Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Towerstars gewinnen Overtime-Krimi
Ravensburg geht in der Viertelfinalserie gegen die Tölzer Löwen mit 2:1 in Führung
BAD TÖLZ - Was für ein Krimi! Etwas mehr als 86 Minuten brauchten die Ravensburg Towerstars am Montagabend gegen die Tölzer Löwen, um das dritte Spiel der Play-off-Viertelfinalserie zu gewinnen. Das 1:2 in der zweiten Overtime besorgte Joshua Samanski. Dadurch haben die Towerstars am Mittwoch (19.30 Uhr) in der CHG-Arena die erste Chance, ins Halbfinale einzuziehen.
Nachdem sowohl die Tölzer als auch die Towerstars jeweils eines der ersten beiden Viertelfinals gewonnen hatten, hing über dem dritten Duell vor allem eine Frage: Wer holt sich den Matchpuck in der Serie? Nicht weniger wichtig war die Frage nach den Spielern, die überhaupt noch auflaufen konnten. Denn der Samstagabend hatte einige Ausfälle erahnen lassen. Und die schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich. Bei den Tölzern mussten Manuel Edfelder (nach seinem Autounfall am Samstagmorgen) und Lubor Dibelka (der humpelnd das Ravensburger Eis verlassen hatte) passen. Bei den Towerstars war Kilian Keller nach dem heftigen Bandencheck, der ihn direkt ins Elisabethenkrankenhaus in Ravensburg befördert hatte, nicht mit dabei. Während die Löwen ihren Kader mit den Nachwuchsspielern Anton Engel und Niklas Hörmann auffüllten, kehrte bei den Towerstars der junge Verteidiger Eric Bergen zurück.
Ravensburgs Trainer Marc Vorderbrüggen setzte in der Offensive auf eine erste Reihe, die sich im Schlussdrittel von Spiel zwei gefunden hatte. Da hatten Andreas Driendl, John Henrion und Joshua Samanski mit einer Traumkombination den Ausgleich geschafft und die Verlängerung ermöglicht. Zwei Tage später machten sie in Tölz auf diesem Niveau weiter, wenn auch der Torerfolg zunächst ausblieb. Beide Mannschaften begannen verhalten und auf die Defensive konzentriert. Interessant wurde es erstmals, als Mathieu Pompei und Andrew Kozek gleichzeitig auf die Strafbank mussten. Doch den Tölzern, denen Max French und Dibelka im Powerplay fehlen, fiel nichts ein; die Towerstars verteidigten mühelos. Ihrerseits schafften es die Ravensburger aber ebenfalls nicht, aus einer doppelten Überzahl, die allerdings nur 30 Sekunden währte, die Führung zu machen. Das erste Tor fiel auf der anderen Seite. Bei einem Konter bediente Topscorer Marco Pfleger seinen Kapitän Philipp Schlager – der überwand Olafr Schmidt mit einem präzisen Schuss zum 1:0 (18.). Kurz darauf hatte Schmidt, der wieder den Vorzug vor Jonas Langmann erhielt, eine doppelte Gelegenheit, sich auszuzeichnen. Zweimal hielt er innerhalb weniger Sekundenbruchteile, als die Tölzer schon wieder in Überzahl waren und anrannten. So blieb es zur Pause wenigstens nur beim knappen Rückstand.
Das zweite Drittel begann mit deutlich mehr Tempo von beiden Teams, wobei die Tölzer wesentlich torgefährlicher waren. Maximilian Leitner (27.) traf bei einem Konter nur den Pfosten, die Towerstars ließen dagegen den letzten Biss vermissen. Dass es beim knappen Rückstand blieb, war einzig Goalie Schmidt zu verdanken, der erst gegen Pfleger (34.) und Thomas Merl (35.) großartig hielt, dann auch in einer Unterzahl auf dem Posten war. Den größten Aufreger des Drittels gab es wenige Sekunden vor der Pausensirene: Andreas Schwarz checkte Andreas Driendl auf offenem Eis und wurde mit einer Spieldauerstrafe in die Kabine geschickt – sehr zum Unverständnis der Tölzer.
Der Schlussabschnitt begann somit – ohne Driendl – mit einer mehr als vier Minuten dauernden Überzahl für die Towerstars. Die Tölzer Defensive stand aber sehr gut, besonders Goalie Maximilian Franzreb zeichnete sich mehrfach aus – zweimal gegen Robbie Czarnik, einmal gegen Henrion. Insgesamt machten die Towerstars aber viel zu wenig aus dem langen Powerplay gegen die nur noch mit vier Verteidigern ausgestatteten Löwen. Es brauchte eine unglückliche Situation mit Hauptschiedsrichter Roland Aumüller, der in der neutralen Zone gleich zwei Tölzer behinderte, um Ravensburg den nötigen Freiraum zu verschaffen. Henrion profitierte, lief allein auf Franzreb zu und traf zum 1:1 (48.). Das gab Auftrieb. Und die Tölzer wurden wieder müde. Die Towerstars hatten plötzlich klare Feldvorteile. Und sie erspielten sich Chancen. Henrion näherte sich an, dann versuchte es James Bettauer (beide 58.), auch Czarnik probierte es immer wieder (59.) – aber Franzreb hielt. Wie in Spiel zwei ging es in die Verlängerung.
In der Overtime spielten beide Mannschaften voll auf Sieg. Die Ravensburg schwächten sich zwischenzeitlich zwar unnötig, weil erst David Zucker und später Czarnik auf die Strafbank mussten; beide Powerplays überstanden sie aber unbeschadet. Chancen gab es auf beiden Seiten in Hülle und Fülle, die Goalies waren aber in Bestform. So blieben die ersten 20 Minuten Overtime torlos und es musste eine zweite Verlängerung her. Da war beiden Teams längst anzumerken, dass es spät war. Den Tölzern aber etwas mehr. Und Ravensburg nutzte das: Joshua Samanski traf zum 1:2-Siegtreffer – nach mehr als 86 Minuten!
Tölzer Löwen - Ravensburg Towerstars 1:2 n.V. (1:0, 0:0, 0:1/ 0:1)
Tore: 1:0 (17:31) Philipp Schlager (Pfleger, Schwarz), 1:1 (47:10) John Henrion (Sezemsky), 1:2 (86:03) Joshua Samanski (Hospelt)
Strafen: Tölz 9 Minuten + Spieldauer gegen Andreas Schwarz (wegen Check gegen Kopf), Ravensburg 12 Minuten Zuschauer: 0 Serienstand: 1:2 (Best of Five).