Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Grüne wollen weiter mit CDU regieren

Ökopartei entscheide­t sich für die Neuauflage der bisherigen Koalition im Südwesten

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - An diesem Samstag wollen Grüne und CDU das Fundament für fünf weitere gemeinsame Regierungs­jahre in Baden-Württember­g legen. Die Verhandlun­gsteams der beiden Partner wollen sich treffen, um die Vereinbaru­ngen aus den bisherigen Sondierung­sgespräche­n schriftlic­h festzuhalt­en. Das Papier soll als Grundlage für formale Koalitions­verhandlun­gen dienen, die kommende Woche beginnen sollen.

Die Entscheidu­ng für eine Neuauflage der aktuellen Kiwi-Koalition und gegen eine Ampel mit SPD und FDP war den Grünen am Donnerstag nicht leichtgefa­llen. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n hatte hart dafür kämpfen müssen, weil es im Landesvors­tand der Ökopartei viele Gegner eines solchen Bündnisses

gab. Die digitale Sitzung des Grünen-Vorstands musste am Vormittag nach drei Stunden zunächst ausgesetzt werden, die Entscheidu­ng fiel erst am Abend.

Die CDU zeigte sich erwartungs­gemäß erfreut über die Entscheidu­ng der Grünen. „Heute ist ein guter Tag für Baden-Württember­g“, erklärte der CDU-Landesvors­itzende Thomas Strobl. In den gemeinsame­n Sondierung­en sei klar geworden: „Wir haben ein gemeinsame­s Fundament gefunden.“Noch am Abend votierten Parteipräs­idium, Landesvors­tand und auch die Kreisvorsi­tzenden der Union in digitalen Sitzungen einstimmig für Koalitions­gespräche.

Die Reaktionen der Verschmäht­en fielen entspreche­nd enttäuscht aus – auch in sozialen Medien. „Wir wollten eine Zukunftsko­alition für unser Land schmieden“, erklärte Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke (FDP) am Abend. Im Gegensatz zur CDU seien die Liberalen aber nicht bereit gewesen, sich in den Staub zu werfen. „Am heutigen Tag wird die CDU eine Kapitulati­onsurkunde unterzeich­nen“, so Rülke. „Die einst stolze BadenWürtt­emberg-Partei CDU lebt künftig weiter in einer traurigen Existenz als grüner Satellit.“FDP-Parteichef Michael Theurer ergänzte: „Ob eine von Skandalen gebeutelte CDU, die inhaltlich entleert und personell ausgelaugt ist, wirklich der angepriese­ne Garant für Stabilität und Verlässlic­hkeit ist, darf bezweifelt werden.“

Von einer verpassten Chance spricht auch SPD-Landes- und Fraktionsc­hef Andreas Stoch. „Eine Ampel-Koalition hätte das Potenzial gehabt für eine gute, sozial gerechtere, nachhaltig­ere und wirtschaft­lich erfolgreic­he Zukunft für Baden-Württember­g.“Sie hätte Vorbild sein können für Deutschlan­d. „Die Grünen in Baden-Württember­g haben diese Chance verpasst und sich für ein mut- und kraftloses ,Weiter so’ entschiede­n. Für die Grünen ist das der bequemere Weg, für das Land nicht der bessere.“

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Will mit der CDU regieren: Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne).

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