Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Hofläden verzeichnen verstärkte Nachfrage
Hochwertige und frische Lebensmittel werden wieder geschätzt – 24-Stunden-Automaten liegen im Trend
OBERDORF/GOHREN/KRESSBRONN – Die Hofläden in der Region verzeichnen seit Monaten steigende Umsätze, die nicht nur in den Verkaufsläden, sondern immer häufiger auch mit den 24-Stunden-Automaten erzielt werden. „Die Nachfrage nach heimischen Lebensmitteln hat deutlich zugenommen, die Wertschätzung dieser Produkte in der Direktvermarktung hat zugenommen, was uns Landwirte sehr freut. Wir sprechen durchaus von einem CoronaEffekt“, sagte Antonie Gierer von „Gierer’s Hof-Lädele“in Langenargen-Oberdorf im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Nicht nur seit der Corona-Pandemie bereichern immer mehr Hofläden Land auf, Land ab das Bild zahlreicher landwirtschaftlicher Anwesen. Einen Grund dafür sieht Antonie Gierer in den Chancen der Direktvermarktung: „Vom Feld, von der Küche oder von der Backstube hinaus direkt in die Auslagen unseres Ladens sozusagen. Frischer geht es nicht. Zudem können wir bessere Preise erzielen, da es quasi keine Zwischenhändler gibt“, weiß die gelernte Köchin, die seit 27 Jahren ihr „Hoflädele“betreibt. Die drei 24Stunden-Automaten habe man als zusätzliche Absatzschiene auf der Fläche vor dem Hofgut aufgestellt, um auch außerhalb der Öffnungszeiten einen gewissen „Frische-Service“anbieten zu können.
Aufgrund der Infektionsgefahr nutzten laut Charlotte Enzenmüller vom Hofladen in Gohren immer mehr Kunden diese durchaus bequeme Einkaufsvariante: „Besonders ältere Menschen scheuen in diesen Zeiten den Kontakt im Laden und schätzen die unkomplizierte Bedienung. Jüngere kommen oft am Abend nach Ladenschluss, um Grillgut für die Party zu holen, wobei unsere Kunden im Allgemeinen bis aus Österreich und der Schweiz, vor allem auch wegen unserer Kirschen kommen“, berichtet die Wirtschafterin. Franz Metzger aus Langenargen lobt: „Die gute Qualität, das Wissen um die Herkunft der Lebensmittel, aber auch die Atmosphäre in den Hofläden machen den Unterschied. Ich bin gerne Stammkunde hier bei Enzenmüllers“, betont er.
Das Thema Wertschätzung und Nachhaltigkeit sieht auch Sybille Bernhard aus Kressbronn im Fokus ihrer Kundschaft. Neben Eiern aus eigener Haltung, über Obst und weiteren Produkten, sei bei ihr die Milch ein Alleinstellungsmerkmal: „Bei uns können Sie mit dem Kännle kommen und ihre frische Milch mit nach Hause nehmen, das finden Sie nicht mehr sehr oft.“Für die 51-jährige Unternehmerin
sei zudem die persönliche Beratung ein weiterer Pluspunkt: „In den Supermärkten und Discountern weiß doch so gut wie niemand mehr, was verkauft wird. In den Hofläden erhalten Sie genaue Auskunft über die Herkunft, über die Art und Weise des Anbaus, aber auch über den Zeitpunkt der Ernte samt weiteren Infos. Kurze Transportwege und Verarbeitungszeiten sind weitere Argumente die für regionale landwirtschaftliche Verkaufseinrichtungen wie Hofläden sprechen. Wir sind sehr nah an den Kunden und das ist gut so.“
Was sich die Betreiber der Hofläden allesamt wünschen? „Dass die Bürger, soweit möglich, weiterhin bewusst und überlegt ihre Lebensmittel einkaufen und diese schätzen, auch nach einem möglichen Ende der Corona-Pandemie“, sagt Antonie Gierer.