­n: Die Gutachten beachten nicht alle Strecken und Knotenpunk­te

- Von Lydia Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Teilfreiga­be der B 31-neu soll kommen. Das sehen die Mitglieder des Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­bs (ADFC) des Kreisverba­nds Bodenseekr­eis kritisch. „Die Gutachten von Modus Consult und des Stadtbauam­ts betrachten nicht alle Strecken und Knoten, die von der Teilfreiga­be betroffen sind“, kritisiert der Kreisvorsi­tzende Bernhard Glatthaar. Die Teilfreiga­be betrifft auch den Knotenpunk­t westlich von Fischbach, dessen Straßenver­lauf zurzeit weiter an EADS Richtung Immenstaad vorbeiführ­t. Mit der Teilfreiga­be würde die dortige Ampel in Betrieb gesetzt.

Es herrscht reger Verkehr auf der Strecke zwischen Fischbach, Immenstaad und zurück. Nicht nur Autos und Lastwagen passieren den Knotenpunk­t, auch viele Fahrradfah­rer sind hier unterwegs. Zurzeit können sie die Ampelanlag­e problemlos passieren. Das wird sich mit der Teilfreiga­be ändern, sind die Radler überzeugt. „Die Anzahl der Fahrradfah­rer ist für Juli völlig normal“, erklärt Glatthaar mit Hinweis auf die Tourismusr­egion. Wird die neue Strecke für den Autoverkeh­r freigegebe­n, muss auch die Signalisie­rung der Ampel freigescha­ltet werden. „Das wird jede Menge Wartezeite­n geben und das nicht nur für die Fahrradfah­rer“, prognostiz­ieren Bernhard Glatthaar, Roland Merz und Willy Schuster vom ADFC.

Um die Ampelqueru­ng zu meiden, gibt es auf der Strecke von Fischbach Richtung Knotenpunk­t zwei Möglichkei­ten, die Straße vorher zu überqueren. Zum einen gibt es eine Insel auf Höhe des Campingpla­tzes Fischbach, dessen Ausmaße zwar den verkehrsre­chtlichen Bestimmung­en entspreche­n, „aber mit einem Lastenanhä­nger am Rad würde man hier entweder mit dem Vorderrad oder einem Teil des Hängers auf der Straße stehen“, gibt Merz zu Bedenken, oder aber weiter in westlicher Richtung auf Höhe der Zufahrt zum Grenzhof. „Wenn die Teilfreiga­be kommt, betrifft das erst mal nur die Autofahrer. Laster müssen zunächst weiter über Fischbach fahren. „Das heißt aber auch, dass bis zur Vollfreiga­be noch bis zu 20 000 Autos und der komplette Schwerverk­ehr über die alte Strecke führen. Diese Querungen sind gefährlich – gerade für Fahrradgru­ppen und Familien“, betont Glatthaar.

Der ADFC wünscht sich eine Wartezeit bis zur Vollfreiga­be. Dabei sei dieser Knotenpunk­t nur einer der Punkte, den die Gutachter nicht ausreichen­d berücksich­tigt hätten. Im Gutachten seien längere Wartezeite­n an der Ludwig-Dürr-Schule und an der Hochstraße geplant, was sich auf Radfahrer und Fußgänger negativ auswirke. An der MaybachStr­aße und der Albrechtst­raße entfalle durch die geänderte Ampelfreis­chaltung die Grüne Welle, infolgedes­sen sei mit zusätzlich­en Staus zu rechnen. Unverständ­lich sei auch, dass in den Gutachten die Kreuzungen in der Sonnenberg- und Waggershau­ser Straße nicht auf ihre Leistungsf­ähigkeit untersucht worden seien. Als gravierend­en Fehler betrachtet der ADFC, dass laut Gutachten keine rechtliche Notwendigk­eit für den Lärmschutz abzuleiten sei. Das sei falsch, denn auch ohne Teilfreiga­be wäre die Stadt wegen der hohen Lärmwerte an den betroffene­n Straßen verpflicht­et, Tempo 30 anzuordnen. Das Gutachten von Modus Consult empfehle Tempo 30, die Stadt schließe sich dieser Empfehlung aber nicht an.

Der Fahrradclu­b vermisst eine breit angelegte und transparen­te Verkehrsun­tersuchung und hält die Entscheidu­ng der Teilöffnun­g nicht für ausgewogen, „da sie einseitig den Rad- und Fußverkehr benachteil­igt und neue Gefahrenst­ellen mit sich bringt“, schließt Glatthaar. Im Fazit bleibe, dass die Teilfreiga­be auf den Rad- und Fußverkehr nicht untersucht worden sei.

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