Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wasserburg rüstet Grundschule für digitale Zukunft
Gemeinderat investiert rund 8000 Euro in ein Schulnetzwerk – Ungewiss ob Förderprogramm greift
WASSERBURG (isa) - Das Konzept hat schon ein paar Jahre lang in einer Schublade des Wasserburger Rathauses gelegen. Der „Digital Pakt Schule“hat es jetzt wieder zutage gebracht: Die Einrichtung eines digitalen Schulnetzwerkes für die Wasserburger Grundschule. Der Gemeinderat hat entschieden, dass die Grundschule nun das Schulnetzwerk IServ bekommen soll, und das obwohl noch gar nicht sicher ist, dass das Förderprogramm überhaupt greift.
Die Gestaltung des digitalen Wandels an den Schulen ist eine der großen Zukunftsaufgaben in der Bildungspolitik. Das war schon vor Corona so und ist durch die Pandemie mit ihren Schulschließungen nur noch beschleunigt worden. Bund und Freistaat stellen deshalb im Rahmen des „Digitalpakts Schule“über fünf Jahre hinweg eine „Digitalisierungsmilliarde“für die Infrastrukturförderung an Bayerns Schulen bereit. Der Gemeinde Wasserburg stehen 39 000
Euro zu. 8000 hat sie schon bekommen. Allerdings müssen die Förderanträge noch in diesem Jahr gestellt werden. Bürgermeister Harald Voigt erklärte, dass „eine belastbare Maßnahmenplanung mit Kostenvoranschlägen vorliegen und eingereicht werden müssen“. Für die Umsetzung seien wiederum die Jahre 2022/2023 vorgesehen, spätestens 2024 aber sei der Verwendungsnachweis fällig. Voigt rechnet allerdings damit, dass Wasserburg das, von der Grundschule favorisierte, Schulnetzwerk IServ komplett selbst bezahlen müsse. Denn „IServ ist eine Serverlösung und Server gelten allgemein als nicht förderfähig“, gibt der Bürgermeister zu bedenken. Warum sich die Schule dennoch für dieses System entschieden hat, erklärt Rektorin Ulrike Benesch den Mitgliedern des Gemeinderats. Demnach habe sich die Schule bereits 2018 von mehreren Fachleuten ausgiebig und vor Ort beraten lassen und habe ein Medienkonzept erstellt.
Weil die Kosten mit gut 14 000 Euro hoch gewesen seien, habe der damalige Bürgermeister, Thomas Kleinschmidt, es vorerst zurückgestellt. „Dann kam Corona und hat uns überrollt“, sagte die Rektorin. Das jetzige
System, mit dem derzeit auch das Homeschooling stattfinde sei für alle Beteiligten unbefriedigend, erklärt Benesch. Denn es sei nicht wirklich zuverlässig und funktioniere nicht richtig. Aus diesem Grund benötige die
Grundschule künftig ein gut funktionierendes System, das den digitalen Anforderungen von Schule gerecht werde. Wichtig sei dabei, so schildert sie dem Gremium, dass alle Endgeräte, alle Klassenzimmer sowie die ganze Schulfamilie problemlos miteinander verbunden sei.
Ein solches System biete der Schulserver IServ, der den Aufbau eines Schulportals samt Webportal ermögliche. Bewährt habe sich das System deutschlandweit an über 2000 Schulen. Zudem umfasse es viele verschiedene Anwendungen, wie etwa Videokonferenzen, i-Pad-Verwaltung, Administration von Laptops und PCs in der Schule oder einen Messenger-Dienst zur Elternkommunikation.
In dem Medienkonzept von 2018 sei bereits festgelegt worden, wie und wo in der Schule der nötige eigene Serverraum geschaffen werden könne. Mit Blick auf die Zukunft, wenn jeder Schüler mit einem Tablet arbeiten werde, spricht sich Benesch eindringlich für IServ aus. Aktuell sei es nicht möglich, die vorhandenen 36 Tablets, mit denen die 136 Schüler derzeit arbeiten, die vier Lehrercomputer in den Klassenzimmern und die Computer des Sekretariats gleichzeitig zu betreiben. „Wenn wir digital arbeiten sollen, brauchen wir ein verlässliches Wlan, das mehrere Geräte auf einmal versorgt“, betont die Rektorin.
Ein Vorteil von IServ sei zudem, dass das System extern betreut werde. Damit könnten sich die Lehrer ganz auf ihre pädagogischen Aufgaben konzentrieren. Support und Fernwartung seien im Lizenz-Entgelt enthalten, ergänzt Bürgermeister Voigt. Der Gemeinderat stimmte daraufhin einstimmig für die Einrichtung von IServe. Kosten soll die digitale Weiterentwicklung knapp 8000 Euro. Allerdings beauftragte das Gremium die Verwaltung zu prüfen, ob die Schule nicht an den Rathausserver angeschlossen werden könne.