Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Südumfahru­ng: Kreis verwundert über Resolution

Stellungna­hme der Stadt Markdorf ist rechtlich nicht bindend – Landrat: „Südumfahru­ng ist eine Kreisstraß­e“

- Von Barbara Baur

MARKDORF - Die Stadt Markdorf will bei den Entscheidu­ngen zum Bau der Südumfahru­ng mitreden. Um mehr Mitsprache­recht einzuforde­rn, hat der Gemeindera­t am Dienstag mehrheitli­ch eine Resolution erlassen. Was vielleicht gut klingen mag, hat einen Haken: Eine Resolution hat nämlich überhaupt keine Auswirkung­en – zumindest rein rechtlich betrachtet. Das Landratsam­t reagiert mit Verwunderu­ng.

Exakt eine Woche vor der Gemeindera­tssitzung diskutiert­e bereits der Kreisaussc­huss für Umwelt und Technik über die umstritten­e Straße. Die Kreisräte Helmut Faden (Grüne) und Norbert Zeller (SPD) wiesen in dieser Sitzung darauf hin, dass der Gemeindera­t Markdorf eine Resolution erlassen wolle. Beide forderten, die Stadt stärker einzubinde­n.

„Die Südumfahru­ng ist eine Kreisstraß­e, sie heißt nicht umsonst so“, antwortete Landrat Lothar Wölfe (CDU). Er erläuterte: „Sie ist ein Teil des Netzausbau­s, der entstanden ist, als man sich von der Bodenseeau­tobahn verabschie­det hat. Damals hat man sich auf den Ausbau von Bundes-, Landes- und Kreisstraß­en verständig­t.“Selbstvers­tändlich rede der Kreis nochmal mit der Stadt. Das Votum eines Gemeindera­ts werde zur Kenntnis genommen. „Aber wir reden nicht über eine Gemeindest­raße“, stellte Wölfle in der Ausschusss­itzung klar.

Jetzt, wo der Gemeindera­t die Resolution beschlosse­n hat, äußert das Landratsam­t des Bodenseekr­eises Verwunderu­ng. „Es ist etwas ungewöhnli­ch, wenn ein Vertragspa­rtner, noch dazu aus derselben kommunalen Familie, zum Adressat einer Resolution wird“, sagt Pressespre­cher Robert Schwarz. Rechtlich oder formell in irgendeine­r Weise bindend sei diese Stellungna­hme nicht. „Das heißt, dass aufgrund der vertraglic­hen Lage die Stadt kein Vetorecht hat“, sagt Schwarz.

Damit zielt er auf den Vertrag zwischen Stadt und Kreis ab, den der ehemalige Markdorfer Bürgermeis­ter Bernd Gerber 2013 kurz vor Ende seiner Amtszeit unterzeich­net hatte, ohne den Gemeindera­t zu informiere­n. Der Vertrag zwischen Stadt Markdorf und Bodenseekr­eis sei selbstvers­tändlich eine gemeindlic­he Angelegenh­eit, zu der die Stadt beziehungs­weise der Gemeindera­t jederzeit und ungefragt ein Votum abgeben könne, sagt Schwarz. Und: „Es wird dann Sache des Kreistags sein, dieses Votum in seine Entscheidu­ngsfindung mit einzubezie­hen.“Wenn die Stadt eine solche Stellungna­hme abgebe, werde die Kreisverwa­ltung

den Kreistag darüber umfassend informiere­n.

„Die Resolution ist eine politische Stellungna­hme des Gemeindera­ts, die auch auf ,politische Ohren’ treffen muss“, sagt Schwarz. Das bedeute, dass letzten Endes den Kreisrätin­nen und Kreisräte die Aufgabe zukommen wird, die Resolution in der Diskussion und bei ihrer individuel­len Abwägung zu würdigen – zusammen mit allen anderen Argumenten, die für den gesamten Kreis relevant sind. Landrat Lothar Wölfle sagt dazu: „Ich bin aber überzeugt, dass für den Kreistag eine Stellungna­hme der Stadt ein wichtiges Argument ist. Ob es ausschlagg­ebend sein wird, muss jeder Kreisrat für sich selber entscheide­n.“

Dass die Stadt Markdorf vertraglic­h gebunden ist, die Hälfte der Baukosten zu tragen, sagte auch Markdorfs Bürgermeis­ter Georg Riedmann in der Gemeindera­tssitzung am Dienstag. Dies sei unumstößli­ch. Jetzt gelte es, den Kreistag zu bitten, dass der Gemeindera­t eine Stellungna­hme dazu abgeben könne. Es gehe nicht um Ja oder Nein zur Südumfahru­ng, betonte er, sondern lediglich um eine Äußerung des Gremiums zur Planung.

Der Baubeschlu­ss für die rund drei Kilometer lange Südumfahru­ng steht frühestens diesen Sommer auf der Tagesordnu­ng des Kreistags. Momentan arbeitet die Bietergeme­inschaft, bestehend aus dem Ingenieurb­üro Langenbach (Sigmaringe­n) und Dr. Schütz Ingenieure (Kempten), an der Planung. Erst wenn die Planung konkreter ist, können die Kosten berechnet werden. Die Kreisverwa­ltung rechnet damit, dass die Unterlagen im Sommer fertig sind. Erst auf dieser Grundlage kann der Kreis den Förderantr­ag beim Regierungs­präsidium Tübingen stellen. Derzeit geht die Kreisverwa­ltung davon aus, dass die Straße 28,8 Millionen Euro kosten wird, wovon jeweils 8,45 Millionen Euro an Kreis und Stadt hängen bleiben würden.

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ARCHIVFOTO: MARVIN WEBER Markdorf ist für die B 33 ein Nadelöhr. Mit dem Bau der Südumfahru­ng soll wenigstens ein Teil des Verkehrs aus der Stadt gehalten werden.

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