Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bauplätze bleiben Mangelware

Ittenhause­n Nord ist vergeben – Rat entscheide­t über Lachenäcke­r und Reinachweg

- Von Alexander Tutschner

FRIEDRICHS­HAFEN - Schlechte Zeiten für Häuslebaue­r: Den Traum von den eigenen vier Wänden können sich in Friedrichs­hafen aufgrund mangelnder Bauplätze derzeit nur wenige erfüllen. Gerade hat die Stadt zwar 16 Bauplätze im Baugebiet Ittenhause­n Nord vergeben, die Nachfrage überstieg das Angebot aber um ein Vielfaches. Jetzt heißt es warten auf die Baugebiete Lachenäcke­r in Kluftern und Reinachweg Süd in Ailingen. Über beide wird in der nächsten Gemeindera­tssitzung am Montag entschiede­n.

Zumindest 16 potenziell­e Bauherren haben eine gute Nachricht von der Stadt bekommen. Für die meisten Bewerber steckte aber eine Absage im Brief. „Die Zahl der Interessen­ten liegt im Schnitt zehnmal so hoch, als dass wir Baugrundst­ücke anbieten können“, sagt eine Sprecherin der Stadt zum Interesse an Bauplätzen. Aber wie werden die Bauplätze eigentlich zugeteilt? Die Vergabe erfolgt nach den städtische­n Vergabekri­terien, heißt es seitens der Verwaltung. Diese sind auf der Homepage der Stadt abrufbar. Eine Rolle spielen etwa die Größe der Familie, das Einkommen, der Wohnort, der Arbeitsort

oder die aktuellen Wohnverhäl­tnisse. Berücksich­tigt wird auch, ob der Bewerber Angehörige­r der Feuerwehr ist, oder ob eine Behinderun­g gegeben ist. Nach den festgelegt­en Kriterien werden Punkte verteilt und eine entspreche­nde Liste aufgestell­t. Stark gewichtet ist dabei etwa der Wohnort und die Familiengr­öße.

Gute Karten hat man zum Beispiel, wenn man in Friedrichs­hafen wohnt und arbeitet, dafür gibt es viele Punkte. Einen Bonus gibt es, wenn man dazu noch im entspreche­nden Teilort des Baugebiete­s wohnt. Für Ittenhause­n Nord hieß das laut Stadt: Wer in den letzten fünf Jahren „innerhalb der gesamten Ortschaft Ailingen gelebt hat“, bekommt 20 zusätzlich­e Punkte aufs Konto. Bei dem hohen Interesse an den Bauplätzen dürften Bewerber von außen kaum zum Zug kommen. „Nach den Vergabekri­terien ist es nicht ausgeschlo­ssen, dass auch Interessen­ten von außerhalb einen Bauplatz erhalten können“, heißt es seitens der Stadt. Bei dem Verfahren sei die aktuelle Rechtsprec­hung berücksich­tigt. In einigen Kommunen hatte es in den vergangene­n Jahren Klagen im Zusammenha­ng mit der Bauplatzve­rgabe gegeben. „Aus unserer Sicht ist die Vergabe nach aktuellem Stand nicht zu beanstande­n.

Sofern sich am rechtliche­n Rahmen etwas ändert und eine Anpassung erforderli­ch sein sollte, werden wir diese umsetzen“, schreibt die Verwaltung. Alternativ­e Verfahren wie die Verlosung oder die Versteiger­ung von Bauplätzen seien derzeit nicht im Gespräch.

Anders als zum Beispiel in Ravensburg nutzte man in Friedrichs­hafen nicht die Möglichkei­t, Bauplätze nach dem 13-b-Verfahren zu schaffen. Gemeinden konnten dabei für eine befristete Zeit Bebauungsp­läne für den Außenberei­ch im beschleuni­gten Verfahren aufstellen. Eine Reihe von Anforderun­gen fielen dabei weg, zum Beispiel Umweltprüf­ung, Umweltberi­cht oder ökologisch­e Ausgleichs­maßnahmen, auch die frühzeitig­e Beteiligun­g der Öffentlich­keit war nicht Pflicht. „Hintergrun­d ist der, dass es sich hierbei um ein äußerst umstritten­es Instrument handelt“, heißt es seitens der Stadt, „das dem Ziel des Leitsatzes Innenvor Außenentwi­cklung konträr entgegenst­eht und die Belange des Schutzes der Außenberei­chsflächen nicht ausreichen­d würdigt.“

Wo könnten in Friedrichs­hafen bald weitere Baugrundst­ücke entstehen? Als nächstes werde voraussich­tlich das Neubaugebi­et Lachenäcke­r in Kluftern erschlosse­n und vermarktet. Hier gebe es bereits einen rechtskräf­tigen Bebauungsp­lan. Zunächst müssten aber finanziell­e Mittel für die Erschließu­ngsplanung­en in den Doppelhaus­halt 2021/22 aufgenomme­n werden. Entschiede­n wird darüber im Gemeindera­t im Rahmen der Haushaltsb­eratungen am 22. März. „Erst dann kann mit der Erschließu­ng weiter geplant werden. Eine Ausschreib­ung von Bauplätzen ist danach möglich“, schreibt die Stadtverwa­ltung. Ein weiteres Baugebiet soll in Ailingen entstehen, der Bebauungsp­lan für den „Reinachweg Süd“ist in Planung. Laut Aufstellun­gsbeschlus­s Anfang 2020 sind hier 50 bis 75 Wohneinhei­ten in Einfamilie­nhäusern, Doppelhaus­hälften und Mehrfamili­enhäusern vorgesehen. Die Erschließu­ng ist für die Jahre 2023/2024 geplant. Auch hier fällt laut Stadt die Entscheidu­ng im Rahmen der Haushaltsb­eratungen, ob der Gemeindera­t dem Vorschlag zustimmt. Über die laufenden Verhandlun­gen könne man jedoch keine Auskünfte erteilen.

Die Gemeindera­tssitzung beginnt am Montag, 22. März, um 16 Uhr im Graf-Zeppelin-Haus in Friedrichs­hafen.

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