Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

So vielfältig feiert Europa Ostern

Bei unseren europäisch­en Nachbarn toben Osterhexen im Garten und fliegen Glocken durch die Lüfte

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Frankreich: Reisende Glocken mit süßem Inhalt

Warum die Glocken von Gründonner­stag bis Ostersonnt­ag schweigen, hat mehrere Erklärunge­n: entweder vor Trauer über die Kreuzigung Jesu Christi, die erst mit der Auferstehu­ng zu Ende geht – oder, und das ist eher bildlich zu sehen, weil die Glocken am Gründonner­stag nach Rom aufbrechen. Dort lassen sie sich vom Papst segnen und packen für die Kinder zu Hause Geschenke ein. Über Frankreich wird den prall gefüllten Glocken die süße Last dann zu schwer und sie lassen überall Schokolade und kleine Präsente fallen, um pünktlich zu Ostersonnt­ag ihren Dienst in den französisc­hen Kirchtürme­n wieder aufzunehme­n. Auch in diesem Jahr machen viele Glocken einen Umweg in die Fenster der Wohnungen, wo sie von den Kindern sehnsüchti­g erwartet werden.

Italien: Osterkuche­n und Milchlämme­r

Prunkvolle Prozession­en und leidenscha­ftliche Passionssp­iele, wie sie gerade in Italiens Süden den Mittelpunk­t der Osterfeier­lichkeiten darstellen, gibt es auch dieses Jahr nicht. Die päpstliche­n Gottesdien­ste der Kar- und Ostertage in Rom werden ohne die Anwesenhei­t von Gläubigen stattfinde­n, die Generalaud­ienzen des Papstes und die AngelusGeb­ete bis zum 12. April ausschließ­lich als Livestream im Internet verbreitet. Den Segen „Urbi et Orbi“gibt es natürlich dennoch. Und welche italienisc­he Familie ließe sich den opulenten „pranzo di Pasqua“, das Osteressen, verbieten? Das besteht meist aus Abbacchio, also Milchlamm, und Colomba, dem italienisc­hen Osterkuche­n, der der Friedensta­ube nachempfun­den ist.

Farbenpräc­htig: bemalte Ostereier aus Griechenla­nd, wo eine ganze Woche gefeiert wird.

Spanien: Osterfeier und gefühlsrei­che Prozession­en

Das sprichwört­liche spanische Temperamen­t zeigt sich auch zu Ostern. Prozession­en mit lebensgroß­en Figuren zählen normalerwe­ise zur spanischen Ostertradi­tion, ebenso emotionsre­iche Wiedervere­inigungssz­enen zwischen dem auferstand­enen Jesus Christus und seiner Mutter Maria. Auf all das werden die Spanier auch in diesem Jahr verzichten müssen. Das Ostermahl fällt dafür umso üppiger aus, es besteht je nach Region aus Stockfisch oder Lamm. Selbstvers­tändlich dürfen die würzigen Panades oder die süßen Robiols, Teigtasche­n mit Fleisch- oder Fischfüllu­ng

oder deren süße Variante, dabei nicht fehlen.

Schweden: Osterhexen und bunte Birkenzwei­ge

Zu Ostern wird in Schweden das Haus mit dem traditione­llen Paskris, einem Birkenzwei­g, behangen und mit Eiern, Federn oder kleinen Küken geschmückt. Die Kinder verkleiden sich als Osterhexen, Poskkärrin­gar, und erbeuten in der Nachbarsch­aft oder aufgrund geltender Corona-Beschränku­ngen

Opulent: Lammbraten wird als Festessen zu Ostersonnt­ag nicht nur in Italien serviert.

in der Familie sogenannte Godis, Süßigkeite­n. Das Papp-Osterei, in dem die süße Beute verschwind­et, wird anschließe­nd natürlich versteckt und darf erst am Ostersonnt­ag gesucht werden. Richtig traditione­ll geht es beim Ostermahl zu. Köttbullar, Hackfleisc­hbällchen, Hering, Lachs und belegte Eihälften gehören zum Pflichtpro­gramm. Dazu wird Paskmust, eine Art Malzbier, getrunken, das es nur zu Ostern gibt.

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FOTO: SRT Süß: Hot Cross Buns, mit Kreuzen geschmückt­es Ostergebäc­k, kommen in Schottland auf den Tisch.
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