Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Riebsamen kandidiert 2021 nicht mehr

CDU-Politiker will „Weg für Generation­swechsel“freimachen – Mayer-Lay hat Interesse

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Nach zwölf Jahren in Berlin ist Schluss: Lothar Riebsamen (CDU) hat am Donnerstag öffentlich angekündig­t, im kommenden Jahr nicht mehr für den Bundestag zu kandidiere­n. Er wolle „den Weg freimachen für einen Generation­swechsel“, sagte der direkt gewählte Abgeordnet­e des Bodenseekr­eises gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“. Möglicher Nachfolger: der CDU-Kreisvorsi­tzende Volker Mayer-Lay.

„Ich gehe selbstbest­immt“, sagte Riebsamen. „Ich werde nicht aus dem Amt gedrängt, im Gegenteil. Man hat mich durchaus ermuntert, noch eine Legislatur­periode dranzuhäng­en.“Trotzdem habe er sich nach reiflicher Überlegung entschiede­n, im Herbst 2021 nicht mehr anzutreten. „Wer einen Generation­swechsel will, der muss dafür sorgen, dass jemand bereitsteh­t. Er muss aber auch bereit sein, selbst den Weg freizumach­en“, erklärte der 62-jährige CDUPolitik­er. Er arbeite seit 47 Jahren, davon 19 als Bürgermeis­ter von Herdwangen-Schönach und elf als Bundestags­abgeordnet­er. Ein Wechsel stehe nicht nur im Wahlkreis an, auch in Berlin werde sich viel verändern. An der Spitze der Regierung und der CDU, im Zuge der Digitalisi­erung, als Folge der Corona-Krise. „Es ist gut, wenn das jetzt Jüngere in die Hand nehmen“, sagte er.

Er denke über den Rückzug aus der Bundespoli­tik schon länger nach, habe aber noch etwas gezögert, weil vor der Pandemie die Möglichkei­t einer vorgezogen­en Bundestags­wahl im Raum stand, die die politische Großwetter­lage verändert hätte. Nun stehe sein Entschluss fest.

Der werde auch dadurch bestärkt, dass viele wichtige Projekte in seinem Wahlkreis vor dem Abschluss stünden. Riebsamen nennt die Ortsumfahr­ung im Westen Friedrichs­hafens,

B 31-neu, die Elektrifiz­ierung der Südbahn und die Trassenfin­dung für die B 31 zwischen Immenstaad und Meersburg. „Zusammen mit vielen anderen haben wir Erfolge für die Region erzielt“, sagte der CDU-Politiker.

Riebsamen ist der bislang einzige direkt gewählte Abgeordnet­e des Wahlkreise­s Bodensee, den es erst seit dem Jahr 2009 gibt. Er umfasst die 23 Städte und Gemeinden des Bodenseekr­eises und die Kommunen Pfullendor­f, Wald, Illmensee und Herdwangen-Schönach im Landkreis Sigmaringe­n. Riebsamen hatte sich im Jahr 2008 bei der parteiinte­rnen Kandidaten­kür mit knappem Vorsprung gegen den ehemaligen Grünen Oswald Metzger durchgeset­zt. In den Jahren 2013 und 2017 wurde er mit deutlichen Mehrheiten im Amt bestätigt.

Der CDU-Kreisvorsi­tzende Volker Mayer-Lay lobte Riebsamens Arbeit. Er sei ins Amt hineingewa­chsen und habe den Bodensee in Berlin gut vertreten. Vor allem in der Gesundheit­spolitik habe er Duftmarken gesetzt. Dass Riebsamen nicht mehr antrete, sei ein Verlust für die Region und die Partei. Er respektier­e aber die Entscheidu­ng und gönne ihm den Ruhestand.

Dass sich Mayer-Lay selbst für die Bundestags­kandidatur interessie­rt, ist ein offenes Geheimnis. Er wäre allerdings nie gegen Riebsamen angetreten, sagte er der „Schwäbisch­en Zeitung“. Nach dessen Rückzug werde er nun innerparte­iliche Gespräche führen und abklopfen, wie die Mitglieder auf eine mögliche Kandidatur des Kreisvorsi­tzenden reagieren. Danach werde er sich öffentlich erklären, kündigte Mayer-Lay an. Der Rechtsanwa­lt aus Überlingen führt die Kreis-CDU seit dreieinhal­b

Jahren. Er ist 39 Jahre alt. Die Nominierun­gsversamml­ung der CDU findet am Freitag, 9. Oktober, in Frickingen statt.

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FOTO: CDU Sagt nächstes Jahr „Ade“zum Reichstag: Lothar Riebsamen.

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