Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bundeswehr-Hilfeleistung in Pflegeheimen endet
Sechs Wochen lang unterstützen Soldatinnen und Soldaten dabei, das Virus aus den Häusern fernzuhalten
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Sechs Wochen lang haben Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Bodenseekreis geholfen, das Coronavirus von Pflegeheimen fernzuhalten. Am Donnerstag, 11. März, kann die zivilmilitärische Hilfeleistung enden, denn die betreffenden Pflegeheime haben in der Zwischenzeit mithilfe des Jobcenters zivile Testerinnen und Tester rekrutieren können. Diese werden künftig an den Eingängen der betreffenden Heime die Schnelltests bei Besuchenden und Personal durchführen, teilt das Landratsamt Bodenseekreis mit.
Die Unterstützung durch die Truppe sei eine echte Entlastung für das Personal in den Pflegeeinrichtungen. „Wir haben von den Besuchern und Mitarbeitern der Pflegeheime sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Diese Bestätigung war für unsere Soldatinnen und Soldaten sehr wichtig, denn sie zeigt, wie sinnvoll und gebraucht diese Hilfeleistung war“, erklärt Hauptmann Marcus Wohler vom Kreisverbindungskommando, das den Kontakt zwischen der Truppe und dem Landratsamt koordiniert hat.
Das Kreisverbindungskommando besteht aus ehrenamtlich arbeitenden Reservisten des Landeskommandos Baden-Württemberg und ist fester Bestandteil der Katastrophenstabsstruktur des Landkreises. Es wird aktiv, wenn zur Bewältigung einer Krisenlage die Hilfe der Bundeswehr angefordert werden soll.
Wohler berichtet von sehr freundlichen und teilweise herzlichen Begegnungen bei den regelmäßigen Tests von Pflegekräften und
Angestellten der Heime. „Wir haben uns sehr willkommen gefühlt“, ergänzt er.
Seit Ende Januar hat die Bundeswehr in insgesamt 15 Pflegeheimen die Eingangstestungen übernommen. Mit der Testpflicht für Besuchende
seit kurz nach Jahresbeginn war der Arbeitsaufwand für die ohnehin schon unter deutlich erschwerten Bedingungen arbeitenden Pflegekräfte zusätzlich angestiegen. Das Sozialamt des Bodenseekreises hatte daraufhin den Unterstützungsbedarf bei den Pflegeheimen im Landkreis abgefragt und die zivil-militärische Hilfeleistung gemeinsam mit dem Kreisverbindungskommando innerhalb weniger Tage zum Laufen gebracht.
Zunächst leisteten 15 Soldaten der Panzerpionierkompanie 550 der deutsch-französischen Brigade aus Stetten am kalten Markt diesen Dienst im Bodenseekreis, den zweiten Teil übernahmen 15 Soldatinnen und Soldaten des dritten Feldjägerregiments der Standorte Bruchsal, Stetten am kalten Markt und Ulm.
Das Landratsamt organisierte die Unterbringung der Militärangehörigen, deren Schulung durch das DRK und die Einsatzplanung während der sechs Wochen. Insgesamt wurden bei der Aktion durch die Bundeswehr etwa 2500 Arbeitsstunden geleistet. An besonders geschäftigen Tagen wurden in größeren Einrichtungen jeweils um die 100 Schnelltests durchgeführt.
„Die Arbeit der Bundeswehr war eine wichtige Hilfe in einer schwierigen Zeit“, sagt dazu Roland Hund, Regionalleiter Bodenseekreis bei der
Stiftung Liebenau. „Dass dieser Einsatz so schnell und gut organisiert wurde, haben wir auch als Wertschätzung unserer Arbeit gesehen und sind dafür sehr dankbar“, erklärt Hund stellvertretend für die beteiligten Pflegeheime.
Ab Ende der Woche werden beispielsweise im Franziskuszentrum Friedrichshafen vier durch das Jobcenter des Bodenseekreises vermittelte Testerinnen und Tester diese Aufgabe übernehmen. Kreisweit haben sich schon mehr als 100 Interessierte gemeldet, die nun passgenau jobmäßig an die Pflegeeinrichtungen vermittelt werden, um dort künftig das Pflegepersonal zu entlasten.
Bei Ulrich Müllerschön liefen im Landratsamt die Fäden zusammen. Der Chef des Sozialamts hat sich persönlich darum gekümmert, dass die Pflegeheime die nötige Unterstützung bekommen. „Wir wurden in den zurückliegenden Monaten immer wieder Zeuge, wie verheerend ein Corona-Ausbruch in Pflegeheimen sein kann.
Entsprechend hoch war die Motivation aller Beteiligten, mit der Unterstützungsaktion einen wirksamen Beitrag zum Schutz der Bewohnerinnen und Bewohner in den Heimen zu leisten. Für diese außergewöhnliche und wirklich gute Zusammenarbeit bin ich sehr dankbar“, so Müllerschön.