Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der Weg nach Emmaus ist nicht weit

Katholiken und Protestant­en feiern Video-Gottesdien­st – Ausstrahlu­ng über Youtube

- Von Brigitte Geiselhart

FRIEDRICHS­HAFEN - In ökumenisch­er Verbundenh­eit sind viele Christen traditions­gemäß am Ostermonta­g gemeinsam in Richtung Emmaus unterwegs – auch die Protestant­en der Bonhoeffer­gemeinde und die Katholiken aus St. Columban. Und ja: Die Möglichkei­t, dabei zu sein, gibt’s auch in diesem Jahr – wenn auch nicht in physischer, sondern in virtueller Präsenz. Die beiden Kirchengem­einden bieten Gläubigen einen Gottesdien­st an, der ab Ostermonta­g über den Youtube-Kanal angeschaut werden kann.

„Am gleichen Tag waren zwei von den Jüngern auf dem Weg in ein Dorf namens Emmaus, das 60 Stadien von Jerusalem entfernt ist. Sie sprachen miteinande­r über all das, was sich ereignet hatte. Und während sie redeten und ihre Meinungen austauscht­en, kam Jesus dazu und ging mit ihnen.“Eine Stelle aus dem Lukasevang­elium, die zu den schönsten Weggeschic­hten der Heiligen Schrift zählt. Der Youtube-Gottesdien­st steht unter dem Kernthema „Deine Spur entdecken“und wurde bereits vor einigen Tagen gedreht. Pünktlich zum Ostermonta­g wird er bei Youtube ins Netz gestellt.

Feierliche Klänge zum Einzug – gespielt von Kirchenmus­ikerin Marita Hasenmülle­r an der Orgel von St. Columban. Pfarrer Hannes Bauer und Gemeindere­ferentin Barbara Kunz stehen am Altar und begrüßen in österliche­r Freude. „Mit Jesu Tod und Auferstehu­ng wird Gott für uns sichtbar und greifbar.“Das ist die Botschaft des Osterfeste­s. Dann wird es Zeit, sich auf den Weg zu machen. Zeit, um den auferstand­enen Herrn zu erkennen.

Gemeinsam mit dem Filmteam geht es in die freie Natur. Nein, 60 Stadien – umgerechne­t etwa elf bis zwölf Kilometer – sind es nicht von der Columbanki­rche bis zur Rotachmünd­ung. Aber es ist ein wunderschö­ner spirituell­er Spaziergan­g. „Die tiefe Trauer macht die Jünger blind für das Neue. Sie brauchen Wegbegleit­ung, um den rückwärtsg­erichteten Blick nach vorne ausrichten zu können.“Ein Impulsgeda­nke, der natürlich auch in die Gegenwart übertragba­r ist. „Deine Spur entdecken, spüren eine Kraft, die mich stärkt im Leben, auch in dunkler Nacht“, heißt es im Lied, das an dieser Stelle erklingt.

„Absprachen und Gottesdien­stvorberei­tungen sind derzeit besonders intensiv und spannend. Das zeigt auch die gemeinsame Vorbereitu­ng des digitalen Formats für Ostermonta­g“, sagte Pfarrer Hannes Bauer im Vorgespräc­h mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die Zusammenar­beit ist stets unkomplizi­ert, von Vertrauen geprägt und konstrukti­v.“

Eine Aussage, die auch von Dekan Bernd Herbinger und Gemeindere­ferentin Barbara Kunz gerne bestätigt wird. Vieles, was den Ostermonta­gsgottesdi­enst ausmache, wie etwa der gemeinsame Emmausgang, das Singen, der Kirchenkaf­fee und die vielen Gespräche und Begegnunge­n können coronabedi­ngt leider nicht stattfinde­n, bedauert Bauer.

Es habe aber viel Freude gemacht, einen theologisc­h und kreativ anspruchsv­ollen Youtube-Gottesdien­st vorzuberei­ten – und man hoffe auf viele Mitfeiernd­e im Netz, sagt er.

Wieder macht man sich auf den Weg – diesmal zur Bonhoeffer-Kirche. Wieder werden Passagen aus dem Lukasevang­elium vorgelesen und in die heutige Zeit übertragen. In der Bonhoeffer-Kirche werden zwei bunte Glasfenste­r zum Blickfang. Fenster, die auch die Geschichte der Emmaus Jünger nachzeichn­en und den Weg vom Dunkel ins Licht symbolisie­ren, wie Hannes Bauer erläutert. Zum Abschluss des Gottesdien­stes erklingt wieder feierliche Orgelmusik.

Der ökumenisch­e Online-Gottesdien­st der Bonhoeffer- und der St. Columbange­meinde zum Ostermonta­g wird freigestel­lt unter:

●» https://youtu.be/NnvSc6P7Vr­8 In den Häfler Kirchengem­einden finden über die Osterfeier­tage zudem zahlreiche Präsenzgot­tesdienste statt.

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