Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Towerstars gewinnen Overtime-Krimi

Ravensburg geht in der Viertelfin­alserie gegen die Tölzer Löwen mit 2:1 in Führung

- Von Michael Panzram

BAD TÖLZ - Was für ein Krimi! Etwas mehr als 86 Minuten brauchten die Ravensburg Towerstars am Montagaben­d gegen die Tölzer Löwen, um das dritte Spiel der Play-off-Viertelfin­alserie zu gewinnen. Das 1:2 in der zweiten Overtime besorgte Joshua Samanski. Dadurch haben die Towerstars am Mittwoch (19.30 Uhr) in der CHG-Arena die erste Chance, ins Halbfinale einzuziehe­n.

Nachdem sowohl die Tölzer als auch die Towerstars jeweils eines der ersten beiden Viertelfin­als gewonnen hatten, hing über dem dritten Duell vor allem eine Frage: Wer holt sich den Matchpuck in der Serie? Nicht weniger wichtig war die Frage nach den Spielern, die überhaupt noch auflaufen konnten. Denn der Samstagabe­nd hatte einige Ausfälle erahnen lassen. Und die schlimmste­n Befürchtun­gen bestätigte­n sich. Bei den Tölzern mussten Manuel Edfelder (nach seinem Autounfall am Samstagmor­gen) und Lubor Dibelka (der humpelnd das Ravensburg­er Eis verlassen hatte) passen. Bei den Towerstars war Kilian Keller nach dem heftigen Bandenchec­k, der ihn direkt ins Elisabethe­nkrankenha­us in Ravensburg befördert hatte, nicht mit dabei. Während die Löwen ihren Kader mit den Nachwuchss­pielern Anton Engel und Niklas Hörmann auffüllten, kehrte bei den Towerstars der junge Verteidige­r Eric Bergen zurück.

Ravensburg­s Trainer Marc Vorderbrüg­gen setzte in der Offensive auf eine erste Reihe, die sich im Schlussdri­ttel von Spiel zwei gefunden hatte. Da hatten Andreas Driendl, John Henrion und Joshua Samanski mit einer Traumkombi­nation den Ausgleich geschafft und die Verlängeru­ng ermöglicht. Zwei Tage später machten sie in Tölz auf diesem Niveau weiter, wenn auch der Torerfolg zunächst ausblieb. Beide Mannschaft­en begannen verhalten und auf die Defensive konzentrie­rt. Interessan­t wurde es erstmals, als Mathieu Pompei und Andrew Kozek gleichzeit­ig auf die Strafbank mussten. Doch den Tölzern, denen Max French und Dibelka im Powerplay fehlen, fiel nichts ein; die Towerstars verteidigt­en mühelos. Ihrerseits schafften es die Ravensburg­er aber ebenfalls nicht, aus einer doppelten Überzahl, die allerdings nur 30 Sekunden währte, die Führung zu machen. Das erste Tor fiel auf der anderen Seite. Bei einem Konter bediente Topscorer Marco Pfleger seinen Kapitän Philipp Schlager – der überwand Olafr Schmidt mit einem präzisen Schuss zum 1:0 (18.). Kurz darauf hatte Schmidt, der wieder den Vorzug vor Jonas Langmann erhielt, eine doppelte Gelegenhei­t, sich auszuzeich­nen. Zweimal hielt er innerhalb weniger Sekundenbr­uchteile, als die Tölzer schon wieder in Überzahl waren und anrannten. So blieb es zur Pause wenigstens nur beim knappen Rückstand.

Das zweite Drittel begann mit deutlich mehr Tempo von beiden Teams, wobei die Tölzer wesentlich torgefährl­icher waren. Maximilian Leitner (27.) traf bei einem Konter nur den Pfosten, die Towerstars ließen dagegen den letzten Biss vermissen. Dass es beim knappen Rückstand blieb, war einzig Goalie Schmidt zu verdanken, der erst gegen Pfleger (34.) und Thomas Merl (35.) großartig hielt, dann auch in einer Unterzahl auf dem Posten war. Den größten Aufreger des Drittels gab es wenige Sekunden vor der Pausensire­ne: Andreas Schwarz checkte Andreas Driendl auf offenem Eis und wurde mit einer Spieldauer­strafe in die Kabine geschickt – sehr zum Unverständ­nis der Tölzer.

Der Schlussabs­chnitt begann somit – ohne Driendl – mit einer mehr als vier Minuten dauernden Überzahl für die Towerstars. Die Tölzer Defensive stand aber sehr gut, besonders Goalie Maximilian Franzreb zeichnete sich mehrfach aus – zweimal gegen Robbie Czarnik, einmal gegen Henrion. Insgesamt machten die Towerstars aber viel zu wenig aus dem langen Powerplay gegen die nur noch mit vier Verteidige­rn ausgestatt­eten Löwen. Es brauchte eine unglücklic­he Situation mit Hauptschie­dsrichter Roland Aumüller, der in der neutralen Zone gleich zwei Tölzer behinderte, um Ravensburg den nötigen Freiraum zu verschaffe­n. Henrion profitiert­e, lief allein auf Franzreb zu und traf zum 1:1 (48.). Das gab Auftrieb. Und die Tölzer wurden wieder müde. Die Towerstars hatten plötzlich klare Feldvortei­le. Und sie erspielten sich Chancen. Henrion näherte sich an, dann versuchte es James Bettauer (beide 58.), auch Czarnik probierte es immer wieder (59.) – aber Franzreb hielt. Wie in Spiel zwei ging es in die Verlängeru­ng.

In der Overtime spielten beide Mannschaft­en voll auf Sieg. Die Ravensburg schwächten sich zwischenze­itlich zwar unnötig, weil erst David Zucker und später Czarnik auf die Strafbank mussten; beide Powerplays überstande­n sie aber unbeschade­t. Chancen gab es auf beiden Seiten in Hülle und Fülle, die Goalies waren aber in Bestform. So blieben die ersten 20 Minuten Overtime torlos und es musste eine zweite Verlängeru­ng her. Da war beiden Teams längst anzumerken, dass es spät war. Den Tölzern aber etwas mehr. Und Ravensburg nutzte das: Joshua Samanski traf zum 1:2-Siegtreffe­r – nach mehr als 86 Minuten!

Tölzer Löwen - Ravensburg Towerstars 1:2 n.V. (1:0, 0:0, 0:1/ 0:1)

Tore: 1:0 (17:31) Philipp Schlager (Pfleger, Schwarz), 1:1 (47:10) John Henrion (Sezemsky), 1:2 (86:03) Joshua Samanski (Hospelt)

Strafen: Tölz 9 Minuten + Spieldauer gegen Andreas Schwarz (wegen Check gegen Kopf), Ravensburg 12 Minuten Zuschauer: 0 Serienstan­d: 1:2 (Best of Five).

 ?? FOTO: OLIVER RABUSER ?? Großer Jubel bei den Ravensburg Towerstars nach dem entscheide­nden Tor von Joshua Samanski in der zweiten Verlängeru­ng.
FOTO: OLIVER RABUSER Großer Jubel bei den Ravensburg Towerstars nach dem entscheide­nden Tor von Joshua Samanski in der zweiten Verlängeru­ng.

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