Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Dramatischer Start ins Play-off-Finale
VfB Friedrichshafen gibt 2:0-Satzführung gegen BR Volleys aus der Hand – Berlin jubelt dank Patch im Tiebreak
FRIEDRICHSHAFEN - Im Endspiel der Finalserie der Volleyball-Bundesliga haben die Berlin Recycling Volleys vorgelegt. Die Entscheidung in einem aufregenden Spiel gab es im Tiebreak, der Matchwinner hieß Benjamin Patch. Mit seinem Punkt zum 19:17 machte der US-Amerikaner den 3:2-Auswärtssieg (18:25, 19:25, 25:21, 25:19,19:17) beim VfB Friedrichshafen klar. VfB-Trainer Michael Warm analysierte: „Eigentlich waren es zwei Finalspiele. Wir waren gut vorbereitet und bis zum 16:13 im dritten Satz haben wir emotional und taktisch stark gespielt. Dann gab es zwei, drei unglückliche Schiedsrichterentscheidungen gegen uns, die nicht passieren dürfen. Darüber haben wir uns zurecht geärgert. Berlin wurde hochgespielt und wir sind von der Straße geflogen.“
Aufseiten der Friedrichshafener wurde vor dem Spiel gezittert. Es bestand die Befürchtung, auf den routinierten Libero Markus Steuerwald verzichten zu müssen. Doch trotz seiner Daumenverletzung gab der 32-Jährige grünes Licht. Auf ihn zählte Warm auch vorwiegend. Um Steuerwalds Daumen aber etwas zu schonen, kam in der Abwehr ebenso der zweite Libero Avery Aylsworth zu seinen Spielminuten. Ein weiteres Fragezeichen gab es aber nicht. Warm hatte die Qual der Wahl und überraschte auch mit einer Personalie. Er brachte den Rumänen Rares Balean statt Martti Juhkami auf der Außenangreiferposition. Ansonsten baute Warm auf das vertraute Stammpersonal. Der Franzose Nicolas Maréchal, Diagonalspieler Linus Weber, Kapitän Dejan Vincic und die Mittelblocker Marcus Böhme und Nehemiah Mote im Wechsel sollten es am Donnerstag hauptsächlich für den VfB richten.
Es war eine gute Wahl. Die Häfler waren sofort drin in dieser Finalserie und nahmen Berlin den Wind aus den Segeln. Dabei stoppten sie auch den ersten Jubel der Gäste. Die BR Volleys freuten sich über das vermeintliche 1:0 im ersten Satz, aber der VfB grätschte dazwischen. Die Häfler beriefen den Videobeweis ein und bekamen dann auch die Führung zugesprochen. Das Schiedsrichterteam
hatte eine Netzberührung der Berliner übersehen – 1:0 für den VfB. Für Friedrichshafen der Startschuss zu einer berauschenden Vorstellung. Pünktlich zum Play-off-Finale hatte der deutsche Rekordmeister sein hohes Niveau wieder gefunden. Jeder Spieler auf dem Feld erledigte seine Aufgabe hervorragend, es war eine Demonstration der Stärke und erinnerte sehr an die beiden Duelle in der Hauptrunde. Wieder dominierte der VfB die Partie nach Belieben. Das spiegelte sich auch im Ergebnis wider. Zuspieler Vincic zeigte seine außergewöhnlichen Qualitäten als Spielgestalter und vorne bewiesen die Häfler Angreifer große Effektivität.
Und so zogen die Häfler sehr deutlich davon, nach zwei WeberAssen stand es zwischenzeitlich 9:2. Die Berliner wussten gar nicht, wie ihnen geschieht. Selbst zwei frühe Auszeiten von Trainer Cedric Enard verfehlten ihre Wirkung. Immerhin steigerte sich das mit Topspielern gespickte Team danach etwas. Doch es wurde nicht mehr knapp. Der VfB blieb bis zum Schluss komfortabel in Führung und gewann den den ersten Satz mit 25:18. Es passte ins Bild, dass die BR Volleys den entscheidenden VfB-Punkt selbst beisteuerten – Benjamin Patch produzierte einen der vielen Berliner Aufschlagfehler.
Friedrichshafen zeigte sich auch im zweiten Spielabschnitt des Abends überlegen. Die eiskalten Angreifer Balean und Weber kannten weiter keine Gnade, dazu bewies Mote all seine Blockqualitäten und dazu besorgte auch noch Maréchal mit seiner ganzen Cleverness einige Zähler. Das Ergebnis: ein klarer Sieben-Punkte-Vorsprung. Doch nach dem Balean-Punkt zum 20:13 wachte Berlin auf. Timothee Carle blockte einen Weber-Angriffsschlag und leitete damit eine Berliner Aufholjagd ein – bis auf 19:22 pirschte sich der im Vorfeld leicht favorisierte Gast ran. Eine Auszeit bremste Berlin allerdings aus. Der groß gewachsene Böhme humorlos zum 23:19. Danach noch ein unpräziser Angriffsschlag von Carle und ein weiterer BöhmePunkt: 25:19 und 2:0 für den VfB.
Nun war es jedoch ein Spiel in der Zeppelin Cat Halle A1. Die Dominanz der Häfler verflog, jetzt begegneten sich beide Giganten auf Augenhöhe. Mit der Einwechslung von Pierre Pujol und besseren Aufschlägen boten die BR Volleys dem Gastgeber nun die Stirn. Dennoch erarbeitete sich der VfB zunächst wieder eine Führung. 11:9 stand es, als Berlin den Brasilianer Renan Michelucci verlor. Er verletzte sich und musste herausgetragen werden. Am Spielverlauf änderte sich danach erst einmal wenig. Es war eng, der VfB hatte aber leicht die Nase vorne. Beim Stand von 16:13 war der Sieg nicht mehr weit entfernt. Nach einem umstrittenen Pujol-Punkt zum 16:17 für Berlin, der VfB monierte einen technischen Fehler, schritt aber der Gast dem ersten Satzgewinn entgegen. Dem Gastgeber gelang keine Wende mehr. Ein fehlerhafter Angriffsschlag Weber besiegelte dann auch das 1:2 für Berlin, der dritte Satz endete 21:25.
Die BR Volleys spielten jetzt auf einem hohen Level und gingen mit Schwung in den vierten Satz. Hier legten sie auch vor, zwischenzeitlich stand es 8:12 oder 13:16. Warm wechselte. Es kamen Juhkami, Joe Worsley und Lukas Maase. Aber große Veränderungen brachte das nicht mehr mit sich. Anton Brehme machte das 25:19, Berlin glich zum 2:2 aus – Tiebreak.
Und dieser sollte zu einem echten Drama werden. Beide Mannschaften lieferten sich einen offenen Kampf, es gab Matchbälle auf beiden Seiten. Am Ende hatte aber Berlin das bessere Ende für sich und jubelte dank Patch über einen 3:2-Erfolg in Friedrichshafen.
Finalserie der Volleyball-Bundesliga („Best of Five“): Berlin – Friedrichshafen (So., 11. April, 17 Uhr); Friedrichshafen – Berlin (Do., 15. April, 18 Uhr); Berlin – Friedrichshafen (falls nötig, So., 18. April, 17 Uhr); Friedrichshafen – Berlin (falls nötig, Do., 22. April, 17.30 Uhr). Alle Finalspiele werden live bei Sport1 übertragen.
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