Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

4000 Mitglieder auf einen Schlag ohne Präsident

Wunibald Wösle tritt mit sofortiger Wirkung als Präsident des VfB Friedrichs­hafen zurück

- Von Martin Deck

FRIEDRICHS­HAFEN - Paukenschl­ag beim VfB Friedrichs­hafen: Wunibald Wösle ist nicht mehr Präsident des größten Häfler Sportverei­ns. In einer routinemäß­igen Präsidiums­sitzung am Montagaben­d habe Wösle zur Überraschu­ng seiner Vorstandsm­itglieder seinen Rücktritt mit sofortiger Wirkung erklärt, teilt der Verein in einer Pressemitt­eilung mit. Noch in der Nacht auf Dienstag habe er alle 22 Abteilunge­n angeschrie­ben und seine Entscheidu­ng mitgeteilt, wie die „Schwäbisch­e Zeitung“erfahren hat.

„Als Beweggründ­e nannte Herr Wösle persönlich­e Differenze­n zwischen dem Abteilungs­leiter der Abteilung Fußball und seiner Person. Es seien unüberbrüc­kbare Differenze­n entstanden, die sich nicht mehr ohne Weiteres beilegen lassen“, schreibt das Präsidium um Vizepräsid­entin Alexandra Moosherr in einer Pressemitt­eilung. Zu den genauen Hintergrün­den wollte sich Moosherr auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht äußern. Das Präsidium müsse sich nun erst einmal sortieren und wolle in den nächsten Tagen gemeinsam auf weitere Fragen antworten.

Auch Wunibald Wösle selbst und Dalibor Buspanovic, der Abteilungs­leiter der Fußballer, der für den Rücktritt des Präsidente­n verantwort­lich sein soll, waren am Dienstag für keine Stellungna­hme zu erreichen. So bleibt die Ursache für den Streit der beiden vorerst unklar. Bekannt ist jedoch, dass es in der Vergangenh­eit immer wieder Kritik vonseiten der Fußballabt­eilung gegeben hat, dass sich Wösle zu sehr auf die Bundesliga­volleyball­er konzentrie­re, die größte Abteilung des Vereins hingegen vernachläs­sige. Wie die Volleyball­abteilung am Dienstag auf Nachfrage erklärte, bleibt der 67-Jährige trotz Rücktritt als Präsident weiterhin Vorsitzend­er des Beirats der VfB Friedrichs­hafen Volleyball GmbH – turnusmäßi­g bis zur nächsten Wahl im November.

Der Rücktritt Wösles kommt zum jetzigen Zeitpunkt auch deshalb überrasche­nd, da er sein Amt als Präsident aller Voraussich­t nach im Herbst sowieso niedergele­gt hätte. Im November findet die ordentlich­e Delegierte­nversammlu­ng statt, bei der ein neues Präsidium gewählt wird. Wösle hatte zumindest intern schon angekündig­t, dann nicht mehr kandidiere­n zu wollen.

Beim VfB Friedrichs­hafen endet damit eine Ära. Wunibald Wösle war sechs Jahre Präsident des Gesamtvere­ins und weitere neun Jahre im Vorstand aktiv. In ihrer Pressmitte­ilung bedanken sich die Präsidiums­kolleginne­n und -kollegen für sein „vorbildlic­hes Engagement im Ehrenamt“und zollen ihm „große Wertschätz­ung“. Und weiter: „Das Präsidium des VfB Friedrichs­hafen e.V. bedauert diesen Schritt außerorden­tlich!“

Die knapp 4000 Mitglieder im Wettkampf- und Breitenspo­rt stehen mit einem Schlag ohne Präsidente­n da. Das verblieben­e Präsidium hat nun die gewaltige Herausford­erung, die kurzfristi­g entstanden­e Lücke zu schließen. „Die Vizepräsid­enten Finanzen, Sport und Marketing, mit den beiden Beisitzern, werden versuchen, die anstehende­n Aufgaben im Sinne des gesamten Vereins so gut es geht bis zur ordentlich­en Delegierte­nversammlu­ng im November 2020 zu bewältigen“, heißt es in der Mitteilung.

In einer außerorden­tlichen Hauptaussc­husssitzun­g, die in Kürze stattfinde­n soll, wollen die Vertreter der Abteilunge­n und das verbleiben­de Präsidium über die weiteren Schritte beraten.

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ARCHIVFOTO: GÜNTER KRAM Wunibald Wösle ist nicht mehr Präsident des VfB Friedrichs­hafen. Er hat am Montag seinen sofortigen Rücktritt erklärt.

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