Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Trotz Ungewissheit: Lammgarten-Wirte sind bereit
Stadt Friedrichshafen verlängert Pachtvertrag um fünf Jahre – Öffnungstermin ist völlig unklar
FRIEDRICHSHAFEN - Planen, putzen, bauen: Die Wirte zwischen Yachthafen und Graf-Zeppelin-Haus bereiten sich und ihre Außengastronomie auf die Saison vor beziehungsweise sind längst bereit. Das Problem: Wegen der Corona-Pandemie ist völlig unklar, wann Minigolfplatz, Buchhorner Pavillon oder Ferdinand öffnen können. In einer kleinen Serie berichten die Pächter, wie sie die Zwangspause überstehen und welche Neuigkeiten auf ihre Gäste warten. Den Anfang machen die Lammgarten-Wirte.
„Ich bin gerade ein bisschen verzweifelt“, sagt Thomas Vogt, der mit seinem Bruder Stephan den Biergarten an der Häfler Uferstraße betreibt. Grund für die Krise: Normalerweise hätte der Lammgarten nach der Winterpause Ende März/Anfang April eröffnet. Doch wegen des Lockdowns müssen Gäste vorerst draußen bleiben.
Dazu kommt, dass Familie Vogt, zu der Eltern und weitere Geschwister gehören, die alle im Schaustellerund Gastgewerbe arbeiten, seit Oktober praktisch kein Geld verdienen kann. „Uns fehlen zum Beispiel die Einnahmen von Weihnachtsmärkten und Fasnetsveranstaltungen“, berichtet Thomas Vogt. Corona-Hilfen seien zum Teil eingetroffen, müssten partiell aber auch wieder zurückbezahlt werden. „Wir brauchen das Sommergeschäft. Wir wollen arbeiten und unsere Gäste wiedersehen.“
In der freien Zeit hat sich der Gastronom vor allem um Frau und Kinder gekümmert – und stellte fest, dass sein Nachwuchs schwer leidet, weil der soziale Kontakt zu den Freunden fehlt. Seine Einschätzung: „Die Krankheit ist zweifelsohne da, aber die Politik muss sich auch mit Nebenwirkungen wie diesen auseinandersetzen.“
Seit einigen Wochen sind die Brüder Vogt damit beschäftigt, den Lammgarten mit Platz für 600 Außensitzplätze frisch zu machen: „Wir wissen nicht, wann wir an den Start gehen können, müssen jedoch gerichtet sein.“Gerichtet sind unter anderem drei Kühlhäuser, die in einem Neubau hinter der Wirtschaft untergebracht sind. Die Investition lohne sich nur, „weil die Stadt Friedrichshafen unseren Pachtvertrag um fünf Jahre verlängert hat“, führt Thomas Vogt aus. Ein Zeichen dafür, dass die geplante Sanierung des Uferparks, wegen der zuletzt nur Pachtverträge mit einer Laufzeit von einem Jahr ausgegeben wurden, nicht so schnell in vollem Umfang umgesetzt wird.
Die vergangene Saison, die wegen der Pandemie erst am 19. Mai 2020 begonnen hatte, ist dem Wirt zufolge gut gelaufen. Und das, obwohl Veranstaltungen, die sonst einen übervollen Biergarten bescheren, wie Messen, Seehasenfest oder Kulturufer, nicht stattfanden. „Wir haben uns an die Corona-Regeln gehalten und hatten keine Probleme. Unser Konzept mit Abstand, Desinfektion und Gästeregistrierung ging auf. Deshalb verstehe ich auch nicht, dass die Gastronomie im Außenbereich komplett ausgebremst wird“, sagt Thomas Vogt.
Eins wird in diesem Jahr trotzdem anders laufen: Die Luca-App soll bei der Erfassung der Kontaktdaten die Zettelwirtschaft ersetzen. Und die Speisekarte, auf der nach wie vor Klassiker à la Wurstsalat oder Kässpätzle zu finden sind, verspricht ebenfalls Neues: „Wir bieten Nachos mit Dip an, und freitags gibt es Hähnchen. Vielleicht führen wir außerdem einen Pizza-Tag ein.“
Düster sieht es für den Hafenstadl aus, in den sich der alte Gastraum 2019 verwandelt hat und in dem im ersten Jahr bestens besuchte Partys stiegen: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Diskos oder Clubs, in denen Menschen eng beieinanderstehen, bald aufmachen dürfen“, erklärt Thomas Vogt. Und sein Bruder Stephan gibt in dem Zusammenhang zu bedenken: „Man muss beide Seiten sehen. Natürlich geht auch bei uns die Gesundheit vor, und wir wollen nichts riskieren. Aber die Veranstaltungsbranche liegt einfach seit mehr als einem Jahr vollkommen brach.“
Eine weitere Schwierigkeit: das Personal zusammenzubekommen. Einige Mitarbeiter seien in Kurzarbeit, andere arbeitslos gemeldet, säßen in ihrem Heimatland fest oder hätten die Branche gewechselt und würden jetzt beispielsweise in der Industrie arbeiten. Thomas Vogt: „Wir suchen noch Leute, im Großen und Ganzen steht das Team aber. Leider können wir nicht sagen, wann wir loslegen.“