Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Corona beraubt Schüler eines einzigartigen Augenblicks
Er hätte sogar noch ein Jahr länger auf den Hasenklee gewartet
FRIEDRICHSHAFEN - Erstklässler, die dichtgedrängt und mit klopfendem Herzen auf dem Adenauerplatz stehen und dem Moment entgegenfiebern, an dem sie vom Seehas und seinen fleißigen Helfern den Hasenklee überreicht bekommen. Generationen von Häflern erinnern sich auch heute noch an diesen Moment, auch wenn seither ein paar Jahre oder Jahrzehnte ins Land gegangen sind.
Ein Schauspiel, das in diesem Jahr coronabedingt leider ausfallen muss. Zum Leidwesen mehrerer hundert Erstklässler, die zwar von der Stadt und dem Seehasenpräsidium einen Hasenklee bekommen werden – dabei allerdings auf diesen einzigartigen Moment verzichten müssen.
Der Seehas hat versprochen, den Hasenklee pünktlich zur Seehasenwoche in die Schulen und zu den Erstklässlern bringen zu lassen. Ob er in irgendeiner Form dabei sein wird, ist der „Schwäbischen Zeitung“nicht bekannt, denn der Seehas will die Kinder überraschen. Der siebenjährige Mika und seine Schulkameraden freuen sich schon auf den Hasenklee. „Trotzdem bin ich ein bisschen traurig“, verrät der Bub, der das Präsent gerne, wie Generationen von Häflern vor ihm, auf dem Adenauerplatz in den Händen gehalten hätte.
„Er hätte sogar in diesem Jahr auf den Hasenklee verzichtet, um ihn nächstes Jahr gemeinsam mit den neuen Erstklässlern vom Seehas persönlich zu bekommen“, verrät seine Mama. Also haben sich die beiden kurzerhand hingesetzt und dem Seehas geschrieben. Zweimal sogar, denn der erste Brief fiel einem umfallenden Glas Mineralwasser zum Opfer. Kein Grund für den Erstklässler aufzugeben. Er schnappte sich ein neues Blatt und schrieb ein zweites Mal Buchstabe für Buchstabe seinen Brief an den Seehas: „Lieber Seehase, ich bin sehr traurig wegen dem Hasenklee. Ich wünsche mir, dass ich den Hasenklee nächstes Jahr beim Seehasenfest von dir bekomme und nicht einfach in der Schule. Vielen Dank.“Christiane Waggershauser zeigt volles Verständnis für Mikas Wunsch und erklärt, warum sich die Stadt und das Präsidium allerdings dagegen entschieden haben, den Hasenklee 2021 an zwei ErstklässlerGenerationen gleichzeitig zu verteilen: „Sehr viele Kinder freuen sich schon auf den Hasenklee und sind glücklich, nicht ein weiteres Jahr auf diesen warten zu müssen.“Zudem sprächen weitere organisatorische
Gründe gegen einen doppelten Hasenklee im Jahr 2021, erklärt Waggershauser. „Wir können nicht sicher sa- gen, welche Corona-Regeln wir im nächsten Jahr noch oder wieder zu erwarten haben.“Ein weiterer Gesichtspunkt sei zudem die extrem große Schülerzahl und der daraus resultierende Sicherheitsaspekt: „Zwei Jahrgänge bedeuten mindestens 1300 Schüler auf dem Adenauerplatz. Das ist kaum machbar“, sagt Waggershauser. „Zudem lässt sich noch gar nicht abschätzen, wie die Lage im nächsten Jahr sein wird“, ergänzt Robert Ackermann, Präsident des Seehasenfestausschusses. „Und auf ewig wollen wir das nicht herausschieben.“
Nicht nur Mika hat dem Seehasen geschrieben, berichtet die städtische Pressesprecherin Monika Blank. „Uns haben in den letzten Wochen vor allem Briefe und Mails von Kindern erreicht, die Bilder für den Seehas gemalt haben.“In den Briefen sei auch zu lesen, dass sie es schade finden, dass das Seehasenfest dieses Jahr ausfällt.
„Einige hatten anfangs auch befürchtet, dass der Hasenklee ausfällt“, verrät Blank. „Aber der Seehas konnte ja dank seiner Helfer dafür sorgen, dass es für die Erstklässler den Hasenklee geben wird. Nur eben anders als sonst.“