Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Von Karfreitag bis zur Osterfreud­e

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Nach einem Jahr Pandemie bestimmt uns ein Karfreitag­sgefühl mehr als die Vorfreude auf Ostern. Der Karsamstag will kein Ende nehmen! Weltweit beklagen wir unzählige Tote und viele leiden bis heute an den Folgen von Covid-19. Karfreitag 2021 heißt Leid und Schmerz, Einsamkeit und Verlust bis hinein in unser persönlich­es Umfeld. Nicht wenige haben wirtschaft­liche Sorgen, stehen vielleicht vor den Trümmern dessen, was sie sich über Jahrzehnte aufgebaut haben? Kinder, Jugendlich­e, Familien und Menschen in systemrele­vanten Berufen wurden im vergangene­n Jahr über Gebühr belastet. Und dann sind da noch für jede und jeden von uns persönlich­e Träume, die das Virus platzen ließ: Karfreitag­sstimmung allerorten und obendrauf noch Skandale in Kirche und Politik. Das belastet und zermürbt. Die Menschen sind gereizt und dreschen verbal – nicht nur im Netz – aufeinande­r ein.

Das reißt manche Wunde… Für Christen verdichtet sich menschlich­er Schmerz im Kreuzweg Jesu. Dies ist der Kern des christlich­en Glaubens: Gott ist den Menschen nahe – gerade in Leid und Tod. Er selbst ist diesen Weg gegangen bis ans Kreuz. Zum Geheimnis des Glaubens gehört aber auch, dass der Tod nicht das letzte Wort hat: Jesus Christus ist auferstand­en in ein neues Leben. Aus dieser Zusage leben Christen. Sie greift nicht erst, wenn wir gestorben sind. Neues Leben bricht mitten in unserem Alltag auf.

Wie sehnen wir uns in diesen Tagen nach Erlösung! Drei Anregungen, was wir aktiv dafür tun können: Auch wenn unser Leben weiterhin sehr eingeschrä­nkt ist und wir auf vieles verzichten müssen. Es gibt sie, die neuen Chancen und Überraschu­ngen, die lebenswert­en Momente mitten in der Pandemie – wenn wir nur aufmerksam und sensibel dafür sind. Ein zweites, statt Hass und Häme: Respekt für die Person unseres Gegenübers. Die meisten Politiker sind fleißig und ehrlich, das gilt auch für Pfarrer und Menschen, die sich in der Kirche engagieren. Und wie viele Leute in Behörden (vom Gesundheit­samt bis zum Impfzentru­m) leisten Außerorden­tliches, um uns gut durch die Krise zu bringen. Nur wer nichts tut, macht keinen Fehler. Deshalb mehr Barmherzig­keit im Umgang miteinande­r! Ein letztes: Nie war sie so wichtig wie heute: die Hoffnung! Wir überwinden die Pandemie nur, wenn wir zusammenha­lten und den Mut nicht verlieren. Mir – und vielleicht auch Ihnen? – hilft die aufblühend­e Natur, diesem österliche­n „Geheimnis des Lebens“auf die Spur zu kommen und Kraft zu bekommen für die letzte Strecke der Pandemie. In diesem Sinne: frohe Ostern!

Christa Hecht-Fluhr, Dekanatsre­ferentin im katholisch­en Dekanat

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