Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Kämpfer-Geschichten“sollen Kickern Mut machen
Trainer des FC Rosenharz der Stiftung Liebenau verschickt Mutmach-Pakete an Spieler mit Einschränkungen
MECKENBEUREN/BODNEGG (sz) Unerwartete Post ist bei allen Kickern des FC Rosenharz angekommen. Absender ist ihr Trainer Holger Zielonka. Die Fußballspieler mit Einschränkungen leben in Wohnhäusern der Stiftung Liebenau. In den Mutmach-Paketen befand sich unter anderem ein Buch, das Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen in schwierigen Zeiten Mut machen soll, so wie jetzt in der Pandemie. Das teilt die Stiftung Liebenau mit.
„Genau vor einem Jahr feierte der FC Rosenharz einen seiner größten Erfolge in der Vereinsgeschichte“, schildert Trainer Zielonka aus Ravensburg. Bei der HallenfußballQualifikation Baden-Württemberg Süd der Special Olympics im Februar 2020 standen beide Teams gegeneinander im Finale und qualifizierten sich für das Landesfinale in Karlsruhe. Doch Freude und Euphorie der Rosenharzer Kicker waren nur von kurzer Dauer. Turniere und Spiele wurden wegen der Corona-Pandemie abgesagt. „Da solch ein Erfolg nicht alle Jahre vorkommt, hält die Enttäuschung der Kicker bis heute an“, meint Zielonka. Was dagegen blieb, sind die coronabedingten Einschränkungen, Unsicherheit und nicht selten Angst.
Alle leiden unter der derzeitigen Situation. Dem wollte Trainer Zielonka etwas entgegensetzen, fühlt er sich doch auch während der Zwangspause „seinen“Fußballerinnen und
Fußballern gegenüber verantwortlich. Er schnürte Pakete unter anderem mit dem Buch „Wie man Riesen bekämpft“von David Kadel. In dem Buch, das es auch als E-Book gibt, schreiben 35 Prominente, unter anderem Samuel Koch, Fußballweltmeister Matthias Ginter oder SkyModeratorin Britta Hofmann. In ihren Mutmach-Texten geben sie persönlichen Einblick, wie sie in schwierigen Lebenssituationen das Kämpfen gelernt haben, um ihre „Riesen“zu besiegen.
Die von Zielonka erhoffte Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Torwart Fabian Biber schildert etwa: „Besonders berührt hat mich die Geschichte
von Heiko Herrlich. Sie hat mich interessiert, weil er auch ein Fußballer ist wie ich. Ich finde es toll, wie er mit seiner Krankheit umgegangen ist und auf Gott vertraut hat. Ich hatte sogar Gänsehaut beim Lesen. Ich bin jetzt dankbarer, dass ich gesund bin. Ein Superbuch! Ich werde es immer wieder lesen, gerade, wenn es mir mal nicht gut geht.“
Auch Anita Asal hat gleich geschmökert. Über die Geschichte von der 27-jährigen Bahnradfahrerin Kristina Vogel, die seit einem Sportunfall querschnittsgelähmt ist, meint sie: „Als ich diese Geschichte gelesen habe, war ich total fasziniert, wie sie mit ihrem Schicksalsschlag umgeht. Es hat mich zum Nachdenken gebracht. Wir sollten niemals die Lust am Leben verlieren, auch wenn plötzlich alles anders kommt. Man lebt nur einmal.“
Asal gibt anderen den Rat: „Genießt das Leben. Es ist toll, auch wenn man anders ist. Ich bin dankbar dafür und weiß es zu schätzen, dass ich laufen und jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren kann. Das hat mich ermutigt.“