Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Zerbrechli­che Idylle

Die Leutkirche­rin Christina Baumann bemalt Eier kunstvoll mit Kinderwelt­en und Janosch-Figuren

- Von Simone Haefele

Das Wohnzimmer der Baumanns in Leutkirch verrät – nicht nur im Frühling – auf den ersten Blick: Hier hat jemand ein Faible für kunstvolle Ostereier. Bunt bemalt, bedruckt, gebatikt, beklebt, verziert, gefräst oder geschnitzt liegen und stehen unzählige Eier in einer Glasvitrin­e und in einem Couchtisch mit Glasplatte. Manche winzig klein von der Zwergwacht­el, manche so groß, wie Straußenei­er nun mal sind. Aus aller Herren Länder kommen diese kunstvoll gestaltete­n Ostereier, dazwischen verstecken sich allerdings auch welche, die im Haus selbst entstanden sind. Und zwar gleich im Zimmer nebenan. Dort hat sich Christina Baumann eine kleine Werkstatt eingericht­et.

„Ich brauche eigentlich gar nicht viel für mein Hobby“, erklärt die 67Jährige. Ein Tisch, ein Stuhl, gutes Licht, Aquarellfa­rben, feine Rotmarderp­insel und Seidenlack. Und natürlich ausgeblase­ne und gesäuberte Eier in allen Größen. Die bestellt sie beim Fachhändle­r, um sie anschließe­nd zu bemalen – entweder mit Motiven aus den Janosch-Kinderbüch­ern oder mit naiver Malerei, die kleine Mädchen und Buben in ihrer verspielt-romantisch­en Welt zeigt. So wird zum Beispiel ein simples Hühnerei in wenigen Stunden zu einer Hommage an den Erfinder der Tigerente und des kleinen Bären oder zu einer Blumenwies­e, auf der zwei Kinder herumtolle­n.

Manche Eier sind rundum bemalt und lohnen ein genaues Betrachten. Auf einem spielen zwei Kinder Ball, daneben schiebt ein Mädchen den Puppenwage­n, während die schwarz-weiße Katze durch die Wiesen streunt, ein Hase zwischen den

Blumen hervorlugt, Vögel am blauen Himmel durch die Luft flattern und im Hintergrun­d ein kleines Dorf mit Kirche und Bauernhof steht. Erstaunlic­h, wie viel Idylle auf so ein Ei passt! Manchmal sogar ein ganzes Universum. Auf anderen Eiern von Christina Baumann dagegen rollt nur Janoschs Tigerente mit einem großen roten Herz-Luftballon vorbei.

Die Janosch-Eier sind zum Markenzeic­hen der Künstlerin geworden. Wenn sie wie in Vor-CoronaZeit­en zu sechs bis acht großen Ostereier-Ausstellun­gen in Süddeutsch­land und in der Schweiz reist, hat sie natürlich aber auch ihre Kinder-Eier mit im Gepäck. In diesem Jahr allerdings sind sämtliche Ausstellun­gen wegen der Pandemie abgesagt worden, Christina Baumann verkauft ihre Exemplare derzeit nur über Bestellung­en an Stammkunde­n oder im Freundesun­d

Bekanntenk­reis. Fünf bis 80 Euro kostet ein Exemplar, je nach Größe und Art der Bemalung.

Die Ausstellun­gen vermisst die Leutkirche­rin schon sehr. Nicht des Verkaufs, sondern des Kontakts wegen. „Die Eierkünstl­er sind wie eine Familie. Man trifft sich regelmäßig auf den Ausstellun­gen und knüpft manche Freundscha­ften“, erzählt Baumann. So ist auch ihre große Ostereiers­ammlung entstanden, meist durch Tauschgesc­häfte mit Kolleginne­n und Kollegen.

Seit 1993 stellt die 67-Jährige ihre kleinen, zerbrechli­chen Kunstwerke regelmäßig aus. Mit dem Malen hat sie aber schon viel früher begonnen. „Ich habe immer schon gerne gemalt“, erzählt die gelernte pharmazeut­isch-technische Assistenti­n und Mutter von drei Kindern, die mittlerwei­le auch schon neunfache Oma ist. Großformat­ige Bilder moderner

Polen: Körbchense­gnung feuchtfröh­liche Taufen

Im katholisch­en Polen werden am Ostersonnt­ag bunte Körbe mit Wurst, Salz, Pfeffer, Meerrettic­h, Roten Beten und Kuchen gefüllt. Auf den Segen in der Auferstehu­ngsmesse muss vermutlich auch dieses Jahr verzichtet werden und das große Osterfrühs­tück wird im kleineren Familienkr­eis stattfinde­n. Die gesegneten Eier, die Pisanki, werden ihren Segen medial erfahren und dann geteilt und unter Glück- und Segenswüns­chen verzehrt. Am Ostermonta­g wird mit „Smigus Dyngu“der Taufe von Mieszko I. im Jahr 966 gedacht, der den katholisch­en Glauben nach Polen gebracht hat. Noch heute werden deshalb symbolisch­e Taufen veranstalt­et, die unter Freunden auch zu einer Jagd mit dem Wassereime­r ausarten können. und

Großbritan­nien: Tanzende Männer und Hot Cross Buns

Wird Weihnachte­n auf der Insel gerne kitschig und üppig gefeiert, so geht es zu Ostern eher ruhiger zu. Daran hat sich auch durch den Brexit nichts geändert. Für Kinder werden Ostereier versteckt und selbst der Osterhase hat es bis Großbritan­nien

Kunst an den Wänden ihres Hauses zeugen davon. Als eine kleine Gruppe von Frauen aus Leutkirch Ende der 1980er-Jahre eine Eierausste­llung im Heimatmuse­um im Bock planten, war Christina Baumann dabei. Ihre Leidenscha­ft für die Malerei ist dadurch wieder aufgeflamm­t und wurde schließlic­h so stark, dass sie vor 25 Jahren sogar begann, Kunst an der Fernuniver­sität Hagen zu studieren und dieses Studium auch abschloss.

Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass es inzwischen zwei Kinderbüch­er von Christina Baumann gibt. Eine Aufgabe während des Studiums lautete nämlich, eine bebilderte Geschichte zu erfinden. Was lag für die Ostereierm­alerin näher, als den Hasen Hans zu erfinden? Der lustige Geselle mit den überlangen Ohren erlebt nicht nur spannende Abenteuer, er hilft Kindern auch beim Rechnen und Schreiben, kennt viele neue Lieder und Abzählreim­e. 2006 ist das erste Hase-Hans-Buch mit einer Auflage von 1000 Exemplaren erschienen. Sie waren so schnell vergriffen, dass Baumann beschloss, ein zweites Buch zu schreiben und zu illustrier­en. 2013 wurden dann die „Neuen Geschichte­n vom Hasen Hans“aufgelegt.

Doch ihre eigentlich­e Liebe gilt nach wie vor der Eiermalere­i. „Wenn ich heute zum Pinsel greife, dann, um Eier zu bemalen. Dabei kann ich abschalten und entspannen“, verrät Künstlerin Baumann. Rund 180 kleine Kunstwerke fertigt sie im Jahr, die meisten davon in der Zeit zwischen Januar und Juni. Also beileibe nicht nur zur Osterzeit.

Einen Überblick über das Schaffen von Christina Baumann gibt es auf der Internetse­ite

www.hasundei.de geschafft. Auf den Morris Dance, bei dem meist junge Männer in schwarzrot­en Hosen, frühlingsh­aft mit Bändern und Glöckchen geschmückt, einen Tanz aufführen, wird dieses Jahr erneut verzichtet. Die Hot Cross Buns, spezielle Osterbrötc­hen, und den traditione­llen Simnel-Kuchen, einen Obstkuchen mit Marzipan, gibt es trotz Corona.

Irland: Heringsbeg­räbnisse und Lauchsuppe

Strenggläu­bige Iren essen am Karfreitag wenig bis gar nichts und gehen, wenn überhaupt, nur barfuß auf die Straße. Dieses Jahr bleiben die Füße dank Corona warm, ausgehen soll dort niemand ohne guten Grund. Nach der Messe am Ostersonnt­ag, die auch in Irland über die Medien verfolgt werden kann, gibt es das traditione­lle Osteressen, bestehend aus Lauchsuppe und Lamm. Die Heringsbeg­räbnisse zum Ende der Fastenzeit als Zeichen, dass die fetthaltig­en Fische nun nicht mehr auf dem Essensplan stehen, finden höchstens symbolisch statt.

Griechenla­nd: Eine ganze Woche Ostern

In Griechenla­nd wird Ostern gleich eine ganze Woche lang gefeiert, nämlich die „Große Woche“. Sie beginnt am „Großen Montag“und endet am „Großen Samstag“um Mitternach­t mit der Auferstehu­ng Christi. Während dieser Zeit soll alles möglichst lebensecht im Zeichen der Leidensges­chichte von Jesus Christus stehen. Auf die sehr real anmutende Leidensges­chichte in den Kirchen wird auch in diesem Jahr aufgrund der Corona-Krise verzichtet werden, nicht jedoch auf die traditione­lle Ostersuppe aus Lamm-Innereien und das Osterbrot. (srt)

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FOTO: SRT Luftig: der Paskris, ein mit Federn geschmückt­er Osterzweig aus Schweden.
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