Wissen Sie noch?

Wissen Sie noch? Vor einem Jahr, als alles gerade runtergefahren wurde, plötzlich im Terminkalender eine große Leere herrschte? Als weder Gottesdienste noch sonst irgendetwas möglich waren? Als abends zum Glockengeläut um 19.30 Uhr Kerzen in die Fenster gestellt wurden, Musik und Applaus von den Balkonen zu hören war? Erinnern Sie sich an Ostern 2020? Für mich als kirchlicher Mitarbeiter fehlte die Feier dieser für Christen so wichtigen Tage, sehr – meine Kolleginnen und Kollegen versuchten dennoch Akzente zu setzen, Gottesdienste oder Konzerte per Stream, Palmbuschen zum Mitnehmen, Impulse und Anregungen für Hausgottesdienste. Und ich selbst saß zu den normalen Gottesdienstzeiten allein in der Kirche und wachte, ging zum Sonnenaufgang am Ostermorgen mit der Osterkerze zum See.

Wenn ich so auf diese

Tage vor einem Jahr zurückblicke, dann war da viel Unsicherheit und Sorge aber auch wertvolle und intensive Zeit. Ich glaube, dass ich gerade in der Leere ausgefallener Termine und Gottesdienste sehr bewusst auf Ostern zugegangen bin, dass ich bewusster durch die Natur gegangen, bewusster mit Familie und Freunden Kontakt hatte. Eben gerade, weil wir uns alle, nicht wie bisher, treffen und Nähe spüren konnten. Ich glaube, dass uns diese Tage stark in Erinnerung bleiben. Aber nehmen wir auch die Intensität dieser Tage mit und versuchen sie irgendwie beizubehalten: Wie wertvoll es ist, sich wieder treffen zu dürfen, wie schön es irgendwann wieder sein wird, miteinander Feste zu feiern, zu singen und zu tanzen.

Jetzt liegt das zweite aus der Normalität gerissene Ostern vor uns. Wie wollen wir dieses Jahr diese Tage feiern? Bleibt auch Zeit in der kommenden Karwoche für etwas Besinnung und Erinnerung? Bleibt auch Zeit, den Frühling und das Wiederaufblühen des Lebens zu betrachten? – Das, was wir an Ostern im Rhythmus der Natur feiern: Tod und Leben, Trauer und Angst, aber auch Freude und Hoffnung, neues Leben!

Philip Heger, Pastoralreferent, Katholische Kirche, Friedrichshafen