Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Aufgespießt
Pleiten, Pech und Pannen begleiten die Corona-Impfkampagne auch in dieser Woche im Bodenseekreis. Dafür, dass der Astrazeneca-Impfstoff in wenigen Fällen gravierende Nebenwirkungen hatte, kann niemand etwas. Dafür, dass nach der vorläufigen Absetzung des Vakzins den Menschen, die schon einen Termin im Kreisimpfzentrum (KIZ) hatten, nicht ordentlich abgesagt wurde, aber schon. Es kann doch nicht sein, dass Menschen zwei Tage nach dem Impfstopp noch nicht wissen, ob ihr Termin stattfindet oder nicht.
Wie der SZ berichtet wurde, standen zig Menschen vor dem KIZ und wussten nicht, was Sache ist. Unter der Hotline 116 117 hatte man ihnen offenbar erzählt, dass sie jetzt den Biontech-Pfizer-Impfstoff bekommen. Was kompletter Quatsch ist, schließlich liegt im KIZ nicht kistenweise Biontech-Impfstoff herum. Das Beste an der Sache: Beim KIZ weiß man gar nicht, was das Reservierungssystem so macht. Also wie man mit Wartelisten umgeht oder ob ausgefallene Termine abgesagt wurden oder nicht. Oder was den Menschen im Bodenseekreis so erzählt wird von der Hotline. Gute Kommunikation sieht anders aus.
Da drängt sich doch schnell der Gedanke auf, die Sache selbst in die Hand nehmen zu wollen. Geht aber nicht. Weil weder Hausärzte noch die Stadtverwaltung, die die Geschichte vielleicht etwas koordinierter auf die Reihe bekommen würden, über Impfstoffe verfügen. Dafür aber hat die Stadtverwaltung an anderer Stelle ein Fass aufgemacht und Testzentren eröffnet. Zwar boten auch Apotheken diese Tests zuvor schon an, von einer flächendeckenden Versorgung aber konnte noch keine Rede sein. Die aber war ja bekanntlich von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gefordert. Die Abläufe sind danach einfach. Der Bund delegiert an die Länder, die an die Landkreise und Kommunen. Und um sich da nachher nicht dem Vorwurf aussetzen zu müssen, es sei keine Infrastruktur da, gibt es in Friedrichshafen dank der Aktion der Verwaltung die beiden Testzentren.
Die laufen auch ganz gut derzeit. Doch nutzen können die Einrichtungen nur, wenn die Menschen auch hingehen. Ein Tipp, damit es nicht wieder Klagen gibt: online anmelden. Dann müssen Sie nicht vor Ort die ganzen Unterlagen ausfüllen, sondern können direkt zum Test gehen. Das geht hier: www.friedrichshafen.de/testzentrum.
Dass Corona jetzt dem Bio-Supermarkt Bio am See den Todesstoß versetzt hat, ist eine bittere Pille. Und es lässt nichts Gutes erwarten für manch anderes Projekt, das sich um einen nachhaltigeren Konsum bemüht. Natürlich sind die Läden und Geschäfte in ihrer ganzen Breite bedroht. Aber speziell im Bio-Sektor ist das Ladenangebot nicht so groß, dass eine drohende Schließungswelle nur eine Schneise ins bestehende Angebot reißen würde. Hier droht der Totalausfall im Einzelhandel. Was dann übrig bleibt, sind Supermarktketten, die am Bio-Segment zwar mitverdienen, aber deswegen nicht unbedingt auch grün ticken. Wenn der kleine Bio-Einzelhändler eine Chance haben soll, sollten die Kunden sich deshalb auch die Mühe machen, ihre Bio-Ware dort zu kaufen – anstatt sie, weil es einfacher ist, beim Discounter mitzunehmen.
Ein vollwertiges Wochenende wünschen die Spießgesellen