Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Tarifstreit geht nach Pause in die nächste Runde
Rund 50 Teilnehmer demonstrieren in Liebenau – Spitzengespräch am Freitag geplant
LIEBENAU - Nach rund vier Monaten Pause, bedingt durch die CoronaPandemie, haben die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft verdi und der Liebenau Leben im Alter (LiLA) am Dienstag wieder Fahrt aufgenommen. Um die 50 Teilnehmer haben am Vormittag im Zuge einer von verdi initiierten Solidaritätsaktion zunächst auf dem Parkplatz des Gasthaus „Hirsch“in Liebenau demonstriert und mit Plakaten und lautstarken Rufen auf ihre Forderungen aufmerksam gemacht.
Ein bereits für März geplanter Termin hatte aufgrund der CoronaKrise abgesagt werden müssen. In der Zwischenzeit habe es diverse Telefonkonferenzen gegeben, Ende Juni sei die Verhandlungskommission erstmals wieder persönlich zusammengekommen, wie die Stiftung Liebenau mitteilt. Inhaltlich habe es in dieser Runde allerdings keine Annäherung gegeben, beide Seiten hätten lediglich ihre Positionen bekräftigt.
Eine Delegation der Verdi-Demonstranten traf am Dienstag den Justiziar der Stiftung Liebenau für eine Unterschriftenübergabe. Eigentlich hatten die Verdi-Vertreter auf ein Gespräch mit dem Vorstand gehofft, der sich jedoch auf einer Dienstreise befand. Ziel der verdi-Vertreter ist es, einen Tarifvertrag für die rund 800 Beschäftigten zu erreichen. Sie wollen zudem auf die „ungleiche Bezahlung innerhalb der Altenpflegeeinrichtungen bei der Stiftung Liebenau“aufmerksam machen, wie es in einer Pressemitteilung heißt. „Seit der faktischen Unterbrechung der Verhandlungen liegen vier Monate hinter uns, in denen wirklich allen im
Land der Wert der Altenpflege klargeworden ist. Wir hoffen, dass diese Erkenntnis auch bei den Arbeitgebern der Stiftung noch ankommen wird, und die Verhandlungen nun zügig zu einem Ende kommen“, sagt Verdi-Verhandlungsführerin Yvonne Baumann. „Die Beschäftigten haben lang genug die Ungleichbehandlung hingenommen und sind des Wartens wirklich leid.“
Bei der Aktion am Dienstag übergab eine Delegation der Verdi-Vertreter
zwei Unterschriftenlisten an die Stiftung Liebenau: Im Zuge einer sogenannten Solidaritätspetition waren insgesamt 3462 Unterschriften zusammengekommen, berichtet Yvonne Baumann. Für eine weitere Petition hätten zudem 433 Beschäftigte unterschrieben. „Das ist ein starkes Signal seitens der Belegschaft“, sagt Baumann.
Ihr Fazit nach den Gesprächen am Dienstag, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden, lautet dennoch: „Eher ernüchternd, es gab kein Entgegenkommen, stattdessen wurde erneut auf die gleichen Argumente wie in den bisherigen Gesprächen verwiesen“, berichtet die verdi-Sprecherin. So verweist die Stiftung Liebenau vor allem darauf, dass die wirtschaftliche Situation der Liebenau Leben im Alter jetzt noch angespannter sei als ursprünglich vorhergesehen.
Hoffnungen setzt Yvonne Baumann nun in ein für kommenden Freitag angesetztes Spitzengepräch, bei dem die Verhandlungsführer von Verdi mit dem Stiftungsvorstand in Dialog treten wollen. Dabei soll das weitere Vorgehen erörtert werden, anschließend werden die Verhandlungen fortgesetzt. Baumann betont jedoch auch, dass die Belegschaft nun allmählich Ergebnisse erwarte: „Wenn bei dem Spitzengespräch nichts rumkommt, werden die Mitarbeiter in die nächste Stufe gehen, den Arbeitskampf“, so die Verhandlungsführerin.