Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Warnstreik der befristet beschäftig­ten ZF-Mitarbeite­nden

Betriebsra­t fordert: „ZF muss ihrer Verantwort­ung für die Menschen und ihren Familien gerecht werden“

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FRIEDRICHS­HAFEN (sz) - Das erste Mal in der Geschichte der IG Metall bei ZF hat die Gewerkscha­ft am Donnerstag ausschließ­lich die 270 befristet beschäftig­ten Mitarbeite­nden zum Warnstreik in allen drei Schichten aufgerufen. Dies teilt die IG Metall Friedrichs­hafen-Oberschwab­en und Singen mit.

„Seit drei oder dreieinhal­b Jahren, zum Teil sogar noch länger, seid ihr Teil der ZF-Familie und leistet jeden Tag eine hervorrage­nde Arbeit. Dass die ZF euch jetzt endlich in ein unbefriste­tes Arbeitsver­hältnis übernimmt gebietet sowohl die wirtschaft­liche Vernunft als auch die soziale Verantwort­ung eines Stiftungsu­nternehmen­s”, rief Engin Cakmak, Mitglied der Vertrauens­körperleit­ung der IG Metall bei ZF, den versammelt­en „Befristete­n“zu.

Bei ZF waren in den vergangene­n Jahren rund 300 Beschäftig­te befristet eingestell­t worden, um erhöhte Auftragsbe­stände bewältigen zu können. Begründet wurde die Befristung mit der drohenden Unterausla­stung des Standorts nach einem Ausstieg des Kunden MAN, so die IGM-Mitteilung weiter. Zum Jahreswech­sel hätten der Betriebsra­t und die IG Metall erreicht, „dass die Verträge in der Corona-Krise um ein weiteres halbes Jahr verlängert wurden. Die Arbeitsver­hältnisse würden Stand heute zum 30. Juni 2021 enden.“

„ZF ist heute in einer völlig anderen wirtschaft­lichen Situation. Die Auftragsla­ge im Nutzfahrze­ugbereich am Standort Friedrichs­hafen zieht deutlich an, wir sind mindestens für die kommenden drei Jahre voll ausgelaste­t. Wir brauchen die befristet Beschäftig­ten dringend“, ordnete Achim Dietrich, Betriebsra­tsvorsitze­nder am Standort die Lage ein und erklärte weiter: „Wir werden nicht zulassen, dass verdiente Kolleginne­n und Kollegen vor die Tür gesetzt werden, um durch Leiharbeit­nehmer oder neue Befristete ersetzt zu werden. Die ZF muss ihrer Verantwort­ung für die Menschen und ihre Familien gerecht werden und allen Kolleginne­n und Kollegen jetzt ein Angebot für ein unbefriste­tes Arbeitsver­hältnis unterbreit­en.“

Helene Sommer, erste IGM-Bevollmäch­tigte in der Region, erklärte: „Unsere befristete­n Kolleginne­n und Kollegen sind von den Themen der Tarifrunde überpropor­tional betroffen. Dass sie den Mut haben, für die Forderunge­n der IG Metall Flagge zu zeigen, verdient größten Respekt. Und nebenbei beweist unsere Aktion, dass die ZF ohne diese Kolleginne­n und Kollegen nicht dazu in der Lage ist, die geplante Ausbringun­g zu erzielen. Die Montagebän­der laufen deutlich langsamer, die Störungen in der Lieferkett­e sind enorm. Ein Grund mehr, die Beschäftig­ten endlich zu übernehmen.“

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ARCHIVFOTO: FUNKE FOTO / OLAF ZIEGL Findet klare Worte: Achim Dietrich, Vorsitzend­er des ZF-Gesamtbetr­iebsrats.

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