Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die meisten Kinder erleben Corona als belastend
HAMBURG (AFP) - Die psychische Gesundheit von Kindern in Deutschland hat sich während der CoronaPandemie verschlechtert. Nach einer am Freitag veröffentlichten Studie des Universitätsklinikums HamburgEppendorf (UKE) stehen Kinder und Jugendliche vermehrt unter Stress und leiden häufiger unter psychosomatischen Beschwerden.
Die UKE-Wissenschaftler befragten zwischen 26. Mai und 10. Juni mehr als 1000 Kinder und Jugendliche zwischen elf und 17 Jahren sowie mehr als 1500 Eltern per Online-Fragebogen. „Die meisten Kinder und Jugendlichen fühlen sich belastet, machen sich vermehrt Sorgen, achten weniger auf ihre Gesundheit und beklagen häufiger Streit in der Familie“, so das Fazit von Studienleiterin Ulrike Ravens-Sieberer. Auch habe bei jedem zweiten Kind das Verhältnis zu seinen Freunden durch den mangelnden physischen Kontakt gelitten
Konkret fühlen sich durch die Corona-Pandemie 71 Prozent der Kinder und Jugendlichen belastet. Zwei Drittel geben eine verminderte Lebensqualität und ein geringeres psychisches Wohlbefinden an. Vor Corona war dies nur bei einem Drittel der Fall gewesen. Das Risiko für psychische Auffälligkeiten stieg von 18 auf 31 Prozent. Zudem machen sich die Kinder mehr Sorgen und zeigen häufiger Hyperaktivität (24 Prozent), emotionale Probleme (21 Prozent) und Verhaltensprobleme (19 Prozent). Auch psychosomatische Beschwerden wie Gereiztheit (54 Prozent), Einschlafprobleme (44 Prozent), Kopfschmerzen (40 Prozent) und Bauchschmerzen (31 Prozent) treten vermehrt auf.
Wie die Studie weiter zeigt, sind für zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen die Schule und das Lernen angesichts einer fehlenden normalen Tagesstruktur anstrengender als noch vor Corona. Sie haben Probleme, den schulischen Alltag zu bewältigen, und empfinden diesen teilweise als extrem belastend. Auch in den Familien hat sich die Stimmung verschlechtert. 27 Prozent der Kinder und Jugendlichen und 37 Prozent der Eltern berichten demnach, dass sie sich häufiger streiten als vor der Corona-Krise.
Vor allem Kinder, deren Eltern einen niedrigen Bildungsabschluss beziehungsweise einen Migrationshintergrund haben, erleben die coronabedingten Einschränkungen demnach als äußerst schwierig. Fehlende finanzielle Mittel und ein beengter Wohnraum führen ebenfalls zu einem hohen Risiko für psychische Auffälligkeiten.