Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Pflanzen, ernten und gemeinsam essen
Schüler des KMG und der Bodensee-Schule sind Teil der „Gemüse-Ackerdemie“
FRIEDRICHSHAFEN - Es ist soweit: Ab ins Beet – darauf freuen sich in diesen Tagen jede Menge Hobbygärtner. Einigen Schülern des KarlMaybach-Gymnasiums und der Bodensee-Schule St. Martin geht es ganz genauso. Im KMG ist die Gruppe „Offenes Gärtnern“als Angebot der Schulsozialarbeit bereits im zweiten Jahr am Start – und besteht mehrheitlich aus Mädchen und Jungs der Klassen sechs und sieben. Fünftklässler und Interessenten aus höheren Klassenstufen sind aber genauso willkommen.
Treffpunkt ist beim Schulgarten auf dem kleinen Pausenhof hinter dem Seitengelände der Schule. Hier wurden schon im vergangenen Schuljahr neue Gartenbeete angelegt und bepflanzt. Hintergrund ist die „Gemüse-Ackerdemie“– ein ganzjähriges theorie- und praxisbasiertes Bildungsprogramm, mit dem Ziel, die Wertschätzung von Lebensmitteln bei Kindern und Jugendlichen zu steigern. Dabei wird auch unterstützend unter die Arme gegriffen, um den Gemüseanbau an den mitmachenden Schulen so unkompliziert wir möglich zu gestalten. Die Zahlen sind beeindruckend: 2021 nehmen bundesweit 36 600 Kinder in 855 Schulen und Kitas teil. Insgesamt werden 48 500 Quadratmeter Ackerfläche mit 273 Gemüsesorten bepflanzt.
Mit viel Spaß wird an diesem Morgen von allen Beteiligten zu Werke gegangen. Die beiden Fünftklässler Niklas und Jakob haben Brokkoli- und Mangold-Pflanzen zur Hand genommen. Auch Rote und Gelbe Beete werden eifrig eingepflanzt. Die beiden zehnjährigen Jungs bringen schon ein wenig Erfahrung aus dem heimischen Garten mit. „Zuschauen, wie es wächst und anschließend essen, ist am schönsten“, sind sich Niklas und Jakob einig. Dieser Meinung sind auch die 13-jährige Emma und ihre zehnjährige Schwester Maja. „Ich hab schon letztes Jahr mitgemacht“, erzählt Emma. „Die Radieschen haben ein wenig holzig geschmeckt, weil wir mit der Ernte zu lange gewartet haben“, sagt sie lachend. „Das soll in diesem Jahr nicht mehr passieren.“Die Brüder Sonto und Noah sind derweil dabei, Salat einzupflanzen. Ob sie im April nicht Angst vor eventuellen Nachtfrösten haben? „Wir haben beschlossen, dass der Winter vorbei ist. Also gehen wir auf Risiko“, sagt Sonto mit großem Selbstbewusstsein.
„Hier geht es um keine EinmalVeranstaltung“, sagt Schulsozialarbeiter Marco Eckle. Man wolle das Thema „gemeinschaftliches Gärtnern“am KMG langfristig etablieren und so einen Beitrag für eine noch nachhaltigere Schule leisten.
„Learning by doing“ist Trumpf, wie auch Benjamin Henninges und Petra Lietz wissen, die als „Vertreter der Gemüse-Ackerdemie“bei den Pflanzaktionen in beiden Schulen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Man solle gejätete Unkräuter nicht wegwerfen, sondern sie trocken lassen und später als Mulchschicht wieder auf dem Ackerboden ausbringen und somit für eine biologische Düngung und einen natürlichen Kreislauf sorgen, so ein Tipp der Experten.
Gute Stimmung auch im neu angelegten Schulgarten der BodenseeSchule. Dort wird auch diskutiert, was ein Gärtner über die „Eisheiligen“wissen muss. „Wir holen uns den Bauernhof aufs Schulgelände“, sagen sich die 28 Schüler der 5c zusammen mit ihrer Klassenlehrerin Anita Sternegger. Mit im Beet ist neben der „Gemüse-Ackerdemie“auch der Internationale Verein „Bodenseegärten“. „Was für ein Glück, dass ich in dieser Klasse gelandet bin“, sagt die elfjährige Melissa voller Vorfreude. „Echt cool, dass wir das hier machen“, meint auch Mia, die gemüsetechnisch vor allem auf Karotten, Paprika und Kohlrabi steht. Wie wohl Schwarzwurzeln schmecken? Darauf sind die Mädels schon sehr gespannt. „Tolle Abwechslung“, sind sich Tom und Jonas einig. „An der frischen Luft zu sein, ist mal was ganz Anderes, als immer nur vor dem Heft zu sitzen und zu schreiben.“
Kartoffeln und Zwiebeln? Na klar. Fenchel, Sellerie oder Pastinaken? Warum nicht. Die Pflanzen, Stecklinge oder Samen kommen aus der BioGärtnerei. Es wird nicht chemisch gedüngt. Auch mit Gießwasser will man sparsam umgehen und lieber durch fleißiges Hacken dafür sorgen, dass der Boden locker und feucht bleibt. Bleibt die Frage, wer sich in den Pfingst- und Sommerferien um die Gemüsepflanzen kümmert. Im KMG denkt man an einen „Gartenbereitschaftsdienst“. In der Bodensee-Schule ist man noch in der Überlegungsphase. Mit soviel Fürsorge in den Schulgärten von KMG und Bodensee-Schule dürfte dem späteren gemeinsamen Ernten, Kochen und Essen nichts mehr im Wege stehen.