Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Biden nennt Putin „Mörder“

Bericht zeigt Russlands Rolle bei den US-Wahlen

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WASHINGTON/MOSKAU (dpa) - USPräsiden­t Joe Biden hat Kremlchef Wladimir Putin Konsequenz­en wegen einer angebliche­n Einmischun­g Russlands in die US-Wahl im vergangene­n November angedroht. „Er wird einen Preis bezahlen“, sagte Biden in einem am Mittwoch ausgestrah­lten Interview des Senders ABC. In einem Telefonat Ende Januar habe er Putin mit Blick auf eine mögliche Einmischun­g Moskaus gesagt: „Ich kenne Sie und Sie kennen mich. Wenn ich feststelle, dass dies geschehen ist, dann seien Sie vorbereite­t.“Biden antwortete auf die Frage von ABC-Moderator George Stephanopo­ulos, ob er denke, dass Putin ein „Killer“sei: „Das tue ich.“

Nach Ansicht der US-Geheimdien­ste hat sich Russland bei der Wahl im November für den damaligen US-Präsidente­n Donald Trump eingesetzt und sich bemüht, Biden zu schaden. Moskau habe den Ausgang der Wahl beeinfluss­en und Unfrieden im Land säen wollen, hieß es in einem am Dienstag vom Büro von US-Geheimdien­stkoordina­torin Avril Haines veröffentl­ichten Bericht. Putin und seine Regierung hätten die Maßnahmen „genehmigt und durchgefüh­rt“. Russland habe sich dabei auf Desinforma­tion konzentrie­rt, anders als bei der Wahl 2016 aber nicht versucht, die Wahlinfras­truktur in den USA direkt zu untergrabe­n.

Der Kreml wies den US-Geheimdien­stbericht zurück. Der Bericht sei „falsch, absolut unbegründe­t und haltlos“, sagte Kremlsprec­her Dmitri Peskow laut der Agentur Interfax am Mittwoch in Moskau. Russland habe sich weder in die US-Wahlen 2020 noch in die davor eingemisch­t. Eine derartige Behauptung seitens der USA schade nur „den ohnehin schon angeschlag­enen russisch-amerikanis­chen Beziehunge­n“.

Der US-Präsident machte keine Angaben dazu, welche Konsequenz­en die Geheimdien­sterkenntn­isse für Putin haben könnten. Biden machte zugleich deutlich, dass eine Zusammenar­beit Washington­s mit Moskau bei gemeinsame­n Interessen dennoch möglich sei. Kritiker hatten Trump einen zu Putin-freundlich­en Kurs vorgeworfe­n. Biden hatte bereits im Wahlkampf eine härtere Gangart gegenüber Moskau angekündig­t.

Bidens Interview-Äußerungen über Putin lösten Kritik in Russland aus. „Biden hat mit seinen Aussagen die Bürger unseres Landes beleidigt“, schrieb Parlaments­chef Wjatschesl­aw Wolodin im Nachrichte­nkanal Telegram. „Putin ist unser Präsident, Angriffe auf ihn sind Angriffe auf unser Land“, meinte er. Zu möglichen neuen US-Sanktionen sagte der Vorsitzend­e des Auswärtige­n Ausschusse­s der Staatsduma, Leonid Sluzki, der Agentur Interfax zufolge: „Auf alle einschränk­enden Maßnahmen vonseiten der USA, zumal wegen solch ausgedacht­er Anlässe, finden wir eine deutliche und angemessen­e Antwort.“

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