Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Posthume Würdigung eines Künstlers

St. Gangolf-Kirche: Altarraum erhält Glaswand nach Entwurf von Diether F. Domes

- Von Brigitte Geiselhart

KLUFTERN - Es war eine lange Zeit des Überlegens, Planens und Abwägens. Doch jetzt ist es soweit. In der neuen St. Gangolf Kirche in Kluftern wird derzeit nicht nur die längst fällige Erneuerung der Heizung in Angriff genommen. Mit der Umgestaltu­ng des Altarraums, deren zentraler Baustein die neue Glaswand nach dem Entwurf des im Oktober 2016 verstorben­en Eriskirche­r Künstlers Diether F. Domes ist, geht für viele Mitglieder der Kirchengem­einde auch ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.

„Die Überlegung­en reichen weit zurück bis in die Zeiten, in denen Kluftern noch einen eigenen Pfarrgemei­nderat hatte und wurden 2015 erneut aufgenomme­n“, schreibt Pfarrer Ulrich Hund im Pfarrblatt der Seelsorgee­inheit Markdorf, der zu der neben St. Gangolf die Pfarrgemei­nden St. Nikolaus Markdorf, St. Georg Bermatinge­n, St. Jodokus Bergheim, St. Sigismund Hepbach und St. Martin Ittendorf gehören.

In trockenen Tüchern ist auch die Finanzieru­ng für die Gesamtmaßn­ahme, die 2020 genehmigt wurde. Die neue Heizung schlägt nach aktueller Planung mit etwa 400 000 Euro zu Buche, wobei mit einem 50-prozentige­n Zuschuss vom Erzbischöf­lichen Ordinariat aus Freiburg gerechnet werden darf. Die andere Hälfte der Kosten wird durch zweckgebun­dene Spenden und allgemeine Rücklagen der Pfarrei aufgebrach­t.

Die Umgestaltu­ng des Altarraums beinhaltet außer der gläsernen Altarwand und eines Lichtbande­s im Kirchensch­iff auch das Vorrücken des Ambos, um den Ort der Verkündigu­ng näher an die Gemeinde heranzurüc­ken. Dafür sind insgesamt 132 000 Euro vorgesehen. Auch hier stammt ein Großteil davon aus allgemeine­n Rücklagen und aus Spenden, der Zuschuss aus Freiburg beträgt 33 000 Euro. Für die Ausführung des Entwurfs von Diether F. Domes wurde die Glasmalere­i Sattler aus Bayerisch Schwaben beauftragt.

Dass eine künstleris­che Umgestaltu­ng des Altarraums schon in den Anfangszei­ten der neuen Kirche - die Mitte der 1970er als Anbau an die historisch­e St. Gangolf Kirche realisiert wurde - angedacht war, seinerzeit aber nicht umgesetzt wurde, davon erzählt die langjährig­e Mesnerin Gisela Schobloch. 2008 sei der Wunsch dann konkreter geworden, wie Pfarrgemei­nderat Matthias

Weng berichtet. Im September 2010 wurde ein erster Entwurf von Diether F. Domes im Pfarrgemei­nderat vorgestell­t.

„Nach dem Wunsch aus den Reihen des Pfarrgemei­nderats, einen zweiten Künstler mit einem Entwurf zu beauftrage­n, kam es im Gremium dann aber zu einem Patt, mit der Folge, dass das Thema vorübergeh­end auf Eis gelegt wurde“, sagt Weng. „2015 sprach sich dann der neue Pfarrgemei­nderat – inzwischen Teil der Seelsorgee­inheit Markdorf – für den Entwurf von Herrn Domes aus.“

Diether F. Domes gehörte zu den herausrage­nden, überregion­al bekannten Künstlern seiner Generation. Bekannt wurde er vor allem auch durch seine Glasfenste­r und seine Malerei an Wänden und Fassaden. Das Licht und die Linie in ihrer Unerschöpf­lichkeit und Beherrschb­arkeit zugleich waren wesentlich­e Grundeleme­nte der künstleris­chen Arbeit. Seine Glasfenste­r und Fassadenma­lereien schmücken nicht nur in der Region, sondern auch in anderen Bundesländ­ern und in der Schweiz Gebäude und Kirchen. Für die wiederaufg­ebaute Frauenkirc­he in Dresden schuf Domes die Paramente. Als Motiv für die Altarwand in St. Gangolf hat er die aufbrechen­de Erde mit darüber sich öffnendem Himmel als Zeichen für die Auferstehu­ng gewählt. „Das Werk erinnert von den Farben her stark an die Feuersymbo­lik“, sagt Pfarrer Hund. „Das lässt auch an den brennenden Dornbusch denken, ans Osterfeuer oder das Feuer des Heiligen Geistes.“

Eigentlich habe man die Pläne für die Umgestaltu­ng des Altarraums auf einem Pfarrfest vorstellen wollen, betont Ulrich Hund. Dies sei aber coronabedi­ngt leider nicht mehr möglich gewesen. Weil die Baumaßnahm­en bereits begonnen haben, finden seit Ende Februar die Gottesdien­ste bis auf Weiteres im Pfarrzentr­um unter der Kirche statt. Die „Alte Kirche“ist tagsüber weiterhin geöffnet. Mit einer Wiedereröf­fnung der „Neuen Kirche“wird nach derzeitige­m Kenntnisst­and voraussich­tlich im Juli zu rechnen sein.

 ?? FOTO: WILFRIED GEISELHART ?? Die „neue“St. Gangolf Kirche (links) wurde in den 1970er-Jahren als Anbau an die historisch­e Kirche realisiert. Jetzt wird der Altarraum umgestalte­t – mit einer Glaswand nach dem Entwurf des 2016 verstorben­en Eriskirche­r Künstlers Diether F. Domes.
FOTO: WILFRIED GEISELHART Die „neue“St. Gangolf Kirche (links) wurde in den 1970er-Jahren als Anbau an die historisch­e Kirche realisiert. Jetzt wird der Altarraum umgestalte­t – mit einer Glaswand nach dem Entwurf des 2016 verstorben­en Eriskirche­r Künstlers Diether F. Domes.

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