Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Der ganze Wahlkreis ist jetzt grün
Letzte CDU-Bastion ist gefallen – Christdemokraten verlieren teils mehr als zehn Prozentpunkte
FRIEDRICHSHAFEN (li) - Die Grünen und ihr Kandidat Martin Hahn haben bei der Landtagswahl am Sonntag die letzte ehemalige CDUBastion im Wahlkreis 67 Bodensee geknackt: Auch Oberteuringen hat nun erstmals bei einer Landtagswahl mehrheitlich grün gewählt. Die CDU erreicht in mehreren Orten nicht einmal mehr 20 Prozent, die SPD bleibt in fast allen Kommunen sogar unter zehn Prozent. Klaus Hoher und seine FDP hingegen fahren flächendeckend zweistellige Ergebnisse ein.
Wie schon vor fünf Jahren haben die Grünen in zwei Kommunen Ergebnisse jenseits der 40 Prozent erzielt. Dass sie in Heiligenberg 2,7 Prozentpunkte verloren haben, dürfte leicht verschmerzbar sein, denn die verbliebenen 42,9 Prozent sind trotzdem ihr Spitzenergebnis.
Den zweitbesten Stimmenanteil verbuchen die Grünen in der Heimatstadt ihres Direktkandidaten
Martin Hahn: In Überlingen kommen sie auf 42,3 Prozent, was 0,8 Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren sind. Leichte Steigerungen verbuchen Hahn und die Grünen in fast allen Kommunen. Aber nur fast: Sogar recht deutlich verlieren sie in Hagnau, nämlich 5,6 Prozentpunkte – was vor allem auf die grünen Positionen zum Thema B 31-neu zurückzuführen sein dürfte. Mit 29,8 Prozent bleiben die Grünen aber auch in Hagnau knapp vor der CDU mit
28,2 Prozent.
Erstmals überholt haben die Grünen die CDU in Oberteuringen. 33,1 Prozent bedeuten eine Steigerung im Vergleich zu 2016 um 3,3 Prozentpunkte. Die CDU mit Direktkandidatin Dominique Emerich hingegen verliert in Oberteuringen satte 7,1 Prozentpunkte und landet bei 25,3 Prozent. In Bermatingen und Heiligenberg verliert die CDU sogar jeweils knapp mehr als zehn Prozentpunkte. In Heiligenberg kommen die Christdemokraten auf nur noch 17,5 Prozent. Unter 20 Prozent bleiben sie auch in Frickingen (19,6), Salem (18,2), Überlingen (19,4) und Uhldingen-Mühlhofen (17,8).
Das sind Werte, die eine andere Volkspartei derzeit gerne hätte. In gerade einmal zwei Kommunen kommt die SPD auf Stimmenanteile im zweistelligen Bereich: in Uhldingen-Mühlhofen (10,0) und Stetten (11,4). Die Zweistelligkeit in Friedrichshafen, der Heimatstadt der SPD-Kandidatin Jasmina Brancazio, ist allein der Tatsache geschuldet, dass bei der Rundung auf eine Dezimalstelle aus einer 9,99 eine 10,0 wird. Richtig düster wird’s für die Sozialdemokraten im Deggenhausertal, wo sie sogar an der Fünf-Prozent-Marke scheitern (4,8).
Steil nach oben geht’s in fast allen Kommunen für Klaus Hoher und die FDP. Ihren Spitzenwert erzielen die Liberalen mit 22,1 Prozent in Hagnau. Im Vergleich zu 2016 ist das eine Steigerung um 7,0 Prozentpunkte. In Heiligenberg verbessert sich die FDP sogar um 7,6 Prozentpunkte. Anders formuliert bedeuten 13,6 Prozent mehr als eine Verdopplung des Stimmenanteils im Vergleich zu 2016. Auch in seiner Heimatgemeinde Salem legt Klaus Hoher kräftig zu und erzielt mit 19,1 Prozent kreisweit seinen zweitbesten Wert.
Für die AfD geht der Trend in allen Kommunen im Wahlkreis Bodensee nach unten, am deutlichsten in Stetten, wo der Anteil von 12,1 im Jahr 2016 auf 5,4 geschrumpft ist. Im zweistelligen Bereich landen Christoph
Högel und die AfD nur noch in Eriskirch (10,7), Friedrichshafen (10,7) und Oberteuringen (10,6).
Gesunken ist in allen Kommunen im Wahlkreis Bodensee die Wahlbeteiligung. Spitzenreiter ist mit 76,7 Prozent Daisendorf, dicht gefolgt von Hagnau mit 76,6 Prozent. Deutliches Schlusslicht in dieser Rangliste ist wie schon vor fünf Jahren die Stadt Friedrichshafen mit einer Wahlbeteiligung von 61,8 Prozent.
Die
sowie die
Stadt Tettnang Gemeinden Meckenbeuren und Neukirch gehören zwar zum Bodenseekreis, die dortigen Wahlergebnisse sind in der vorstehenden kreisweiten Betrachtung aber unberücksichtigt geblieben, weil diese drei Kommunen zum Wahlkreis 69 Ravensburg gehören, in dem andere Kandidaten zur Wahl standen.