Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Brückenangebote helfen während Corona
Projekt „Rucksack Grundschule“verlagert sein Angebot in der Pandemie ins Digitale
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Nicht zuletzt vonseiten der Politik wird immer wieder thematisiert, dass sich Schließungen und nur eingeschränkte Öffnungen von Kitas und Grundschulen nachteilig auf den Bildungserfolg von Kindern auswirken. Gerade in Zeiten einer Corona-Pandemie darf die Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit nicht aus dem Fokus geraten. Die Caritas BodenseeOberschwaben habe dies erkannt und zeitnah für ihre Sprachförderprojekte in Friedrichshafen coronakonforme Übergangskonzepte entwickelt, heißt es in einer Pressemitteilung. „Die Projektverantwortlichen haben ambulante Brückenangebote erarbeitet, die auf eine Bindung zu Familien auch außerhalb von Kitas und Schulen setzen“, berichtet die Leiterin des Caritasdienstes Familie und Migration Constanze Rauch.
Die Caritas-Sprachförderprojekte, die von der Stadt Friedrichshafen mitfinanziert werden, sind konzeptionell eng mit den Schulen und Kindergärten verzahnt. Aktuell wird das Sprachförderprojekt „Rucksack Grundschule“an der Albert-Merglen-Grundschule, der Ludwig-DürrGrundschule, der Pestalozzi-Grundschule, der Schreienesch-Grundschule sowie im Bosnischen Kulturverein „Kultur- und Sportgemeinschaft Sarajevo e.V.“angeboten. „Die Corona-Zeit stellt Familien vor große Herausforderungen. Mit unseren Sprachförderangeboten geben wir gezielt Unterstützung und Begleitung – auch für Familien, die aufgrund der Situation stärker benachteiligt sind“, sagt Diplom-Sozialpädagogin Seyda Sheikhi, die zusammen mit Caritas-Mitarbeiterin Sibel Kazankaya das Rucksack-SchuleProgramm koordiniert. Rucksack greife gezielt die Stärkung der Muttersprache und der deutschen Sprache
auf und fördere die Beteiligung der Eltern bei der Sprachentwicklung ihrer Kinder. Aktuell werden rund 34 Familien mit ganz unterschiedlichen Nationalitäten trotz Corona über das Sprachförderprogramm erreicht. „In diesen schwierigen Zeiten empfinden viele Rucksack-Eltern das Projekt als unterstützend und sind offen für neue Kommunikationskonzepte.“
Da die Gruppentreffen situationsbedingt auf digital umgestellt und auch die Materialen entsprechend digitalisiert wurden, können die Rucksack-Gruppen an den fünf Friedrichshafener Standorten weiterlaufen, so Seyda Sheikhi. Die ehrenamtlichen Elternbegleiterinnen verfügen über gute Beziehungsallianzen und ermöglichen trotz Corona ein verbindliches und hilfreiches Angebot. „Wir kommunizieren über
Telefon und andere digitale Kommunikationsformate regelmäßig mit den Eltern“, berichtet Derya Cetin, die sich seit zehn Jahren als Elternbegleiterin für Rucksack an der Pestalozzi-Schule engagiert. „Learning by doing“sei dabei für alle Beteiligten angesagt. „Die Elternbegleiterinnen unterstützen auch bei Fragen und Problemen in Sachen Homeschooling oder übersetzen, wenn schriftliche Mitteilungen und Informationen der Schulen nicht verstanden werden. Sie sind konstante Ansprechpartner für die teilnehmenden Familien und bieten Lösungen bei Fragen und Problemen oder leiten die Eltern an die entsprechenden Stellen weiter“, so Sibel Kazankaya. Darüber hinaus organisierten die Projektkoordinatorinnen vor Kurzem ein wöchentliches digitales Nachhilfeangebot, das von Schülern aus allen Rucksack-Gruppen genutzt wird.
Die Idee, die Rucksack-Materialien digital oder per Post zu versenden, wurde von den ehrenamtlichen Elternbegleiterinnen und den Eltern positiv aufgenommen. Regelmäßig erhalten die Familien vielfältige Materialien zur Sprachbildung mit verschiedenen Themen – analog zum aktuellen Schulstoff. Dazu gibt es wichtige mehrsprachige Informationen rund um das Thema Corona sowie hilfreiche nützliche Links zur Unterstützung in diesen besonderen Zeiten – beispielsweise Kontaktdaten der Beratungs- und Anlaufstellen vor Ort. „Auch die Lern-, Bastel- und Spielideen oder Rätsel- und Knobelaufgaben für eine sinnvolle und kindgerechte Freizeitgestaltung kommen gut an“, sagt Sevda Karakoca, Elternbegleiterin für das Rucksackangebot an der Albert-Merglen-Grundschule. Wie auch die anderen Elternbegleiterinnen steht sie in regelmäßigem persönlichem Kontakt mit den Familien. „Wir treffen uns auch mal auf Spielplätzen oder an anderen öffentlichen Stellen – natürlich unter Einhaltung der bestehenden CoronaRegeln“, erzählt sie. Die Elternbegleiterinnen haben ein offenes Ohr für die Sorgen und Anliegen der Familien. „Wir sehen, wie wichtig es gerade jetzt in diesen unsicheren Zeiten ist, in Kontakt zu bleiben“, so ihre Erfahrungen. Nachdem eine erste Befragung im ersten Lockdown zur Projekt-Evaluierung bei den Eltern recht positiv ausgefallen sei, werde aktuell eine zweite Befragung während der Corona-Pandemie durchgeführt, berichtet Seyda Sheikhi.
Infos
●» www.caritas-bodensee-oberschwaben.de
und Kontakt unter: