Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der Mozart von Norddeutsc­hland

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Diese 46 Zeilen am unteren Rand der ersten Seite Ihrer Tageszeitu­ng haben vor allem den Zweck, die wirklich wichtigen Nachrichte­n zu würdigen. Den ganzen Rest – also alles „Überm Strich“– können Sie lesen, müssen Sie aber nicht. Aus kaufmännis­cher Sicht ist es sogar nicht einmal nötig, „Unterm Strich“zu lesen. Hauptsache, sie haben die vielen Buchstaben mit Ihrem Abonnement bezahlt. Aber weil Sie das ganze schöne Geld jetzt schon ausgegeben haben, hier also die Nachricht, die den Preis auf jeden Fall mehr als wert ist: Dieter

Bohlen ist aus der Jury von „Deutschlan­d sucht den Superstar“ausgeschie­den – oder ausgeschie­den worden. Darüber sind sich die Experten noch uneins. Natürlich ist es möglich, dass der 67-Jährige – geboren im norddeutsc­hen Berne – in einer sehr späten Phase seiner öffentlich zelebriert­en Spätpubert­ät doch noch erwachsen genug geworden ist, um zu erkennen, dass man im Leben manchmal besser schweigt. Weil sonst Bohlen-Sätze wie dieser fallen: „Ich glaube, wenn Mozart heute noch leben würde, würde er so was Ähnliches machen wie ich.“

Es ist immer schwierig, Verstorben­e zu bemühen, weil diese sich schlecht wehren können. Doch dieses Bohlen’sche Zitat liefert Hinweise, dass Herr Bohlen nicht unter nennenswer­tem Mangel an Selbstbewu­sstsein leidet. Manche Leute sprechen in diesem Zusammenha­ng sogar von Größenwahn. Was Sie die Selbstüber­schätzung eines Pop-Titanen im Ruhestand angeht? Dafür haben Sie die Zeitung nicht bezahlt? Doch, haben Sie. Und wir sagen von ganzem Herzen: Danke! (nyf )

●» untermstri­ch@schwaebisc­he.de

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FOTO: HENNING KAISER/DPA Fast wie Mozart: der Titan der Selbstüber­schätzung Dieter Bohlen.

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