Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Auf der B 467-alt gilt bald Tempo 40
Verkehrsbehörde: „Für Radfahrende ein Plus an Sicherheit“– Maßnahme zunächst befristet
TETTNANG/KRESSBRONN (sz/hil) Auf der B 467-alt zwischen Tettnang und Kressbronn gilt demnächst Tempo 40. Das teilt das Landratsamt mit. Diese Maßnahme betrifft den Streckenabschnitt Reutenen und Gießenbrücke. Damit reagiert die Straßenverkehrsbehörde nach eigener Aussage auf die sich widersprechenden Wünsche der Stadt Tettnang auf Einrichtung einer Fahrradstraße beziehungsweise der Gemeinde Kressbronn auf Anordnung von Tempo 50 auf der Gemeindeverbindungsstraße.
Der Tettnanger Gemeinderat hatte im Februar entschieden, der Gemeinderat in Kressbronn in seiner letzten Sitzung Ende Juni. Die Gespräche über das weitere Vorgehen liefen am Dienstagvormittag.
Maßgeblich sei bei der Entscheidung die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden gewesen, erklärt laut Landratsamt Michael Bussek, Leiter des Rechts- und Ordnungsamtes des Bodenseekreises: „Die neue Geschwindigkeitsvorgabe bringt vor allem für Radfahrende ein Plus an Sicherheit, weil der Geschwindigkeitsunterschied zwischen Fahrrädern und Autos deutlich verringert wird und somit Begegnungen entschärft und Reaktionsmöglichkeiten verbessert werden.“Die verkehrsrechtliche Anordnung sei zunächst auf ein Jahr begrenzt.
Auch wenn die von vielen befürwortete Fahrradstraße derzeit auf dieser Strecke nicht realisiert werde, habe man mit der Entscheidung für Tempo 40 ein deutliches Signal zugunsten des Radverkehrs ausgesandt, so Bussek. Die befristete Regelung werde vor Ort überwacht und nach einem Jahr auch im Hinblick auf die Ver- kehrsströme ausgewertet. Bislang gilt hier Tempo 70.
„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber eine Fahrradstraße auf Gemarkung Tettnang und dann ein abrupter Wechsel zu Tempo 50 auf Gemarkung Kressbronn würde eine nicht vertretbare
Gefahrenlage schaffen“, äußert sich Behördenleiter Michael Bussek weiter.
Die Straßenverkehrsbehörde hat dem Landratsamt zufolge die verkehrsrechtliche Anordnung am Dienstag, 7. Juli, erlassen. Die Umsetzung der Anordnung obliegt der Stadt Tettnang und dem Bürgermeisteramt Kressbronn. Wann die neue Beschilderung installiert wird, ist heute noch nicht bekannt, so das Landratsamt.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“äußert sich Tettnangs Bürgermeister Bruno Walter zum einen: „Es ist natürlich sehr bedauerlich, dass aufgrund der unterschiedlichen Beschlüsse keine Fahrradstraße eingerichtet wird.“Wichtig sei jetzt aber, dass eine Entscheidung getroffen worden ist. Der jetzige Schritt gehe in die richtige Richtung und zeige, „dass dem sich ändernden Mobilitätsverhalten und der wachsenden Bedeutung des Fahrrades Rechnung getragen wird.“Und weiter: „Es besteht die große Hoffnung und sicherlich auch die Erwartung, dass nach dem Abschluss der Pilotphase dann konsequent der nächste Schritt vollzogen wird." Bürgermeister Daniel Enzensperger bezieht für die Gemeinde Kressbronn Stellung: Der Gemeinderat habe sich in seiner letzten Sitzung für eine Temporeduzierung auf 50 Kilometer
pro Stunde ausgesprochen. „Die Reduzierung auf 40 km/h entspricht damit nicht dem Votum des Gemeinderates der Gemeinde Kressbronn am Bodensee“, äußert Enzensperger. Die Entscheidung über die verkehrsrechtliche Anordnung obliege jedoch nicht den Gemeinden, sondern dem Landratsamt. „Die nun erfolgende Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 40 ist damit ein Kompromiss der zwei vertretenen Ansichten. Kompromisse sind in einer Demokratie immer gut“, schließt Daniel Enzensperger.
Auf die Tagesordnung hatte das Thema die Aktionsgruppe „Sichere B 467-alt“gebracht. Diese äußert, ihr wichtigstes Ziel sei immer eine sichere B 467-alt gewesen. „Da Tempo 40 eindeutig sicherer ist als 70 oder 50, haben wir somit ein Etappenziel erreicht“, heißt es in der Stellungnahme. Die Strecke werde für normale Autofahrer deutlich unattraktiver, sodass der „Kfz-Verkehr in Summe“hier hoffentlich zurück gehe. Wichtig sei jetzt, ob und wie Tempo 40 überwacht werde. Und auch, ob die Forderung des Bündnisses, die Straße für Lastwagen und Transporter über 2,8 Tonnen zu sperren, umgesetzt werde. „Natürlich hätte eine Fahrradstraße den zusätzlichen Charme gehabt, ein wichtiges Zeichen für eine zukunftsweisende Radverkehrsinfrastruktur im Bodenseekreis und für die Mobilitätswende zu setzen“, heißt es weiter. Dass nicht alle diesem Charme erlegen seien, nehme das Aktionsbündnis „jetzt erst mal gelassen zur Kenntnis“.