Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Illegale Müllentsorgung nimmt in Corona-Zeiten zu
Ausmaß in den Gemeinden unterschiedlich – Eriskirch verfolgt strafrechtlich aktuell Müllsünder
SEEGEMEINDEN - In Zeiten der Corona-Pandemie nimmt das Pflichtbewusstsein, was die Handhabung beziehungsweise fachgerechte Entsorgung von Wohlstandsmüll angeht, offensichtlich ab. So und nicht anders ist es zu erklären, dass zunehmend sinnlos und ohne darüber nachzudenken, an beliebten Erholungsplätzen in den Seegemeinden persönlicher Unrat in der Natur entsorgt wird.
„Wir bitten die Bürger, ihren Müll richtig zu entsorgen, um unsere Region sauber zu halten. Jeder einzelne kann durch sein Verhalten zum Schutz unserer Umwelt täglich beitragen“, appelliert Kressbronns Bürgermeister Daniel Enzensperger ob der aktuellen Situation.
„Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt von morgen aussieht“, sagte einst die Schriftstellerin Freifrau Marie von EbnerEschenbach. Ihre Aussage scheint aktueller denn je. Ob entlang der Argen, am Seegarten in Kressbronn, im Bereich DLRG/Seewiesen in Langenargen oder an der Skateranlage Eriskirch samt Schlosspark in Tettnang: Unsere Umwelt wird mehr und mehr von Wohlstandsmüll belastet. Dabei muss festgestellt werden, dass vor allem Einwegverpackungen von sogenannten To-Go-Produkten achtlos in Wald und Wiesen geworfen werden, obwohl seitens der Gemeinden entsprechende Behältnisse platziert sind.
„Sobald diese voll sind, wird der Dreck danebengelegt. Dabei wäre es so einfach, diesen mit nach Hause zu nehmen. Leider siegt hier oft die Bequemlichkeit, weswegen ich eine Pfandabgabe auf Mehrwegbasis für sinnvoll halten würde“, meint Langenargens Hauptamtsleiter, KlausPeter Bitzer. Die Mülleimer würden, wie auch in Eriskirch und Kressbronn,
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von den Bauhofmitarbeitern übrigens regelmäßig und täglich geleert.
Auch Daniel Enzensperger stellt ein erhöhtes Müllaufkommen fest: „Die Hotspots bei uns liegen eindeutig im Uferbereich. Dies ist umso dramatischer, da Abfälle in den See gelangen und für die dort lebenden Tiere gefährlich werden können. Leider ist die Tendenz, Abfälle in die Landschaft oder auf die Straße zu werfen so hoch, dass die Bauhofmitarbeiter teilweise nicht mehr hinterherkommen.“
Aktuell verfolgt die Gemeinde Eriskirch einen Fall, bei dem es sich nicht mehr nur um eine Ordnungswidrigkeit handeln könnte. Im Bereich der Grillhütte im Gewerbegebiet Aspen haben Unbekannte jüngst zahlreiche große Müllsäcke samt Teilen einer Wohnungseinrichtung sowie einen Bootstrailer im Wald entsorgt. Laut Bürgermeister Arman Aigner habe man die Tat zur strafrechtlichen Verfolgung der Polizei übergeben: „Der Sachverhalt wurde zur Anzeige gebracht, wobei der Halter des Verursacherfahrzeugs ausfindig gemacht werden konnte.“Aber: Trotz Aufforderung und Zusage wurden die Verunreinigungen seitens des Täters bis vor zwei Tagen immer noch nicht abtransportiert. Den Müllsünder erwarte nun eine empfindliche Geldstrafe.
Wie Klaus-Peter Bitzer betont, habe man derartige Fälle in der Vergangenheit immer wieder feststellen müssen: „Die derzeitige Situation der illegalen Müllentsorgung ist auch durch die Corona-Pandemie bedingt. Die Menschen haben mehr Zeit. Es wurden und werden verstärkt Gärten, Keller oder Speicher aufgeräumt. Durch die eingeschränkten Öffnungszeiten der Entsorgungszentren, vor allem aber auch aus Bequemlichkeit, werden schließlich schnelle und kostengünstige Entsorgungsmöglichkeiten gesucht.“Grundsätzlich werde man in Eriskirch, in Kressbronn wie auch in Langenargen derartige Müllsünder mit aller Kraft verfolgen und zur Anzeige bringen.
Marie von Ebner-Eschenbach hätte es seinerzeit wohl so formuliert: „Am bittersten bereuen wir die Fehler, die wir am leichtesten vermieden hätten.“