Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Es stimmt nicht, dass ich keine Sitzplätze mehr auf dem Landesteg anbieten will“
KRESSBRONN - Seit Mai hat Agnesa Amato ihr „Schtändle am See“am Kressbronner Landungssteg wieder geöffnet. Inzwischen hat sich die Situation für sie jedoch verändert. SZ-Mitarbeiter Andy Heinrich hat mit der Kioskbetreiberin und Schiffsanbinderin über Probleme im laufenden Betrieb und unzutreffende Gerüchte gesprochen, die im Umlauf sind.
Wie lief die Wiederaufnahme des „Schtändle“-Betriebs?
Der verspätete Saisonstart verlief anfangs recht gut, auch wenn die Auflagen aufgrund der Corona-Pandemie natürlich Einschränkungen mit sich gebracht haben.
Wie haben sich diese auf den laufenden Betrieb ausgewirkt?
Zum einen habe ich von ursprünglich etwa 70 Sitzplätzen mit Landesteg, ums Häusle und unter den Kastanien aktuell nur noch fünf Tische mit 20 Plätzen zur Verfügung. Zum anderen hat sich bei einigen Gästen die Stimmung leider verändert.
Was genau meinen Sie damit, die Stimmung habe sich verändert? Ich musste aufgrund des drastischen Umsatzrückganges von bis zu 50 Prozent mein Sortiment verkleinern, die Öffnungszeiten reduzieren, aber auch meine PersonalRessourcen runterfahren, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Was so schon sehr schwer ist, da ich meine tollen Mitarbeiter gut bezahle und das auch beibehalten möchte. Wegen der Coroana-Pandemie haben die Bodensee-Schiffsbetriebe mich außerdem gebeten, den Landesteg nicht mehr zu nutzen, was zur Folge hat, dass mir wichtige Kapazitäten fehlen. Es stimmt also nicht, dass ich keine
Sitzplätze mehr auf dem Landesteg anbieten will. Es gibt aber leider Gäste, die mir genau das vorwerfen. Ich darf einfach nicht und halte mich als verantwortungsvolle Pächterin an die Vorschriften – auch wenn es, nicht nur wirtschaftlich sehr weh tut.
Warum sollen Sie den Landesteg nicht mehr bewirtschaften?
Die Problematik ist, dass bei der Abfahrt beziehungsweise Ankunft der Schiffe der Mindestabstand zwischen den Passagieren und meinen Gästen auf dem Steg nicht eingehalten werden kann. Zudem wurden Tische und Stühle einfach in der Gegend herumgetragen, was mich im Rahmen einer Kontrolle bis zu 5000 Euro Strafe kosten könnte. Ich liebe meinen Kiosk, meinen Job und habe noch einen Vertrag über zwei Jahre, den ich sehr gerne erfüllen möchte.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass die Menschen mehr Rücksicht aufeinander nehmen, zufrieden mit sich und der Umwelt sind. Aber auch, dass sie sich informieren, bevor sie irgendwelche Gerüchte in die Welt setzen. Es ist schlimm genug, dass Corona immer noch so präsent ist. Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen. Darauf freue ich mich.