Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Uferpromenade: Stadt spart sich Blumen
Weil der Haushalt nicht genehmigt ist, bleiben die Beete vorerst leer
FRIEDRICHSHAFEN - Wer derzeit an Friedrichshafens Uferpromenade entlang spaziert, könnte glauben, dass die Corona-Lockdowns und Notbremsen sich auch auf die Natur auswirken. Denn leer sind nicht nur die Straßen, sondern auch die Blumenbeete. Grund für die Ödnis am See: Die Stadt muss sparen.
Die Häflerin Irmgard Timoreit vermisst die gewohnte Blütenpracht, die in den Uferanlagen schon längst sprießen müsste. „Ich wunderte mich sehr, dass die Blumenrabatten immer noch im Winterschlaf liegen. An Ostern war dort kein Blümchen zu sehen – außer den Narzissen, die jedes Jahr von alleine wiederkommen“, sagt sie.
Dass die Beete in diesem Frühjahr von der Stadt offensichtlich nicht bepflanzt werden, versteht sie nicht. „Gerade in der jetzigen Zeit von Corona müsste man doch den Menschen eine Freude machen und ihnen nicht noch zusätzlich die Freude nehmen.“In früheren Jahren habe man an der Promenade durch den Anblick der Blumen zuverlässig Kraft schöpfen können. „Jetzt sehen wir nur zu der maroden Uferstraße noch das Grauen der leblosen Blumenanlagen.“
Aber was sind die Gründe dafür? Ist die Stadt infolge der Coronakrise finanziell so sehr gebeutelt, dass sie bei den Ausgaben für Blumen den Gürtel enger schnallt? Eine Sprecherin der Stadt widerspricht diesem Verdacht zumindest nicht grundsätzlich. „Aufgrund der wirtschaftlichen Situation der Stadt mussten pauschale Kürzungen im Haushalt vorgenommen werden, die auch
Auswirkungen auf die Begrünung haben können.“Dass aus den Beeten bislang nur der Löwenzahn sprießt, hat aber trotzdem eine andere Ursache, erläutert die Sprecherin „Der Gemeinderat konnte Corona-bedingt
erst am 29. Juni 2020 den Haushalt für das laufende Jahr 2020 beschließen. Der Satzungsbeschluss zum Haushalt wurde dann dem Regierungspräsidium Tübingen zur Genehmigung vorgelegt. Bis zur Genehmigung durch das Regierungspräsidium befand sich die Stadt in der vorläufigen Haushaltsführung. Dabei sind nur Ausgaben erlaubt, zu denen die Stadt rechtlich verpflichtet ist oder mit denen laufende Vorhaben weitergeführt werden.“
Und weil die Schaffung einer bunten Blütenpracht leider keine Pflichtaufgabe ist, waren der Stadt die Hände gebunden. Denn Herbst- und Frühjahrsbepflanzung hätte genau zu dieser Zeit bestellt werden müssen, als die Stadt sich auf ihre Pflichten beschränken musste. „Deshalb konnten keine Herbst- und Frühjahrspflanzen gekauft werden“, sagt die Sprecherin.
„Nach dem Abräumen der Sommerbepflanzung wurden in den Beeten des Uferparks sowie auf dem Bahnhofsvorplatz deshalb keine Stiefmütterchen, Blumenzwiebeln und anderes eingepflanzt.“Es sei aber geplant, ab Mitte Mai, nach den Eisheiligen, die Beete mit Sommerblumen zu bepflanzen.
Womit nicht gesagt ist, dass die Bepflanzung so üppig sein wird, wie man das bisher gewohnt war. „In der aktuellen Haushaltssituation und mit Blick auf die Finanzlage wurden auch hier Einsparungen beschlossen“, sagt die Sprecherin der Stadt. Überdies hängt auch der Haushalt für das laufende Jahr bislang beim Regierungspräsidium fest. Es muss ihn demnach absegnen, damit die Beete umfänglich bestückt werden können.