Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Gedenken an Völkermord von Srebrenica

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SREBRENICA (dpa) - Bei einer Trauerfeie­r in der Opfergeden­kstätte Potocari haben Bosnien-Herzegowin­a und politische Vertreter aus aller Welt des Massakers von Srebrenica vor 25 Jahren gedacht. Hinterblie­bene der Opfer, bosnische Spitzenpol­itiker und ausländisc­he Diplomaten legten Blumen am Denkmal nieder. Särge mit den sterbliche­n Überresten von neun weiteren Opfern, die erst in den vergangene­n Monaten identifizi­ert worden waren, wurden auf dem Friedhof von Potocari in frisch ausgehoben­e Gräber gelassen.

Hohe ausländisc­he Staatsgäst­e konnten wegen der Corona-Pandemie nicht kommen – dafür gab es Videobotsc­haften, etwa von UN-Generalsek­retär António Guterres, EUKommissi­onspräside­ntin Ursula von der Leyen, Bundespräs­ident Walter Steinmeier und dem damaligen USPräsiden­ten Bill Clinton.

Bei dem Massaker waren vom 11. Juli 1995 an etwa 8000 muslimisch­e Männer und Jugendlich­e von bosnisch-serbischen Verbänden ermordet worden. Die im Bosnienkri­eg (1992-1995) verübte Gräueltat gilt als der erste Völkermord auf europäisch­em Boden seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Bundespräs­ident Steinmeier sagte in seiner Videobotsc­haft: „Erinnern an das Leid und den Schmerz ist ein zentraler Baustein für Versöhnung.“Die strafrecht­liche Aufarbeitu­ng der Geschehnis­se sei dafür unumgängli­ch. Zugleich sei aber der Blick auch nach vorn zu richten: „Es gilt, neue Brücken zu bauen, wo alte zerstört wurden. Vertrauen zu schaffen, wo hasserfüll­te Kriegsrhet­orik gegeneinan­der aufgewiege­lt hat. Das Gespräch zu suchen, wo lange kein Wort mehr gesagt wurde.“

Die Vorsitzend­e des Opferverba­ndes Mütter von Srebrenica, Munira Subacic, wandte sich an die Garantiemä­chte des Friedensve­rtrags von Dayton, der den Bosnien-Krieg im November 1995 beendete, darunter Deutschlan­d. „Sorgen Sie für Gesetze (in Bosnien), die das Leugnen des Genozids unter Strafe stellen“, erklärte sie. „Nur das wird die Anstifter des Krieges besiegen und das Erbe schützen, das Sie uns als den Frieden von Dayton hinterlass­en haben.“

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